Re: Neues Hinterrad für größere Systemgewichte

Posted by: cterres

Re: Neues Hinterrad für größere Systemgewichte - 07/12/20 05:00 PM

Ich würde Dir zu einem Laufrad von einem anderen Anbieter raten. Kurbelix arbeitet mit einem Spokomat (Einspeichmaschine) und die Qualität war bei meinen Bestellungen schwankend.
Ein Hinterrad für Kettenschaltung haben sie komplett verbockt. Erst bekam ich das falsche Laufrad geliefert (Verwechslung beim Versand), dann kam ein Laufrad mit zu kurzen Speichen, die der Automat mit roher Gewalt eingespeicht hatte (1600N Speichenspannung).
Ein Vorderrad mit Nabendynamo war völlig in Ordnung.
Bislang halte ich die zu erwartende Qualität also für Zufällig.

Ich baue mir meine Laufräder mittlerweile selbst, auch das Hinterrad mit den zu kurzen Speichen habe ich selbst neu aufgebaut, also mit passenden Speichen erneuert. Das erfordert zumindest etwas handwerkliches Geschick, eine Menge spezielles Werkzeug und viel Geduld, denn wer Laufräder nur gelegentlich baut, ist nicht besonders schnell fertig.
Das sollte also eine Werkstatt ausführen.

Meine früheren Laufräder hatte ich nicht immer so genau kontrolliert, aber in den letzten zehn Jahren habe ich die Wartung meiner Räder zu 100% übernommen. Ende des Jahres 2013 kaufte ich ein Rad der Marke Giant (2013er Seek 2) und erlitt nach wenigen Wochen im Hinterrad einen Speichenbruch. Dieser wurde vom Laden repariert. Wenige Wochen später brach erneut eine Speiche. Auch dies wurde ausgebessert.
Ich bestellte dann 32 Sapim Strong Speichen (2-2,35mm) und ersetzte alle Speichen im Hinterrad durch die neuen, verstärkten Speichen.
Das hielt von da an drei Jahre lang. Die Speichen rissen nicht mehr.
Nach drei Jahren bemerkte ich ein rau laufendes Lager im Hinterrad, das ich behelfsmäßig zerlegte, reinigte, einen Achskonus ersetzte und neu geschmiert montierte. Ich wollte einige Wochen danach die Nabe erneuern, fand dann aber an mehreren Nippelbohrungen in der Felge feine Risse.

All das deutete auf Überlastung hin. Das Lager war hoch belastet, die Speichen waren stabiler als die Felge und nach drei Jahren war die Felge kurz vor dem Kollaps.

Die Belastung bestand aus einem hohen Systemgewicht von 140-170kg, durch 15kg Fahrrad, 125kg Fahrer und zeitweise bis zu 30kg Packtaschen mit Einkäufen nur auf dem hinteren Gepäckträger. Das war zuviel für die Felge.
Ich setzte kurzfristig ein preiswertes Ersatzhinterrad mit 36 Speichen ein.

2017 baute ich dann ein Rennrad auf. Für dessen Laufräder wählte ich zwar Rennrad-Komponenten, aber möglichst stabile Ausführungen. Ich hatte mir aber in den Kopf gesetzt, nur 28 Speichen im Hinterrad zu nutzen. Das wurde durch die Wahl der Hinterradnabe begrenzt. Also nahm ich eine breitere Felge (20mm Maulweite), Nippelunterlegscheiben und eine besondere Speichenkombination. Die Speichen auf der linken Seite haben eine verjüngte Mitte (2-1,8-2mm), auf der rechten Seite sind sie durchgängig 2mm stark.
Weil Speichen im Hinterrad (nur Kettenschaltung) in unterschiedlichen Winkeln stehen, werden sie verschieden stark gespannt. Die linke Seite stärker als die rechte. Dadurch werden die Speichen der beiden Seiten unterschiedlich belastet und die Antriebsseite versagt oft früher.
Auch die Felgenbohrungen werden ungleichmäßig belastet.
Indem man nun verschiedene Speichen wählt, wird die Last in den Speichen und der Felge gleichmäßig verteilt. Durch die Unterlegscheiben in der Felge (zwischen Felgenboden und Nippel) wird dieser Bereich verstärkt und die Last wirkt weniger punktuell.
Diese Bauweise habe ich seither beibehalten.

Im Giant-Fahrrad sitzt mittlerweile eine Felge mit 36 Speichen, in der Felge wurden von mir Unterlegscheiben verwendet. Das Fahrrad wird aber kaum noch genutzt, denn die schweren Lasten transportiere ich nun mit einem Lastenrad mit zwei Rädern.

Im Lastenrad liegt das Systemgewicht bei 200kg, denn das Rad ist etwas schwerer und meine Einkäufe wurden größer.
Das Hinterrad trägt davon über 60% und wurde von mir wie am Rennrad (bis auf die Speichenzahl) aufgebaut. Dünnere Speichen links, Unterlegscheiben unter den Nippeln, 36 Speichen und eine nur mittelschwere Felge, denn ein schweres Laufrad kostet auch mehr Antriebskraft.

So würde ich das also empfehlen.

Die Andra 40 ist sehr schwer. Sie braucht die von mir erwähnten Unterlegscheiben nicht, kostet aber viel Kraft. Du solltest also abwägen, ob die Felge nicht etwas leichter werden sollte und zum Ausgleich mit Unterlegscheiben verstärkt wird.
Mehr Speichen, hohe Speichenvorspannung auf beiden Seiten und möglichst gleichmäßig ist wichtiger.

Du wirst schnell feststellen, das Felgen und Naben mit 36 Speichen nicht mehr so zahlreich angeboten werden. Also wird die Auswahl schwierig.
Ich habe mich beim Lastenrad für eine DT Swiss 545 D Felge und eine Shimano M8000 Nabe entschieden. Shimano fertigt nur noch Naben mit Centerlock Bremsscheibenbefestigung, also werden IS2000-Scheiben (6-Loch) mit Adaptern montiert. Das klappt prima.

Noch schwieriger wird es, den Laden zu finden, der sowas baut. Da wirst Du Kompromisse eingehen müssen, was die Wahl der Nabe und der Felge betrifft.

Zum Abschluss noch was zu den Radlagern. Die habe ich nicht optimiert. Es gibt Hinterradnaben mit vergrößerten Nabenlager (DH = Downhill), die hohe Last länger ertragen. Leider kosten solche Naben entweder deutlich mehr Geld oder sie gibt es nur mit 32 Loch, weil es im MTB-Bereich kaum noch 36-Loch-Felgen gibt.
Es ist also fast unmöglich oder sehr teuer, auch verstärkte Radlager zu bekommen und damit ist es aus meiner Sicht wirtschaftlicher, günstigere Naben von Shimano zu verwenden.