Re: r&m: intercontinental 2012 = delite traveller

Posted by: Freundlich

Re: r&m: intercontinental 2012 = delite traveller - 03/26/12 08:21 PM

Es ist im Forum aus rechtlichen Gründen nicht möglich, fremde E-Mails wörtlich zu zitieren, weshalb oben eingefügte Mail wohl bald ausmoderiert wird.
Trotzdem meine Meinung dazu: Wenn Du Dich für ein vollgefedertes Reiserad interessierst, dann Besuche einen Fachhändler, der Dir das Rad mit ausgewogenen Gepäcktaschen und optimal eingestellten Federelementen zur Probefahrt ausleiht. Es bringt nichts, Presseartikel zu lesen und Theorien ohne Fahrpraxis zu bedenken.

Wer immer Deine Frage beantwortet hat - von vollgefederten Rädern scheint er nichts zu verstehen. Es ist sinnlos, das Federungsverhalten auf einen Sonderfall abzustimmen - hier das Fahren im Wiegetritt. Ich kann nicht glauben, dass die Besitzer vollgefederter Reiseräder von r & m "viel" im Wiegetritt fahren. Es hat nach meiner Kenntnis nie eine Kundenumfrage gegeben, obwohl die Besitzer wegen der erweiterten Garantie alle registriert sind. Und die Meinung der Händler taugt nur bedingt, da viele die Räder nicht selbst auf Reisen fahren. Praktisch ist Wiegetritt bei einem so schweren Rad nur kurzzeitig als Belastungswechsel des Körpers sinnvoll. Mehrere hundert Höhenmeter lassen sich bei 150 kg Systemgewicht nicht sinnvoll im Wiegetritt bewältigen. Wenn das doch versucht wird, schadet man damit langfristig den Kniegelenken.

Sachlich falsch ist die Argumentation, dem Wippen im Wiegetritt mit einer härteren Feder (Stahlfederdämpfer) bzw. mehr Dämpferdruck entgegenzuwirken. Gegen Wippen hilft genau das nicht, sondern: Dämpfung erhöhen, Dämpfer spezieller Bauweise verwenden (Mehrkammersysteme, Plattformsysteme...), Dämpferblockierung zuschalten (nur bergauf zulässig). Am MTB verwendet man auch aus diesem Grund mehrgelenkige Hinterbauten.

Die "Härte" des Dämpfers wird so eingestellt, dass der Dämpfer bei ruhender Last (Fahrer im Sattel plus Gepäck) bis maximal 25 % des Gesamtfederweges einsinkt. Das ist der sogenannte Negativfederweg. 25 % ergibt eine komfortable Abstimmung. Wer an dieser Stelle so hart abstimmen will, dass im Wiegetritt nichts wippt, kann auch gleich ein starres Rad verwenden.
Nach der Justage des Negativfederweges folgt die Einstellung der Dämpfung. Gegen Wippen beim Treten hilft eine korrekte Einstellung der Dämpfung vorn und hinten, vorausgesetzt die Federelemente lassen das zu.

"Fahrpräzision" erhöht sich keineswegs durch hart eingestellte Federung. Im Gegenteil: Bei korrekt eingestellter, relativ weicher Federung, haben die Laufräder den besten Bodenkontakt. Das ist einer der wirklichen Vorteile eines individuell aufgebauten r & m-Fahrrades: traumhafte Straßenlage und Spurtreue mit und ohne Gepäcklast. Verantwortlich dafür sind: 1. Rahmengeometrie, 2. Steifigkeit Rahmen, Gabel, Laufräder und 3. Qualität und Abstimmung der Federelemente.

Letzter Punkt: "grobe Schläge". Es ist das Mindeste, dass ein Federelement gegen Durchschlagen geschützt wird. Wenn man nicht mehr als 25 % Negativfederweg justiert, sollte das auch einzuhalten sein. Eine Progression am Ende des Federweges ist normalerweise aus diesem Grund erwünscht, besonders bei gefederter Hecklast am langen Hebelarm (Schwungmasse). Statt dessen einfach härter Abzustimmen, ist ein Armutszeugnis.