Posted by: Machinist
Re: Das richtige tun! - 12/12/11 01:00 PM
In Antwort auf: hawiro
In Antwort auf: Machinist
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Zudem kann ein Rahmen welcher nicht federgabeltauglich ist (also eine geringere Gabelhöhe hat) bei gleichen Rohrdimensionen steifer gebaut werden: Das mit zunehmendem Federweg immer weitere Anheben der Verbindung Steuerrohr/Unterrohr führt zu Steifigkeitsverlust und der Notwendigkeit üppiger dimensionierter Rohre.
Zudem kann ein Rahmen welcher nicht federgabeltauglich ist (also eine geringere Gabelhöhe hat) bei gleichen Rohrdimensionen steifer gebaut werden: Das mit zunehmendem Federweg immer weitere Anheben der Verbindung Steuerrohr/Unterrohr führt zu Steifigkeitsverlust und der Notwendigkeit üppiger dimensionierter Rohre.
Das würde ich so pauschal nicht unterschreiben wollen. Du hast mit Sicherheit Recht, dass bei Federgabelgeometrien das Unterrohr länger wird, dafür wird aber das Steuerrohr deutlich kürzer (d.h. auch deutlich steifer) und das Oberrohr auch noch etwas kürzer (wegen der notwendigen Sloping-Geometrie, um die Überstandhöhe zu erhalten). Ich würde jetzt aber auch nicht behaupten wollen, dass die Rahmen mit Federgabelgeometrie wegen der deutlich steiferen Steuer- und der tendentiell steiferen Oberrohre generell steifer sind als solche mit Starrgabel-Geometrie. Ich denke, es kommt immer auf den Einzelfall an. Bei den Rädern, die ich auf der Suche nach meinem jetzigen Fahrrad Probegefahren bin, hat sich jedenfalls kein einheitliches Bild ergeben.
Zum Thema üppig dimensionierte Rohre: siehst Du da einen funktionellen Nachteil, oder hat das nur optische Gründe? Mir ist jedenfalls nach den Erfahrungen, die ich vor kurzem mit einem Rad mit relativ filigranen Rohren (d.h. moderaten Oversize-Rohren) machen durfte, ein Rad mit üppiger dimensionierten Rohren deutlich lieber. An die Optik habe ich mich schnell gewöhnt, an den schlabberigen Rahmen des genannten Rades konnte ich mich definitiv nicht gewöhnen.
In Antwort auf: Machinist
Auch wird das Steuerrohr (bei identischer Schrittfreiheit) kürzer, was Ober- und Unterrohr mehr auf Torsion belasten lässt.
Wenn die Rohre richtig dimensioniert sind, ist das beileibe kein Nachteil, vor allen Dingen, weil ja das Steuerrohr an sich deutlich steifer wird (s.o.).
Die Steifikeit des Steuerrohres ansich ist ja kaum ein Problem, zumindest nicht bei den heute üblichen Oversize-Grössen. Bei langen, schlanken und dünnwandigen Steuerrohren mit 31.8 mm Durchmesser (o.ä.), wie vorallem früher für 1"-Gabeln üblich, findet da aber natürlich eine deutliche Torsion statt was den Rahmen in der Längsachse auch an Steifigkeit verlieren lässt.
Es ist weniger die minimal grössere Länge des Unterrohres als vielmehr der sich ergebende Winkel welcher den Rahmen (immer dieselben Rohrdimensionen vorausgesetzt) bei weiter oben angesetzter Verbindung Unterrohr/Steuerrohr labbriger machen lässt. Stell dir vor es wäre ein 20"-Vorderrad mit der entsprechenden Gabel verbaut, das Unterrohr könnte das Steuerrohr viel weiter unten abstützen, was die Torsionskräfte auf Ober- und Unterrohr enorm verringern würde. (Dafür wäre zugebenermassen bei einem so überlangen Steuerrohr dann aber hier mehr Durchmesser erforderlich.)
In der Regel wird bei für Federgabeln angehobenem Steuerrohr das Oberrohr nicht oder nur minimal angehoben (sonst würde die Schrittfreiheit leiden), sondern das Steuerrohr wird kürzer, daher findet m.E. kaum eine Verkürzung der Oberrohrlänge statt.
Ein längeres Steuerrohr (und eine grössere Distanz von Ober- und Unterrohr) ist der Seitensteifikeit generell solange förderlich als sich das Steuerrohr nicht zu stark in sich selbst verwindet.
Ueppiger dimensionierte Rohre sind (bei identischem Gewicht) schwerer und beul- und knickempfindlicher. Ein schlanker altmodischer Stahlrahmen ist meist wesentlich unproblematischer in dieser Hinsicht: Er hat geringe Durchmesser und höhere Wandstärken, dadurch ist er zwar in der Regel weder leicht noch sonderlich steif, aber er ist auch weniger defektanfällig. Je mehr das Oversizing auf die Spitze getrieben wird (und dabei das Gewicht eine wichtige Rolle spielt), desto eher wird man an die Grenzen des Materials kommen, da man nicht um die Reduktion der Wandstärke herum kommt. Alurohre sind natürlich besser für riesige Durchmesser geeignet, und bei Carbon verhält es sich nochmal anders und Alles kann noch mehr in optimaler Form aufgeblasen werden.
Schlanke Rohre an Stahlrahmen sind für manche schöner, das ist ein subjektiver Aspekt.
Schlanke (und/oder querovalisierte) Ober- und Unterrohre ermöglichen einem Rahmenvorderbau welcher ein langes Steuerrohr hat am besten eine (minimale) Flexibiliät in der Vertikalen. Dies empfinden manche als Komfort.
Sofern wirklich üppig dimensioniert wird lassen sich auch auf lange Federgabeln zugeschnittene Rahmen sehr steif bauen, das will ich keineswegs bestreiten.