Re: Test Trekkingrad

Posted by: Flo

Re: Test Trekkingrad - 11/30/08 11:04 AM

In Antwort auf: reviloilover
Du hast schon Recht, dass Sie für den Grossteil der Nutzer testen um mehr Interessenten anzusprechen.

- Viele wollen ein Rad das möglichst leicht ist.
- Außerdem soll es günstig sein.
- Aber auch die meißten Otto Normalradkäufer wollen ein Rad welches so lange wie möglich hält.

Deshalb sollten diese Haltbarkeitstests schon auf Langstrecke ausgelegt sein.


Moment, jetzt geht da was durcheinander. Die Tests von Stiwa und Co gehen primär um die Haltbarkeit von Rahmen und sicherheitsrelevanten Anbauteilen wie Lenker etc.
So, wenn wir jetzt anschauen, was bei einem Rad uns irgendwann nervt, weil es nicht mehr funktioniert - sind das diese Bauteile, die uns zu Fall bringen, wenn sie versagen? Nein, das sind Ketten, Schaltungen, Züge etc. Die werden aber gar nicht getestet.

Dann noch was zu Job's Aussage. Bei Belastungstests gibt es Erfahrungswerte. Diese besagen: Wenn ein Bauteil eine bestimmte Lastspielzahl überlebt ist es annähernd dauerfest (wissenschaftlich gesehen so inkorrekt, da verschiedene Einflußfaktoren wichtig sind).
Erfahrungswerte - und die sollte man halt haben - zeigen einem, wie nahe man der Realität kommt.

Beispiel: Ich habe ein bekanntes Bauteil. Dieses spanne ich auf meine Prüfmaschine und starte den Prüfvorgang. Da ich das Versagensmuster meines Bauteiles kenne, kann ich damit meine Prüfanordnung kontrollieren. Sprich: Stellt sich das aus der Praxis bekannte Versagensmuster ein, ist meine Anordnung in Ordnung. An dieser Stelle wird meines Erachtens oft geschludert und so kommen dann Prüfungen heraus, die weit von der Realität entfernt sind.
Im nächsten Schritt wähle ich ein Produkt, daß sich in der Praxis bewährt hat - sprich es ist von der Haltbarkeit und Lebensdauer dem entspricht, was ich erreichen will. Nun teste ich wieder bis zum Bruch oder bis zu einer Lastspielzahl die mir Dauerfestigkeit nachweist. Nun hab ich eine Grenzlastspielzahl. Hält mein Prüfling diese Belastung aus, schalte ich die Maschine ab, denn das Ergebnis ist ein, für meine Anforderungen sicheres Bauteil.
So entstehen eben gut gemachte Prüfungen und mit jedem weiteren getesteten Bauteil wächst mein Erfahrungsschatz als Prüfer.

Jetzt nochmal zur Streckenlänge. Mir ist schon klar, wie solche Aussagen zustandekommen. Es gibt Prüfmaschinen die funktionieren schlicht als Rollenprüfstand. Sprich man stellt das Produkt auf eine Rolle mit Schwellen und lässt es fahren. Rollenprüfstand
Hier werden eben im Zeitraffer viele Kilometer abgespult. Erfahrungswerte belegen, wie viele Kilometer auf der Rolle nötig sind, um 10 Jahre Fahrradleben abzuspulen. Hierher kommen derart niedrige Werte, weil die Rolle, wie gesagt im Zeitraffer arbeitet.
Andere prüfen mit pneumatischen Prüfständen, da gibt es zum Glück solch irritierende Aussagen nicht. Pneumatischer Prüfstand
Das soll jetzte erst mal keine Wertung über die Prüstände sein, sondern nur eine Aussage über die Kilometerangabe.

Ach ja, weiterer Fehler bei Prüfungen ist oft ein systematischer Fehler: Eine bewährte Prüfung wird auf ein anderes Produkt angewandt. Dieses hat aber ein anderes Verhalten und schon stimmt der Test nicht. Letztens das Beispiel mit der Parallelogrammgabel beschreibt ein solches Problem. Wobei ich den Test nicht kenne und die Aussage somit nicht überprüfen kann.
Manchmal kann man diese Fehler im Voraus erkennen, manchmal eben nicht. Da zeigt einem erst die Praxis daß irgendwas nicht stimmt. Das explosionsartige Bruchverhalten einiger Carbonrahmen ist da ein gutes Beispiel. Die bisherigen Prüfungen bildeten das Problem schlicht nicht ab.