Posted by: Freundlich
Re: Lowraider für Federgabel - 04/01/09 09:27 PM
In Antwort auf: falk
Belädst Du den ungefederten Teil, bekommt die Ladung deutlich höhere Beschleunigungen ab. In der Folge lockern sich dort die Schraubverbindungen. Außerdem führt die höhere ungefederte Masse zu schlechterem Ansprechverhalten der Federung. Möglich, dass das Laufrad nicht immer sauber am Boden gehalten wird.
Das ist in kurzen Worten die überall und tausendfach wiederholte Theorie, scheinbar bestätigt von den Praxiserfahrungen mit technisch minderwertigen Teleskopgabeln.
Meine praktischen Erfahrungen sind seit 17.000 km ganz andere: Man nehme eine steife und gut ansprechende Federgabel, die obendrein für Lowrider zugelassen ist - entweder die German-a force-kilo (wie an meinem Reiserad) oder die Cannondale-Headshok-Gabel.
Das Ansprechverhalten verschlechtert sich durch Last am Lowrider nicht, wie am Spiel der Gelenkhebel der Force-kilo gut sichtbar und im Sattel spürbar.
Auch springt das Vorderrad nicht, sondern bleibt - ganz im Gegenteil - satt an der Fahrbahn kleben. Die Gepäcktaschen hängen ruhiger, als am ungefederten Lowrider. Entgegen der Theorie brechen die Taschenhaken auch nicht ab.
Mit anderen Federgabel-Modellen sollte man dies nicht ausprobieren, da Teleskopgabeln dafür weder zugelassen noch geeignet sind. Auf eigene Gefahr kann man natürlich diverse Lowrider für Teleskop-Federgabeln kaufen. Die ganz oben genannten Modelle mit Schellenbefestigung zählen nicht dazu. Besser sind Konstruktionen mit Lastabstützung am V-Brake-Bremssockel oder auf der Vorderachse, wie z.B. von Carradice die Limpet Panniers. Ich möchte derartiges nicht empfehlen (Produkthaftung des Federgabelherstellers entfällt, übrigens auch bei Montage von Tubus-Swing und Faiv Hogar an den meisten Gabeln).
Meine positiven Erfahrungen mit Force-kilo und Lowrider als ungefederter Masse sind leider nicht auf alle übertragbar, da rund 1000 EUR teuer. (Cannondale-Komplettrad mit Headshok und Lowrider würde mindestens 1500 EUR kosten).
Das oben genannte Problem ausgerissener Gewindeösen hat bisher ein Forumsmitglied genannt, der aber nach eigenem Bekunden auf Service bzw. Reklamation verzichtete.
Auf Anfrage liefert german-a ein Sondermodell mit aufgeschweissten Lowriderösen, passend für Lowrider Tubus Ergo/Nova, zugelassen bis 2x5 kg Last. Meine Gabel in dieser Ausführung hält und funktioniert einfach traumhaft. Service ca. aller 5000-10.000 km empfohlen oder jährlich.
Und die Theorie? Stark vereinfacht: Man darf sich keinen Rollenprüfstand vorstellen, sondern das dynamische Bewegen auf der Fahrbahn. Hier federt die Gabel nicht durch den Anprall an Fahrbahnhindernisse ein, sondern wird durch die dynamisch bewegte Masse von Radfahrer und Fahrrad komprimiert. Für das Ansprechverhalten ist darum die Eigenmasse der Federgabel (mit oder ohne Gepäck) unbedeutend. Es zählt allein das Verhältnis von Masse Vorderrad+Federgabel+Lowrider+Gepäck (ca. 15 kg) zum Rest des Rades (z.B. 100 kg). Wer zweifelt - einfach ausprobieren...
Nachsatz: Ein Lowrider heißt so, weil der Schwerpunkt der Gepäckmasse etwa in Achsmitte liegt. Nur so bleibt das Lenkverhalten optimal. Der Tubus-Swing ist deshalb kein Lowrider.