Posted by: Machinist
Re: 26" oder 28" Zoll Räder? - 12/26/19 09:39 AM
In Antwort auf: veloträumer
In Antwort auf: Machinist
In Antwort auf: AndreMQ
...aber nochmals: Leute die neu kaufen und freie Auswahl haben, sollten 559 und 584 einfach vergessen und 622 kaufen.
Das ist aber bei klein gewachsenen Menschen keine Alternative, da verlangt es schnell mal nach einer kleineren Laufradgrösse.
Darf ich mal fragen, wo du das abgeschrieben hast? Es gibt nirgends einen Hinweis, dass kleine Menschen auch nicht 28er-Größen fahren können - und zwar sinnvoll fahren können. Die Maßgabe ist die Rahmenform und -größe, ob es passt. Im Radrennsport haben es wenige mal mit 26-Zöllern versucht - das lief gar nicht. Die kleine, leichten Bergflöhe fahren alle 28er-Räder. Ich selbst bin das lange auch 28er gefahren (ca. 1,70 m), als Rennrad, auch als Randonneur. Es gibt auch keine Hinweise aus Kleinwuchsländern des europäischen Südens oder gar Japan, dass dort 28er(a)-Räder unverkäuflich wären - auch bei Frauen nicht.
Der Randonneur war in der Rahmenhöhe zu groß (habe ich aber immer noch), nicht aber wegen Laufradgröße. 26er oder 28er(+) haben unterschiedliche Laufeigenschaften, z.B. Spurtreue. Es gibt auch nebensächliche Punkte wie Ästhetik, die man anführen könnte. I.d.R. sind die größere Formate für sportlicheres (schnelleres) Fahren geeignet, sicherlich aber auch nicht apodiktisch. 26er haben verschiedene andere Vorteile, von der weltweiten Verfügbarkeit (zumindest bisher) über Stabilität der Felgen bis hin zur Wendigkeit. Mich konnte auch bisher noch niemand davon überzeugen, warum ausgerechnet aus der MTB-Ecke die 29er-Welle aufkam und dort glorifiziert wird. Da sehe ich die Wendigkeit mit kleineren Reifen für überlegen an. Aber das ist schon ein anderes Feld, denn Markt ist auch viel Psychologie.
Das ist nirgends abgeschrieben, wie kommst du darauf? Und es geht dabei auch keineswegs nur um Aesthetik.
Würdest du denn einem kleinen Menschen oder einem Kind mit z.B. 130 oder 140 cm Körpergrösse ein Fahrrad mit 622er Laufrädern ernsthaft empfehlen?
Tatsache ist, dass die Rahmengeometrie bei Fahrrädern mit grossen Laufrädern aber eher klein gewachsenen Menschen oftmals ein Kompromiss wird. Dass man Vieles trotzdem verkaufen und auch fahren kann steht ausser Frage, zumal die Vorteile grosser Laufräder kaum zu bestreiten sind.
Zudem ist der Uebergang von zum Fahrer perfekt passender Radgrösse bis hin zur Unfahrbarkeit natürlich fliessend, manch einer kommt also trotz geringer Körpergrösse auch mit grossen Laufrädern gut zurecht, sei es aus Gewohnheit, Unwissenheit oder einfach aus Mangel am Alternativen.
Hauptsächlich zwei Dinge werden dabei je nach Radtyp, gewünschter Sitzposition und Einsatzzweck schnell ein Problem: Die Fussfreiheit zum Vorderrad und die Lenkerhöhe.
Ersteres sieht und sah man oftmals bei sehr kleinen Rahmengrössen an Rennrädern: Der Steuerkopfwinkel wird (zu) flach gehalten um die Fussspitzen einigermassene vom Vorderrad fern zu halten. Am Rennrad spielt das in der Regel noch am Wenigsten eine Rolle, man fährt eher schnell und enge, langsam gefahrene Kurven sind die Ausnahme. Am Crossrad, MTB oder auch Reiserad sieht das aber schnell mal anders aus, da fährt man oftmals langsamer bei grösserem Lenkereinschlag.
Da ich selber nur 175 cm hoch bin und dabei aber vergleichweise grosse Füsse und noch eher kurze Arme habe kann ich das aus eigener Erfahrung bestätigen. Will ich Rennlenker fahren benötige ich ein nicht zu langes Oberrohr, um die Fussspitzen in jeder Fahrsituation vom breiten 622er Reifen fern zu halten muss ich zu einem unerwünscht kleinen Steuerrohrwinkel und/oder zu sehr grossem Gabelvorlauf greifen.
Am modernen MTB wird diese Problematik durch die aufgekommenen flachen Steuerkopfwinkel deutlich entschärft.
Manche kleinwüchsige MTBer welche eine sportliche Sitzposition (bzw. grosse Sattelüberhöhung) brauchen oder wünschen haben bei 622er Laufrädern das Problem, dass der Lenker zu hoch kommen liegt. 622er Federgabeln mit reichlich Federweg bauen nunmal naturgemäss immer ziemlich hoch, selbst bei kürzestmöglichem Steuerrohr hilft oft nicht mal mehr ein Vorbau mit extremem Negativwinkel um den Lenker ausreichend unter Sattelhöhe zu bekommen.
Nun zum Thema 29"-Laufräder am MTB:
Bist du MTBer, oder fährst du sonst in grobem Gelände?
Fahr probehalber mal einen ruppigen Trail oder auch nur eine wirklich grobe Piste mit einem 26"-MTB und dann dasselbe mit einem vergleichbaren neumodischen 29er, du wirst denn Unterschied sofort spüren. Die 29" Welle war nicht nur ein Marketinggag.
In einigen Dingen bin ich zugebenermassen eher der konservative Typ, und bis vor zirka 7 Jahren sah ich auch als seit Jahrzehnten eingefleischter MTBer keinen Grund für die schwereren 29"-Laufräder, ein Fahrversuch mit so einem modernen Bergfahrrad im Gelände belehrte mich sofort eines Besseren.