Re: Reiserad und Kurbellänge (180mm ?!)

Posted by: Anonymous

Re: Reiserad und Kurbellänge (180mm ?!) - 12/26/02 09:57 PM

Moin Alpha,

... Zum Schluß noch ein paar Worte zur Kurbellänge: Nur all zu oft werden die Radfahrer dabei über einen Kamm geschoren (170er Kurbel, MTB 175er). Einen groben Anhaltspunkt vermittelt: Kurbellänge = 1/10 der Körpergröße. Daran sollte man sich aber nicht sklavisch klammern, denn auch hier kommt wiederum die Gewöhnung ins Blickfeld. Normalerweise kommen mit der 170er Kurbel alle zurecht, deren Meßlatte sich zwischen 165 und 180 cm bewegt. Pedaleure, die unter dieser Markierung bleiben, sollten, wenn sie unter Kniebeschwerden leiden, unbedingt kürzere Kurbeln fahren, denn im oberen toten Punkt der Kurbel winkeln die Beine stärker ein als bei größeren Fahrern. Entgegengesetztes geschieht bei einem Körperlängenmaß von über 180 cm. Das Bein winkelt zu wenig ein, es kann zu keiner hundertprozentigen Kraftentfaltung kommen.

Michmädchenrechnung

Vorsicht vor einer Milchmädchenrechnung, die ungefähr diese Gedankengänge beinhaltet :"Wenn ich eine um einen Zentimeter längere Kurbel benutze, kann ich einen Gang "dicker" treten und bin soundsoviele Prozent schneller". Dem ist zu widersprechen: Zunächst vergrößert sich der Kurbelkreis im Durchmesser um zweimal einen Zentimeter. Bei jeder Kurbelumdrehung legt der kreiselnde Fuß einen um 6,28 cm längeren Weg zurück. Das kostet selbstverständlich auch mehr Muskelarbeit und mehr Zeit, kompensiert demnach den Weg-Gewinn durch den dickeren Gang. In Zahlen: Ist statt einer 170er Kurbel eine 180er Kurbel montiert und statt dem 18er Ritzel ein 17er Ritzel, wird der zurückgelegte Weg bei einer Kurbelumdrehung (48er Kettenblatt) zwar um rund 37 cm länger, die Zeitspanne des um 6,25 cm längeren Kurbelweges reduziert sich jedoch um die Kurbelumdrehungs-Geschwindigkeit. Beispielsweise von 90 Kurbelumdrehungen pro Minute auf 85. Rechnet man nun die gefahrene Geschwindigkeit aus, liegt diese sowohl bei der 170er Kurbel und der "Kettung" 48/18 wie auch bei der 180er Kurbel und der Übersetzung 48/17 bei 30,5 km/h.

Zu bedenken ist bei einem Kurbelwechsel obendrein, daß eine längere oder kürzere Kurbel eine neue, erst in Fleisch und Blut überzugehende Koordination verlangt. Diese Erfahrung haben bereits zahlreiche Radler gemacht, die auf dem Wettkampf-Bike eine längere Kurbel fuhren und trotz des besseren Materials langsamer waren als mit dem Trainingsgerät, weil sie damit halt schon die meisten Kilometer heruntergerissen haben. Ja, die verflixte Gewöhnung... Deshalb: Wenn eine Position erst einmal "drin" ist, keine gravierenden Änderungen vornehmen (erst recht nicht kurz vor einem Wettkampf), das kann "in die Hose gehen".


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