Fahrradhelm und die Folgen

Posted by: Elisabeth

Fahrradhelm und die Folgen - 03/10/04 06:37 PM

Zitat:
Untersuchungen haben ergeben, das Autofahrr Radfahrer mit Helm eher als Verkehrsteilnehmer respektieren, und es darum zu weniger Unfällen kommt.

Hallo Igel-Radler,

auch wenn Du oben gemeint hast, Du möchtest damit keine Helmdiskussion beginnen, hast Du sie mit dem posten dieser ... äh ... sagen wir mal ungewöhnlichen Sichtweise zur Reaktion der AutlerInnen auf behelmte RadlerInnen, unter Hinweis auf irgendeine möglicherweise schon verstaubte Studie ("lange her"), schon vom Zaun gebrochen.

Die Frage nach dieser Quelle würde mich daher auch interessieren:

Zitat:
Das ist schon einige Jahre her und war, bevor ich ernsthaft mit Radtouren anfing, so habe ich es damals nur als Kuriosum in meinem Hirn abgespeichert, ohne mir die Quelle zu merken.

IMHO lässt Du es besser, nach allen Erfahrungsberichten und sonst. Quellen, die sich mit den Pro- und Kontra-Studien zum Helmtragen beschäftigen, in Deinem Hirn als Kuriosum abgespeichert. - Genau das Gegenteil ist nämlich der Fall: Du bist eh gut geschützt mit dem Helm (ob das nun objektiv so ist oder nicht, bleibt hier mal aussen vor), also verleitet das die (meisten / viele) AutlerInnen dazu (noch) ein bisserl riskanter mit Dir als Radfahrer umzugehen, noch enger zu überholen, etc.

Zitat:
Um es klar zu sagen: Ich bin gegen eine allgemeine Helmpflicht, trage aber selbst meistens einen Helm beim Fahrradfahren, ...

Womit Du der Einführung der allg. Helmpflicht fleissig Vorschub leistest:

Je mehr diese Kappe tragen, umso mehr wird gezeigt wie gefährlich Radfahren sein muss, und umso mehr spielst Du den KappenbefürworterInnen unter den GesetzesmacherInnen in die Hände um dann, weil es sich ja eh schon eingebürgert hat und sohin durchsetzbar ist, die Realität in Gesetz formen zu können - was ohne der entsprechenden Akzeptanz zwar möglich, de facto in der Praxis aber nicht durchsetzbar wäre.

Es ist Dir selbstverständlich unbenommen, diese Kappe beim Radeln aufzuhaben, aber bitte sei Dir des beschriebenen Effektes bewusst!

Zitat:
... weil erstens er bei Stürzen tatsächlich nützt (Gehirnerschütterungen sind unangenehm), ...

Wie oft bist Du schon gestürzt - wie oft davon auf den von der Kappe bedeckten Kopfbereich? ... Achso, noch nie! -> q.e.d. ... Oder: "Schon öfters, hat mich schon vor Kopfverletzungen / Gehirnerschütterungen *) geschützt!" -> Dann machst Du was flasch beim Fallen. Möglicherweise zieht Dich ja die Kappe mit dem Eigen- und sohin veränderten Kopf- und damit Beschleunigungsgewicht nach unten, Kopf voran.

In der Realität ist es jedoch so, dass ein Sturz als Fallen mit dem Fahrrad (meist) aus geringen Geschwindigkeiten heraus erfolgt, da zuvor normalerweise schon instinktiv, u/o Kollision mit Hindernis vermeidend, entsprechend herunter gebremst wurde (nur seltenst gibt es ein "Ung'spitzt in die Erd'n fahr'n" aus voller Geschwindigkeit). **)

Dazu kommt noch, dass der Fallprozess sich instinktiv etwa so abspielt (Klickies jetzt mal ausser acht gelassen, die aber auch nicht zum Kopf-Voraus-Fall führen):

1. "Alarmstufe rot" (Alternativ: "Houston, wir haben ein Problem!"), "Ich falle"

2. Füsse auf den Boden

3. Umkippen wird nicht mehr verhindert: Gewichtsverlagerung des Oberkörpers und insb. des Kopfes gegen die Fallrichtung

4. Erster Aufschlag (üblicherweise) von Armen und Händen auf dem Boden

5. Schulter folgt nach (oft daher auch: Schulterprellungen, manchmal auch -brüche)

6. Wenn es noch zu einem "Fritzlacke" ***) per Schleifspur kommt: Schürfwunden an Armen u/o Händen u/o Beinen u/o Füssen.

7. Erst ganz zum Schluss, wenn es überhaupt noch dazu kommt, fällt bei bereits fast vernichteter Energie noch der Kopf auf den Boden. Ein "leises" Berühren, was allenfalls noch zu einer Platzwunde, je nach Aufliegepunkt, im Stirn-, Wangen- oder Kinnbereich führen kann. Der von der Kappe bedeckte Bereich ist davon nicht (mehr) betroffen.

8. Was jedoch bei einem "Fritzelacke" ("Freiflug" nach vorn) mit der Kappe zum Tragen kommen kann (bei den coolen, mit Belüftungsschlitzen versehenen Kappen): Durch den vergrösserten Kopfumfang auf Kappengrösse, kann auch die Kappe den Boden entlang schrammen und sich mit den mehr oder weniger grossen Löchern am Kappendach irgendwo in einem am Boden befindlichen Hindernis verheddern: Genickzerrung bis Genickbruch kann die Folge sein!

Nachsatz: Fallen kann mensch lernen, wenn diese natürlichen Fallinstinkte verkümmert sind!

*) Möglicherweise wird die Gehirnerschütterung durch die erhöhten Beschleunigungswerte des Kopfes durch verändertes, höheres Gewicht, gerade durch die Kappe beim Aufschlag - der nicht vorkommen sollte, siehe oben den Fallprozess - überhaupt erst möglich gemacht.

**) Bei Kopfgeschwindigkeiten, die nicht mehr dem normalen Fallprozess - siehe oben - entsprechen, gegen Hindernisse (was ich oben wienerisch als "Ung'spitzt in die Erd'n fahr'n!" formuliert habe), hilft die Kappe, die auf freien Fall aus xy-Höhe mit 5 (?) kg Gewicht in der Helmschale ausgelegt ist, schon erst recht auch nicht mehr (Tipp: googlen nach Test+Fahrradhelm).

***) Markenzeichen / Logo eines Wiener Lackerzeugers, das als Synonym für eine Bruchlandung geworden ist, deren Ergebnis eines Falles, wenn eben mal ein "Flug" nach Vorne endet, mit dem Logo des Lackerzeugers vergleichbar ist. Siehe dazu z.b. auch Ausstellung: "Bruchlandungen (& Fritzelacke)".


Zitat:
... und zweitens wegen des psychologischen Effekts auf Autofahrer.

Ja, siehe oben: es fördert das aggresive Verahalten gegenüber dem/der Radler/in, weil er/sie ohnedies (vermeintlich) mit der Kappe geschützt ist.

lg
Elisabeth,
die seit rd. 40 Jahren Rad fahrend schon viele Stürze hinter sich gebracht hat: Ein Aufschlag mit der Schädeldecke (der von der Kappe verhüllte Bereich) war noch nie dabei ... und so soll es auch bleiben. Daher besser keine Kopfgewichts- und Kopfgrössenverändernde Kappe.