Posted by: Freundlich
Re: Rahmenbruch auf der Reise - 05/08/11 08:26 PM
In Antwort auf: Flo
Berechnen würde schon reichen, wenn man die Randbedingugen richtig setzt. Die aber sind das Problem.
Nein, das ist ein weit verbreiteter Irrtum. Berechnen allein genügt eben nicht. Grund ist keinesfalls die beschränkte Rechenkapazität. Sondern: Die FEM-Software liefert keine automatisch richtigen Konstruktionen oder gar Verbesserungsvorschläge. Sie ersetzt den Konstrukteur, Statiker und Werkstofftechniker nicht. Zunächst muss das Modell exakt definiert werden, was zwangsläufig immer zu Unschärfen führt. Dann müssen Lastfälle angenommen werden, die der Praxis wirklich entsprechen. Dies ist kaum objektiv möglich, zumal beim Fahrrad außerordentlich große Unterschiede in der Belastung vorkommen (Fahrer wiegt 50 kg oder 100 kg, Gepäck 10 kg oder 35 kg u.s.w.). Dann liefert die Software Angaben zu den Materialbelastungen in Zahlen und bunten Bildern (wobei die Farben frei zugeordnet werden können. Auch Konstruktionen, die komplett grün dargestellt sind, können in der Praxis versagen).
Drittes und schwierigstes Problem: Das Ergebnis aus dem Computer muss korrekt interpretiert werden. Hier gibt es sehr viel Spielraum. Aus diesen Gründen liefert eine FEM-Analyse bestenfalls wertvolle Hinweise zur Konstruktion, die aber in jedem Falle in der Praxis zu prüfen ist. Leider unterbleibt das zu oft oder geschieht erst beim Kunden.
Es würde schon vieles bessern, wenn die üblichen Verdächtigen vor der Fertigungsfreigabe die Prototypen im Labor und auf der Piste testen würden. Wer eine derartige Kabelöffnung in dieser Größe und an dieser Stelle bohrt, dem hilft auch keine FEM-Software.