Posted by: atk
Re: Gewichtsparen extrem... - 04/05/04 07:32 PM
Hier der Anfang (mal so auf die schnelle und ohne viel Nachzuschlagen) (*)
Zwei Radfahrer
Von Janne Corax
Man trifft viele interessante Menschen, wenn man reist, über andere findet man manchmal interessante Artikel. Ich möchte über zwei berichten, die sich weit draußen auf entgegengesetzten Teilen der "Radfahrerskala" befinden.
Gino, der Materialingenieur ist, kümmert sich am meisten um die Ausrüstung, und das Raderlebnis kommt in zweiter Hand. Für Eivor ist es genau anders herum.
Gino
In Lhasa stieß ich auf einen Mann mit Namen Benjamino Kahuna Kahalini D'Restrepo, kurz genannt Gino. Er hatte gerade sein Projekt abgeschlossen, auf dem Nam Co, einem See in Tibet auf 4718 m ü.d.M. Wind zu surfen. Das Jahr zuvor war er zum Tauchen dort gewesen und er war stolz darüber, mit beiden Leistungen der erste zu sein.
Sein ständiger Redefluss über Material bewirkte, dass ich mich fragte, was er arbeitete, wenn er nicht surfte oder tauchte. Er war Designer und Materialingenieur. Als er erfuhr, dass ich Radfahrer war, kam er auf Touren und stürmte in sein Hotel, um seinen Drahtesel (steht so im Wörterbuch für "hoj", Anm. des Übers.) vorzuzeigen.
Ich glaubte meinen Augen nicht, als ich sein Werk zu Gesicht bekam. Es war eine Orgie in gewichtreduziertem Titan, Bohrlöchern und Kohlefaser. Gino entschuldigte sich unzählige Male dafür, dass die Schöpfung eine billige und flüchtige Arbeit war und dass sein "richtiges" Fahrrad 5,755 kg wog. Das, das er mir zeigte, lag bei 6,2 kg und war nur für Training bergauf bestimmt.
Er hatte einen gebrauchten Titanrahmen in Hong Kong gekauft und war ein paar Tage vor Abfahrt nach Tibet auf ihn losgegangen.
Für einen Fahrradphantasten wie es Gino war, war es ausgeschlossen, an einen Platz wie diesen zu reisen, ohne ein Rad im Gepäck zu haben, auch wenn er zum Windsurfen da war.
Ich bekam eine milde gesagt detaillierte Ausführung darüber, wie man Festigkeit berechnet, welche Sorte Kohlefaser man verwenden soll um gewichtreduziertes Titan zu verstärken, und an welchen Teilen an einem Fahrrad man am leichtesten Gewicht einsparen kann. Ich versuchte zu erzählen, dass seine Technik sich nicht besonders gut für ein Fernreiserad eignete, aber das war ganz umsonst. Es führte nur dazu, dass Gino meine ganze Ausrüstung sehen wollte, und er kam mit hunderten von Vorschlägen, wie man das Gewicht an allem senken könnte, vom Zelt bis zu Bleistiften.
Sein nächstes Projekt ist, ein Patent für eine Art "SPD-System" für Sättel zu bekommen. Er war der Ansicht, dass z.B. beim Zeitfahren bei der Tour de France und anderen Wettkämpfen zu viel Kraft verloren ging. Die Idee hinter dem Projekt war, dass Rennfahrer ihr Hinterteil auf dem Sattel festklicken konnten, um zu großen Energieverlust zu vermeiden, weil sie unwiderruflich von der Kraft, die sie ins Treten legen, nach vorne gleiten.
Nebenbei bemerkt kann ich erwähnen, dass Gino auf den ersten Prototypen eine Absage von einem gewissen Mr Colnago erhielt, der die Idee für brillant hielt, aber für ein wenig zu gefährlich in ihrer momentanen Ausführung.
Jetzt ist aber ein Dankeschön fällig
(habe trotz (*) ("ohne viel Nachzuschlagen") in wachsender Panik
mindestens 10 Umzugskartons nach meinem großen Wörterbuch durchwühlt. Mann, bin ich froh, wenn dieses Chaos hier endlich beendet ist. Ohne Bücher leben zu müssen ist echt besch...)
Andreas
PS: nach dem übersetzten Teil kommen die Bilder, der Rest des Textes handelt von Eivor.
Zwei Radfahrer
Von Janne Corax
Man trifft viele interessante Menschen, wenn man reist, über andere findet man manchmal interessante Artikel. Ich möchte über zwei berichten, die sich weit draußen auf entgegengesetzten Teilen der "Radfahrerskala" befinden.
Gino, der Materialingenieur ist, kümmert sich am meisten um die Ausrüstung, und das Raderlebnis kommt in zweiter Hand. Für Eivor ist es genau anders herum.
Gino
In Lhasa stieß ich auf einen Mann mit Namen Benjamino Kahuna Kahalini D'Restrepo, kurz genannt Gino. Er hatte gerade sein Projekt abgeschlossen, auf dem Nam Co, einem See in Tibet auf 4718 m ü.d.M. Wind zu surfen. Das Jahr zuvor war er zum Tauchen dort gewesen und er war stolz darüber, mit beiden Leistungen der erste zu sein.
Sein ständiger Redefluss über Material bewirkte, dass ich mich fragte, was er arbeitete, wenn er nicht surfte oder tauchte. Er war Designer und Materialingenieur. Als er erfuhr, dass ich Radfahrer war, kam er auf Touren und stürmte in sein Hotel, um seinen Drahtesel (steht so im Wörterbuch für "hoj", Anm. des Übers.) vorzuzeigen.
Ich glaubte meinen Augen nicht, als ich sein Werk zu Gesicht bekam. Es war eine Orgie in gewichtreduziertem Titan, Bohrlöchern und Kohlefaser. Gino entschuldigte sich unzählige Male dafür, dass die Schöpfung eine billige und flüchtige Arbeit war und dass sein "richtiges" Fahrrad 5,755 kg wog. Das, das er mir zeigte, lag bei 6,2 kg und war nur für Training bergauf bestimmt.
Er hatte einen gebrauchten Titanrahmen in Hong Kong gekauft und war ein paar Tage vor Abfahrt nach Tibet auf ihn losgegangen.
Für einen Fahrradphantasten wie es Gino war, war es ausgeschlossen, an einen Platz wie diesen zu reisen, ohne ein Rad im Gepäck zu haben, auch wenn er zum Windsurfen da war.
Ich bekam eine milde gesagt detaillierte Ausführung darüber, wie man Festigkeit berechnet, welche Sorte Kohlefaser man verwenden soll um gewichtreduziertes Titan zu verstärken, und an welchen Teilen an einem Fahrrad man am leichtesten Gewicht einsparen kann. Ich versuchte zu erzählen, dass seine Technik sich nicht besonders gut für ein Fernreiserad eignete, aber das war ganz umsonst. Es führte nur dazu, dass Gino meine ganze Ausrüstung sehen wollte, und er kam mit hunderten von Vorschlägen, wie man das Gewicht an allem senken könnte, vom Zelt bis zu Bleistiften.
Sein nächstes Projekt ist, ein Patent für eine Art "SPD-System" für Sättel zu bekommen. Er war der Ansicht, dass z.B. beim Zeitfahren bei der Tour de France und anderen Wettkämpfen zu viel Kraft verloren ging. Die Idee hinter dem Projekt war, dass Rennfahrer ihr Hinterteil auf dem Sattel festklicken konnten, um zu großen Energieverlust zu vermeiden, weil sie unwiderruflich von der Kraft, die sie ins Treten legen, nach vorne gleiten.
Nebenbei bemerkt kann ich erwähnen, dass Gino auf den ersten Prototypen eine Absage von einem gewissen Mr Colnago erhielt, der die Idee für brillant hielt, aber für ein wenig zu gefährlich in ihrer momentanen Ausführung.
Jetzt ist aber ein Dankeschön fällig


(habe trotz (*) ("ohne viel Nachzuschlagen") in wachsender Panik

Andreas

PS: nach dem übersetzten Teil kommen die Bilder, der Rest des Textes handelt von Eivor.