Re: Ultimatives Reiserad

Posted by: iassu

Re: Ultimatives Reiserad - 10/28/20 11:49 PM

In Antwort auf: CyclingUnlimited
Bezieht euch bitte nicht zu sehr auf den Titel. Mir ist sehr wohl bewusst, dass man mit jedem Fahrrad reisen kann und auch an jedem Fahrrad Teile kaputt gehen. Um diese allgemeine Diskussion geht es aber nicht.
Nunja, für deine Einschätzung der hier geposteten Beiträge schon ein bißchen. Denn es gibt hier wie auch sonst überall zwei oder mehr Tendenzen. Die einen empfehlen strikt weitestgehende Einfachheit, sie kann geradezu zum Motto und Selbstzweck werden. Die anderen raten zum Bestmöglichen, was der Markt (oftmals = des Kaisers neue Kleider) hergibt. Beides scheint mir als unabdingbare Voraussetzung für eine Radreise ungeeignet zu sein.

Ich selber frage mich halt immer, was für einen Stellenwert das Fahrrad an sich für einen Radreisenden hat bzw haben soll. Ist es ein notwendiges Übel, dann wählt man die billigsten und einfachsten Komponenten (Technik, die nicht da ist, kann nicht kaputt gehen) und findet sich damit ab, daß sie kaum mehr bieten, als mit knapper Not zu funktionieren. Man rechnet fest mit notwendigen Defekten und damit, daß sie vor Ort (den man sich in möglichst abenteuerlichsten Zuständen ausmalt) zumindest improvisierend reparierbar ist (Dorfschmiedlegende). So absolviert man dann bei einer mehrjährigen Weltreise womöglich 50 000 km auf einem Quäldichgöppel.

Genießt man dagegen einfach das Radfahren, dann kommt der Bedienkomfort mit ins Spiel. Wenn Weitreisen prinzipiell nur mit Primitivmaterial möglich wären, würde ich mich zB ganz sicher gegen Weitreisen entscheiden. Ich würde dann in Erwägung ziehen, ob ein Fahrrad dann überhaupt erforderlich ist, oder ob es nicht andere Möglichkeiten gibt, die Welt zu sehen. Denn wenn die Technik so ein enormes Frustpotential bietet, ist es doch klüger, ganz auf sie zu verzichten. Umgedreht würde ich mich dem Radreisen verweigern, wenn alles unter highend untauglich sein müßte, selbst wenn mir hochwertige Komponenten Spaß machen.

So sehe ich auch hier im Faden deutlich die angesprochenen Tendenzen. Meine eigene Position liegt in der Mitte, aber mit deutlicher Schlagseite zu hochwertigen Bauteilen. Eine Weltreise wäre für mich das highlight des Radfahrens schlechthin und ich würde mich auf jedem Kilometer ärgern, womöglich schon bestehende Komfortmerkmale eben des Radfahrens aufgrund irgendwelcher Bedenken zuhause im Keller oder in der Garage gelassen zu haben. Da fahre ich womöglich jeden Tag mit einer vorzüglichen Bremse zur Arbeit und ausgerechnet dann, wenn sich für mich das Radfahren als solches verwirklicht, soll ich mit Primitivstoppern unterwegs sein.

Aber das ist mein Standpunkt, weiter nichts.