Suche komfortables Reiserad

Hallo zusammen,
nach langen Recherchen sind wir bei der Suche nach einem Reiserad für gelegentliche Touren über mehrere Tage im deutschsprachigen Raum bei Patria gelandet. Der Patria-Händler offerierte uns ein Damen- und Herrenrad Dublin (Rohloff Speedhub 500/14, SON-Nabendynamo, LED-Scheinwerfer, Magura HS 33, Brooks-Kernledersattel, Humpert X-Act winkelverstellbarer Lenkervorbau, Humpert-Lenker Comfort, Schwalbe Big Apple 50-622 R, Gepäckträger Tubus Cargo und einiges mehr). Gesamtpreis je 2500 Euro. Rabatt ist nicht möglich (sagt er). Wer fährt ein ähnliches Rad und kann uns seine Erfahrungen (beim Radkauf und auf Touren mit dem Dublin) mitteilen?
Grüße von Bergius46

Verstehe ich das richtig, dass du dieses Fahrrad in Damen- und Herrenausführung kaufen willst? Dann überlege Dir (überlegt Euch) den »Damenrahmen« mit Durchstieg nochmal. Die Oma, die das Haus nur mit langen Röcken verlies, brauchte so einen Rahmen. Ansonsten ist aber ein regulärer fünfeckiger Rahmen deutlich steifer. Verwindung ist immer ungünstig für die Laufsicherheit. Wichtiger als der Durchstieg ist bei einem Reiserad, dass die Rahmengröße zum jeweiligen Fahrer passt.
Naja, und dann muss ich sagen, HS33 ist ein mir völlig unverständlicher fauler Kompromiss. Entweder richtig, dann hydraulische Scheibenbremse, oder gar nicht. Bei HS33 musst Du Hydraulik am Leben halten und machst die Felgen doch kaputt. Spätestens mit Keramikfelgen gibt es auch keinen Preisvorteil. (Und ja, ich weiß, dass ich mich da wiederhole).

Falk, SchwLAbt

Hi,

warum nicht das Ranger oder das Terra? Ich könnte mir vorstellen, dass die mit Gepäck ruhiger laufen.

Gruß

Ralf

Hallo Bergius,

ich finde das Angebot bezogen auf die Preis/Leistung recht gut. Falks Aussage würde ich aber auch unterschreiben. HS 33 würde ich gegen Seilzug - V - Brake tauschen oder gegen hydraulische Scheibenbremsen. Da ihr die Räder für "gelegentliche Mehrtagestouren im deutschsprachigen Raum" nutzen wollt, ist der Aufwand vielleicht etwas hoch. Vom verstellbaren Vorbau würde ich auch Abstand nehmen. So ein Rad muß gefälligst passen.

Ich habe mir ein vergleichbares Rad mit billigeren Komponenten nach meinen Wünschen zusammenbasteln lassen und bin sehr zufrieden damit. Bezogen auf die Preis/Leistung habe ich dadurch sicher mehr Geld bezahlt, dafür bei den Komponenten,die ich für überflüssig halte, gespart. Ich musste auch keine Teile wegschrauben und durch bessere ersetzen. Wer so viel Geld fürn Rad ausgibt, sollte sich im klaren sein, was er will. Die Einkaufspraxis "Hauptsache von allem das beste und möglichst wenig zahlen" kann gegen den Baum laufen, wenn das Rad nicht passt.

Die von Falk beschriebene Felgenbremsproblematik äußert sich nach meinen Erfahrungen frühestens nach 15 Tkm. Dann müssen Felgen gewechselt werden, Bremsscheiben haben auch ein begrenztes Leben. Durchgebremste Felgen können Ursache für furchtbare Stürze sein, das Geheimnis besteht darin, den Zustand der Felge zu erkennen und beizeiten zu wechseln. Felge wechseln ist dabei natürlich aufwändiger als Scheibe wechseln. Nach meiner Einschätzung halten Serienlaufräder meist keine 15 Tkm, sondern man fährt sie vorher an irgendeinem Bordstein kaputt. Die von meinem Fritzen eingespeichten Laufräder halten solange. Aufgrund dieser Sachlage werden Felgenbremsen nicht zu schlechten Bremsen. Die Bremswirkung ist sich ähnlich, der Belagverschleiß allerdings deutlich höher. Bei Eurer Nutzung reichen Felgenbremsen sicher aus. Schmidts Dynamo ist ohne Zweifel das beste, was derzeit zu haben ist, der höhere Wirkungsgrad ist im Fahrbetrieb nicht spürbar. Der 35 - 45 € kostende Shimano - Dynamo ist in seiner Wirkung vergleichbar, hier gab es bei mir nach ca. 15 Tkm kaputte Dichtungen und anschließend kaputte Lager. Der Shimano - Dynamo mit besseren Konuslagern (ca. 60 €) ist m. E. die beste Alternative. Habe aber auch nen Schmidt, wegen dem Hauch von Luxus.

Gruß Peter

Bezüglich des "Damenrads" schließe ich mich Falk an.



Ich fahre ein Dublin, allerdings in anderer Ausstattung. Habe es schon für mehrere einwöchige Touren mit Tagesstrecken bis 150 km genutzt und gebrauche es fast täglich im Stadtverkehr.
Das Dublin ist IMO optisch sehr gelungen und auch ein wenig darauf optimiert. Ich halte es auf Grund der eher trägen Fahreigenschaften eher für gemütliche Touren im Flachland und hügeligen Gegenden als für Reisen, die auch mal in die Berge führen, geeignet. Klettern geht mit anderer Geometrie besser und hügelabwärts fühle ich mich ab 50 km/h unwohl auf dem Dublin.
Daher finde ich die oben genannte Kombination aus sehr edler Reiseausstattung und dem Dublin-Rahmen etwas - ja - ungewöhnlich. Für längere Reisen würde ich ein anderes Patria-Modell, z.B. Terra, bevorzugen.
Für Flachland-Touren wiederum würde ich eine einfachere Ausstattung wählen. Die SRAM 7-Gang z.B. ist bewährt und robust und bis hin zu Bundesstraßen in den Mittelgebirgen völlig ausreichend. Auch würde dafür der Pletscher-Träger (der reicht locker, um auch gelegentlich ausgewachsene Frauen zu transportieren) und die serienmäßige No-Name V-Brake dicke ausreichen.
Das Problem mit dem Felgenverschleiß ist m.E. ein Phänomen, das bei Offroad-Nutzung, Reisen in den Bergen und unangepaßter Fahrweise in der Stadt auftritt - alles Nutzungen, für die das Dublin nicht gedacht ist. Bei einer Mischung aus Stadtverkehr und Touren außerhalb von Gebirgen sollten die Felgen mehrere 10 Mm halten. Die Patria-Räder sind so gut gespannt, daß sie das auch beim Überfahren des einen oder anderen Bordsteins aushalten.

hallo, Patria Dublin ist eher vergleichbar mit einem normalen " Aufrecht -Hollandrad ", Gegenwind- und Bergauffahrten können schon zur argen Quälerei werden, dann ist Schluss mit lustig .

Meine Frau verweigert mit ihrem Dublin mittlerweile Fahrten bei strengem Gegenwind aus diesen Gründen. Die Kraftübertragung des Rades ist wenig effizient aufgrund der Rahmengeometrie, eher ein reines Stadtrad. Wir denken ernsthaft darüber nach ein zweites Ranger zu kaufen, in Damenausführung. Die von dir genannten Komponenten würden recht gut zu diesem Rad passen.
Aber Vorsicht, auch ein Reiserad ist gewöhnungsbedürftig, manche mögen die Rahmengeometrie von Ranger/Terra usw. gar nicht.


Grüße vom Niederrhein Ludger

Hallo Bergius,

Du suchst ein komfotables Reiserad. Komfort ist ein weiter Begriff. Willst Du aufrecht fahren, gefedert, eher cruisen? Dann ist das Dublin gar nicht die schlechteste Wahl. Die Ausstattung ist mehr als in Ordnung.

Lass Dich nicht verunsichern. Die Bremsen sind top, Scheibenbremsen müssen nicht sein. Auch der Damenrahmen sollte ausreichend stabil sein. Wenn Deine Frau lieber so einen Rahmen haben will, dann ist das völlig ok.

Bei aller Theorie, die Probefahrt ist durch nichts zu ersetzen. Fahrt dabei nicht nur einmal um den Block, nehmt Euch Zeit und fahrt die Räder im unterschiedlichen Gelände. Bei dem Preis müsst Ihr anschielßend absteigen und sagen könne: "Das isses".

Unter dem Stichword "komfort" würde ich auch noch Utopia einordnen.

Herzliche Grüße
Mansell

Hallo, vielen Dank für die aufschlussreichen Antworten auf meine Frage nach einem "komfortablem Reiserad". Wir werden demnächst Patria einen Besuch abstatten und uns vor Ort entscheiden, welches Modell in Frage kommt.
Bergius

Kannst Du einem Neuling erklären, weshalb man bei der HS33 die Hydraulik am Leben erhalten muß.

Gilt das nicht auch für die HS11?

Danke.

bin zwar nicht Fallk, aber ich glaube ich weiß so langsam was er meint

Die Hydraulik musst du natürlich bei allen hydraulischen Bremsen "am Leben erhalten", das gilt für die HS 33 genauso wie für die HS 11 oder jede hydraulische Scheibenbremse. Ist aber halb so wild, normalerweise ist da nicht viel zu tun. Wenn du natürlich in der Mongolei ein Problem mit der Hydraulik bekommst, wirst du dir eventuell wünschen, du hättest eine schöne altmodische Seilzugbremse.

Was den "faulen Kompromiss" angeht: Falk hält Felgenbremsen generell für die schlechtere Lösung, weil die Bremse die Felge belastet und diese irgendwann durchbremsen wird. Er schwört deshalb auf Scheibenbremsen; da wird eben nur die Scheibe durchgebremst, und kein tragendes Bauteil.

Seine Philiosphie: Entweder eine "richtige" Bremse, also eine hydraulische Scheibenbremse, oder man spart sich gleich den (etwas) erhöhten Wartungsaufwand einer hydraulischen Bremse und bleibt bei einer mechanischen Felgenbremse.

Ist aber Glaubenssache, ob du dich dem anschließen möchtest. Man hört gelegentlich auch von zufriedenen Besitzern eines hydraulischen "Felgenkneifers".

Velo Phil

PS: Willkommen im Forum, das offizielle Begrüßungstier kommt bestimmt gleich noch

Servus und Grüßgott im Forum!

Nö, kann er nicht. Er hat den wesentlichen Unterschied zwischen einer hydraulischen Felgenbremse und einer hydraulischen Scheibenbremse nicht verstanden oder wills nicht: die hydraulische Felgenbremse ist ein geschlossenes System mit Mineralöl, dh braucht kein Entlüften und kein Wechseln der Bremsflüssigkeit. Wie bei mir bei jetzt vierzehn Jahren Hydrostop noch ohne Nummer. Und mein Rad ist da keine Ausnahme. Bei Scheibenbremsen brauchts fast immer mal wieder ein Entlüften, zumindest in dem Zeitraum, in dem bei allen Scheibenbremsen mit Asnahme von Magura und Shimano eh die Bremsflüssigkeit eh gewechselt werden müßte, weils das sch... DOT ist.

Man kann allenfalls drüber diskutieren, daß es bei einem Weltreiserad von Vorteil für Primitivreparaturen ist, wenn man ein Primitivsystem = Seilzugbremse hat. Wegen des Restrisikos, daß man sich die Leitung abreißt oder einer sie einem durchschneidet. Aber zum ersteren gehört was dazu. Geht mit normalen Umfallern und Kontakten mit herabhängenden auch dicken Ästen jedenfalls noch nicht.

ciao Christian

Antwort von einem anderen Neuling: ja, gilt auch für die HS11.

An dieser Stelle möchte ich hier auch mal eine Lanze für die HS11 brechen. Ich fahre diese Bremse an meinem Rädle und bin vollauf zufrieden. Mit 100 kg Beladung (ich + Gepäck) hab ich auch in den Pyrenäen bei langen Abfahrten mit mehr als -10% Steigung nie Probleme mit mangelnder Bremskraft gehabt.

Ich denke für viele ist die HS11 vollkommen ausreichend... und sie ist entscheidend günstiger (169 gegenüber 107 euronen bei rose). Die Verzögerung ist auch laut magura mit 4,2 gegenüber 3,9 m/s^2 nicht so viel schlechter...

Dem Threadersteller würde ich trotzdem zur HS33 raten. Denn wer 2500€ für ein Rad ausgeben will, kann sich auch die HS33 leisten. Oder halt wirklich Scheibenbremsen...

@Falk: Hab irgendwo gelesen, du warst letztens auch mit Felgenrasplern unterwegs. Hast du dich da nicht unsicher gefühlt??? *duckundweg*

Beste Grüße,

Mathias

Irrtum, wenn er was nicht weiß, fragt er und wenn er urteilt, dann hat er sich drüber Gedanken gemacht.

Falk, SchwLAbt

Am Hinterrad und mit Keramikflankenfelge kann ich bei der Reserveeinheit damit leben. Besonders preisgünstig ist es so aber nicht.

Falk, SchwLAbt