Antriebsverschleiß mit/ohne Kettenspanner
Posted by: Anonymous
Antriebsverschleiß mit/ohne Kettenspanner - 01/11/16 10:58 AM
Liebe Foristi,
zu den verschiedenen Regeln/Threads bzgl. Antriebsverschleiß stellt sich mir folgende Frage, wenn man die drei wesentlichen Kombinationen aufzählt:
1) Kettenschaltung, offene Kette: am empfindlichsten gegen Ketten-/Ritzelverschleiß, da die Schalteigenschaften negativ beeinflußt werden und weiterhin die Kette aus den Schaltwerk in das Ritzel einlaufend, die Zähne hochsteigt. Weil viel Kettentrum nur unter leichtem Federzug verfügbar ist, wird das nicht unterbunden.
2) Nabenschaltung/SSP, offene Kette, Kettenspanner: die Schalteigenschaften sind nicht das Thema, aber das Hochsteigen der verschleißenden Kette auf die Ritzelzähne dürfte doch auch hier vorkommen und damit die Grenze bilden?
3) Nabenschaltung/SSP, offene Kette, kein Kettenspanner: Hier müßte doch von Anfang an das Verschleißbild der Ritzelzähne etwas anders sein, weil aufgrund des fehlenden, gefederten Kettentrums ein Hochsteigen der Kette von Verschleißbeginn an regelrecht abgewürgt wird. Nur hier ist Betrieb bis zum kompletten Untergang des Ritzels möglich. Ob und wie weit das sinnvoll ist, wäre ein andere Frage. Das folgende Bild geht mMn zu weit und verursacht Zahnschmerzen:
http://velotraum.de/news/dorothee-flecks-velotraum-nach-40000-km-weltreiseStimmt die obige Beschreibung und die Einschätzung daraus, paßt das zu den Erfahrungen?
Die sonstigen Pros/Cons zum Kettenspanner sind in alten Threads ausgiebig diskutiert und gut nachzuvollziehen, das wäre jetzt nicht die Frage.
Posted by: Polyflux
Re: Antriebsverschleiß mit/ohne Kettenspanner - 01/11/16 12:49 PM
Aua, aua! Aber sie schreibt ja, die Kette wäre noch nicht durchgerutscht !

Auf
diesem Bild kommt es noch krasser.
Posted by: maush
Re: Antriebsverschleiß mit/ohne Kettenspanner - 01/11/16 01:08 PM
das von dir genannte "hochsteigen" passiert m.E. durch die Zugspannung vom Kettenblatt zum Ritzel. Ob mit oder ohne Kettenspanner dürfte da nichts ausmachen.
Das Bild von Velotraum mit dem Ritzel hatte ich auch schon mal gesehen. Wie man damit noch fährt, ohne das es durchrutscht, ist mich schleierhaft.
Posted by: ohne Gasgriff
Re: Antriebsverschleiß mit/ohne Kettenspanner - 01/11/16 01:17 PM
Wie man damit noch fährt, ohne das es durchrutscht, ist mich schleierhaft.
Das geht eben nur ohne Kettenspanner. Weswegen die Kette aufsteigt, hast du richtig beschrieben, aber sie kann es nur, wenn auch genügend Überlänge vorhanden ist, denn sie kommt dabei ja auf einen größeren Umfang.
Posted by: Falk
Re: Antriebsverschleiß mit/ohne Kettenspanner - 01/11/16 01:48 PM
Du kannst auch mit Spannwerk fahren, bis die Zähne abfallen oder die Kette reißt, weil die Bolzen die Innenlaschen durchgerieben haben. Die Kette springt erst dann, wenn Du dann nicht Ritzel und Kette zusammen wechselst. Bei mir sind die Ketten an zwei Fahrzeugen jenseits von gut und böse. Das Tsuschmaterial habe ich da, aber solange die Böcke laufen, besteht doch kein Handlungsbedarf.
Posted by: Anonymous
Re: Antriebsverschleiß mit/ohne Kettenspanner - 01/11/16 03:33 PM
Kurze Rückmeldung zu allen Beiträgen:
@Polyflux: ja, das ist die Großaufnahme. Sieht gut aus. Neben der Überraschung, daß so etwas noch läuft, ist mir aber der Leichtsinn unklar, so in See zu stechen. Das fährt sich nicht an einem Wochenende runter - oder gibt es die berühmten Wüsten mit dem richtigen Staub, die das schaffen - und wo ist dann die Kette?
@maush
Da bin ich mir vom Mechanismus unsicher. Der Zug kommt auf jeden Fall vom Kettenblatt und zieht die Kette vorne an den abgenutzten Zähnen hoch. Bei Rohloff gibt es ein paar Bilder und Beschreibungen
http://www.rohloff.de/fileadmin/_migrated/content_uploads/Technische_Infos_Kette.de.pdfDa hätte ich aber immer einen Kettenspanner vermutet, weil mir sonst unklar ist, wo die Kette unten - wenn einigermaßen gespannt - den Freiraum hat, sich so um das Ritzel zu legen.
@ohne Gasgriff
Das kommt mir vom Bauchgefühl auch als der wesentliche Unterschied mit/ohne Kettenspanner vor. Daher kam dann die Vermutung - ohne jeden Beleg - daß auch der Verschleiß solcher Ritzel etwas anders abläuft, als z.B. im Rohloff-Dokument oben beschrieben.
@Falk
Ok, d.h. der Effekt, daß die Kette aus dem Kettenspanner in das Ritzel einlaufend hochsteigt und damit die Nutzung begrenzt, obwohl das Ritzel eigentlich noch genügend Zahnbein hat (Maßstab Nabenschaltung, nicht Kettenschaltung!), tritt nach Deiner Erfahrung im praktischen Betrieb nicht auf. Lediglich mit neuer Kette auf alten Ritzeln, was dann zur Problembeschreibung bei Rohloff und auch sonst zu Kettenschaltungen paßt. Du hast typische Laufleistungen und Beschreibungen sicher schon in früheren Beiträgen angegeben, vielleicht hast Du einen Link, um nicht alles nochmals schreiben zu müssen. Es gibt Rahmen, da kommt man nicht um den Kettenspanner herum.
Posted by: Falk
Re: Antriebsverschleiß mit/ohne Kettenspanner - 01/11/16 04:04 PM
Einen Link habe ich genausowenig wie gemessene Laufleistungen, doch dafür nur Fahrzeuge mit Spannwerk. Die Verschleißgrenze liegt etwas höher als beim Reibrad von Polyflux. Ich würde mal sagen, etwa da, wo die Zahnhöhe abzunehmen beginnt. Bei der ersten Seite muss man da ein bisschen aufpassen, nach dem Wenden trifft wieder neu auf neu. Ich habe auf dem Reiserad noch immer eins der fehlgehärteten Ritzel. Das Vorherige hatte aufgrund der Paradonthose drei Zähne verloren und lief trotzdem noch sprungfrei. Bemerkt hatten das unsere Berliner bei einer der beliebtenOstbrandenburg-Neumark-Touren vor dem Schaschlikbrater in Niederwutzen. Ich bin gespannt, ob das jetzt eingebaute auch noch Zahnschmerzen bekommt.
Posted by: Anonymous
Re: Antriebsverschleiß mit/ohne Kettenspanner - 01/11/16 04:48 PM
Danke, war jetzt auch nicht als Hauptthema im Thread gedacht. Kalkuliere einfach mal pauschal für einen bis dato nur sehr grob angedachten Neubau: 5000km pro Gesamtsatz Kette + Speedhub-Steckritzel + Kettenblatt + Röllchen (ca. 60€) - ggfs. streckbar über den "mehrere-Ketten-Wechselritus" bzw. Wenden. Das reicht als Schätzung, ohne KFZ verbessert sich glücklicherweise der Budgetspielraum.
Posted by: Julian Z.
Re: Antriebsverschleiß mit/ohne Kettenspanner - 01/11/16 05:13 PM
Nur mal als Info und ja ich weiss das man das nicht machen muss! Meine erste billigkette habe ich nach 5500km gewechselt, am rohloff Caliber 1% Verschleiss. Ritzel und Kettenblatt sahen noch tip top aus.
Posted by: fahrstahl
Re: Antriebsverschleiß mit/ohne Kettenspanner - 01/11/16 06:18 PM
wahrscheinlich ist die Kette schon bei stärkerem Antritt durchgerutscht, aber es gibt Leute (ich wollte es auch nicht glauben), die sind derartig schmerzbefreit in diesen Dingen, die merken nix. Meine Schwägerin z.B. bat mich mal darum ihr Rad anzugucken, weil es so "schwer läuft". Man musste gar nicht gross hinschauen um zu ... - ach lassen wir das. Manchmal kann man nur mit dem Kopf schütteln und hoffen, nicht den Glauben an die Menschheit zu verlieren
Posted by: sigma7
Re: Antriebsverschleiß mit/ohne Kettenspanner - 01/11/16 08:05 PM
Kalkuliere einfach mal pauschal für einen bis dato nur sehr grob angedachten Neubau: 5000km pro Gesamtsatz Kette + Speedhub-Steckritzel + Kettenblatt + Röllchen (ca. 60€) - ggfs. streckbar über den "mehrere-Ketten-Wechselritus" bzw. Wenden.
Die angenommenen Laufleistungen sind deutlich unter meinen Erfahrungen. Das
Mountain Goat Lonely Wolf 39Z hat jetzt über 20.000 km runter, das Ritzel knapp 12.000. Verschleiß ist sichtbar, aber noch nicht wesentlich. Die Kette (HG93) wird alle 2.000 km gespannt, und nach dem Winter gewechselt (mit 5.000 ... 6.000 km Laufleistung). Alle Komponenten werden am Alltagsradl (mit langen (!) Schutzblechen, aber ohne Kettenschutz) gefahren, bei jedem Wetter. Davon etwa 1/3 mit Anhänger.
andre
Posted by: Anonymous
Re: Antriebsverschleiß mit/ohne Kettenspanner - 01/11/16 08:36 PM
sigma7,
zu welchem der drei Konzepte gehört Deine Antriebskonfiguration? Ist das wie bei Falk Nabenschaltung + Kettenspanner?
Posted by: sigma7
Re: Antriebsverschleiß mit/ohne Kettenspanner - 01/11/16 08:42 PM
3 (R-Getriebe, offene Kette, mit Excenter gespannt)
andre
Posted by: Anonymous
Re: Antriebsverschleiß mit/ohne Kettenspanner - 01/11/16 09:08 PM
Das klingt auf jeden Fall gut. Weiss nicht, ob ich das richtig einschätze, aber die (große) Mehrheit wird wahrscheinlich mit Kettenspanner unterwegs sein in Form der Kettenschaltung (1)), dann schon weniger die Nabenschaltung + Kettenspanner (2)) und am wenigsten Deine Variante (3)). D.h. die meisten Verschleißerfahrungen müssten für Variante 1), entsprechend weniger für 2) und am wenigsten für 3) vorliegen. Rein von der Technik müsste die Variante 3) am längsten ohne Änderungen fahrbar sein (einfaches Nachspannen zählt jetzt nicht als Änderung). Ob die Ausnutzung praktisch ist (KB schützen), wäre eine andere Frage.
Posted by: sigma7
Re: Antriebsverschleiß mit/ohne Kettenspanner - 01/12/16 10:52 AM
Variante 2 (R-Getriebe, offene Kette, mit Kettenspanner) haben wir ebenfalls im Fuhrpark, allerdings sind die Bedingungen - und damit der Verschleiß - nicht vergleichbar (jährliche Laufleistung geringer, Gewicht der Fahrerinnen (Frau und Tochter) 25% geringer). Ketten (HG93) werden an allen Alltagrädern nach dem Winter gewechselt.
andre
Posted by: Anonymous
Re: Antriebsverschleiß mit/ohne Kettenspanner - 01/14/16 10:16 AM
Prima, dann liegen mit allen Varianten Erfahrungen vor.
Hintergrund des Thread (neben technischer Erkenntnis): Z.Zt. fahre ich auf allen Rädern nur die Version 3) mit Kettenvollschutz (Laufleistung 20.000km++ , bisher kein Ende erkennbar).
Problem: Schränkt Wahl der Rahmen massiv ein.
Damit muss der Spielraum erweitert werden. Tabu bleibt die Kettenschaltung, aber nach den Erfahrungen im Forum nicht mehr der Kettenspanner - wenn die Laufleistung bei gleichen Betriebsbedingungen deutlich über der Kettenschaltung liegt ( 1) gegen 2)). Forderung wäre:
- 5.000km mit minimaler Pflege (Ölen, Abwischen) ohne Teile-Demontage/Montage, Allwetterbetrieb, selten Gelände, aber im Sommer staubige Feldwege.
- 10.000km bei besserer Pflege und besseren Betriebsbedingungen.
Das wäre ein Jahr Betrieb mit Komplettwechsel (Speedhub-Steckritzel + Kette + Kettenblatt + Spannrollen). Natürlich darf es länger halten, aber - geschuldet Bequemlichkeit und Zuverlässigkeit - darf der Satz auch ins Altmetall. Es besteht hier kein Ehrgeiz mehr, auf maximale Laufleistung zu kommen. Aus den bisherigen Erfahrungen wäre zu entnehmen, dass dies leicht erfüllbar ist.
Posted by: Deul
Re: Antriebsverschleiß mit/ohne Kettenspanner - 01/14/16 10:37 AM
Das klappt mit Kettenspanner leicht. Wenn ich alle 7000 km meine Kette Wechsel brauch ich jedes zweite mal ein neues Ritzel, alle 35 - 42 tkm neue Schaltröllchen und ein neues Blatt.
Posted by: Falk
Re: Antriebsverschleiß mit/ohne Kettenspanner - 01/14/16 12:42 PM
Die Spannrollen prophylaktisch wechseln ist nutzlos. Mach das nach Zustand, eine Abhängigkeit von der Längung der Kette ist nicht zu erkennen. Eigentlich logisch, sie übertragen keine Zugkraft. Kettenblätter geben auch mehr her, ich rücke jede Seite einmal um 90° weiter. Der Verschleiß ist da doch sichtbar abhängig von der Kurbelstellung. Die meisten Kettenblätter sind zwar asymmetrisch, doch mit R-Getriebe kann man sie auch wenden. Die wenigen Millimeter Verschiebung der Kettenlinie bezahlt der Frisör. Nur bei den markant asymmetrisch geprägten von Shimano habe ich es nie versucht.
Posted by: Anonymous
Re: Antriebsverschleiß mit/ohne Kettenspanner - 01/14/16 03:20 PM
.... ja, so plane ich das dann mal für eine anstehende Neubeschaffung - noch ohne festen Plan - an.
Posted by: Anonymous
Re: Antriebsverschleiß mit/ohne Kettenspanner - 01/14/16 06:36 PM
Das paßt auch gut zum Bild, welches Falk vermittelt hat. Dann rückt das bisher Undenkbare doch mal ins Blickfeld