Posted by: HeinzH.
Re: Pedelec - 05/10/12 09:06 AM
In Antwort auf: falk
Ich glaube, Du hast gerade die Planstelle des einsamen Rufers in der Wüste.(.....)
Moin Falk,
wenn ich diesen meinen Thread zu Grunde lege, bin ich sooo einsam nicht....
Tatsächlich ist es bemerkenswert, daß etliche innovative Pedelecs nicht von der Industrie entwickelt wurden und damit "schlüsselfertig" käuflich sind, sondern von versierten Tüftlern, die im oben verlinkten Forum schreiben und diskutieren.
Wer vor Jahren die Entwicklung neuzeitlicher Dioden-Fahrradbeleuchtung verfolgt hat, dem kommt dies ziemlich bekannt vor. Auch hier waren es etliche versierte Einzelpersonen, welche die neue Technik voranbrachten, während nahezu die gesamte Fahrradteileindustrie vor sich hin trantütete.
Statt von diesen privaten Innovationsquellen zu profitieren versucht man diese zu verstopfen, in dem man beispielsweise die Nachrüstung von Fahrrädern mit Pedelec Antriebssystemen zu diskreditieren versucht. Natürlich ist es ärgerlich, wenn von Edelbastlern hochwertige Pedelecs im Gewichtsbereich von vierzehn (auf RR-Basis) bis achtzehn Kilogramm auf die Räder gestellt werden und diese auch noch halten*. Mein faltbares Liegetrike(!) wiegt mit komplettem, selbst eingebauten Pedelec Antriebssystem (und drei schweren Marathon plus Reifen) 23,9 Kilogramm und damit nur etwa ein Kilogramm mehr als diverse höherwertige Pedelecs mit klingenden Namen. Wenn ich ein "Edelbastler" wäre, könnte ich durch Umrüstung auf verschiedene Leichtbauteile, wie z.B. einem Carbon-Tretlagerausleger, das Gewicht ohne Stabilitätseinbußen weiter senken.
Die Hersteller bieten momentan überwiegend (zu)schwere ohne eUnterstützung unfahrbare fahrbare Pedelecs an und ziehen sich damit eine Klientel heran**, welche meint, ohne eUnterstützung nicht mehr radeln zu können.
Damit dies nicht auffällt, werden diese als "sportlich" bezeichnet; sogar Modellbezeichnungen wie "Randonneur" kommen vor.
Welche Begriffsblasphemien: Wenn ein 22 Kilogramm schwerer Pedelecpanzer ein sportlicher "Randonneur" sein soll, dann ist jeder Treppenlift sportlich.
Diese Pedelecs haben sicherlich auch ihre Einsatzbereiche, wie sie Axel weiter oben formuliert hat. Aber man sollte sie nicht als teure(!) Spitze der technischen Entwicklung darstellen.
Von meinem ADFC, ich bin Mitglied fast von Gründung an, erwarte ich, daß er die Pedelec-Entwicklung mit der für eine unabhängige Instanz gebotenen *kritischen Distanz* begleitet. Das ist zur Zeit nicht nur nach meinem Eindruck nicht der Fall und sorgt z.Z. für muntere Mitgliederdiskussionen an denen auch ich lokal beteiligt bin.
Beim kleinen aber feinen HPV Deutschland e.V. ist man diesbezüglich weiter und bietet privaten Entwicklern seit Langem undogmatisch eine Darstellungs- und Diskussionsplattform.
Das wäre es erst einmal von mir,
Gruß aus Münster,
HeinzH.
*Wenn ich das Pedelecforum als Informationsgrundlage betrachte, ist es nicht völlig ausgeschlossen, daß *relativ* mehr Rahmen von Fertigpedelecs brechen als von Selbstumrüstungen oder Selbstbauten. Auch Markenhersteller sind betroffen.
Die Basisfahrräder/Rahmen/Komponenten von Selbstumrüstungen sind häufig hochwertiger als die der Hersteller.
Der häufigster Schaden bei Selbstumbauten scheint das Herausdrehen des Nabenmotors aus dem Ausfallende wegen Verzicht auf Drehmomentstütze zu sein. Dabei bleibt das Laufrad i.d.R. "drin", das jeweilige Ausfallende aber ist dann unreparierbar aufgeweitet.
**Von Teilen dieser Pedelecfahrer werden Wünsche artikuliert, das Pedelec-Design mehr vom "Banalfahrrad" abzuheben, vor allem aber will man mehr Watt für mehr Sportlichkeit.