Re: Pinion, Nabe Hinterrad H2.R

Posted by: Anonymous

Re: Pinion, Nabe Hinterrad H2.R - 07/07/18 06:25 AM

Die Diskussion ist schon wichtig, um sich da in die Unterschiede rein zufinden. Solange keine steileren Berge oder höhere Gewichte gefahren werden, entsteht auch nicht mehr zu übertragendes Drehmoment für die Nabe und eine Pinion liefert über den Fahrer dann auch nicht mehr. Mir ist nicht klar, warum dann Naben am Drehmoment sterben. P1.18 mit 36/36 im 1. Gang hat gleiches Verhalten wie (fiktive) Kettenschaltung 20/36 (Trittfrequenz, Pedalkraft, Entfaltung, Kettenzug, Drehmoment am Hinterrad, ... alles gleich am gleichen Berg). Die HR-Nabe sieht nur den Kettenzug, aber nicht wer zieht und setzt den mit dem (gleichen) Ritzelradius in (gleiches) Radmoment um.
Die Pinion ließe sich sogar aus dem Regal mit 24/24 ausrüsten (sieht viel schicker aus). Der Fahrer bemerkt keinen Unterschied zu 36/36, der Freilauf muss am gleichen Berg nur das gleiche Drehmoment aufbringen, aber der Kettenzug ist mal eben auf 150% gegenüber 36/36 hochgegangen, weil der Hebelarm Ritzelradius auf 67% zurückgegangen ist. Die Kettenschaltung mit vergleichbarer Last für die Nabe müßte 13/24 haben - gibt es noch weniger als 20/36. Deshalb wurden Naben nie so etwas ausgesetzt. Eine "realistischere" SRAM-Eagle mit 27/50 ergibt wieder die gleiche Entfaltung. Der Kettenzug hier fällt jetzt gegenüber 20/36 auf 72%.
Nabenhersteller, die keine Pinion kennen (Chris-King?), wissen nicht, wie die Pinion mit kleinen Scheiben die Aufteilung von Drehmoment in Kettenzug und Ritzelradius gegenüber Kettenschaltungen verschiebt. Pinion und Acros wissen es inzwischen. Das ist nicht einfach wie bei echten Singlespeedern. Wenn das auf viel Gewicht, große Steigungen trifft, geht die Nabe drauf. Bei Umschlingungsantrieben (Kette, Zahnriemen, Keilriemen, Gliederkette, ....) müssen die beiden Seiten die Kräfte abstützen. Bei der HR-Nabe sind das die Freilauflager. Es ist schwierig, Drehmoment und Kettenzug auseinander zu halten, weil immer beides zusammen auftritt (beim Zahnriemen gibt es noch Vorspannung). Also 36/36 ist schon ungewöhnlich vernünftig für Pinion. Sogar die meisten MTBs haben relativ kleine Scheiben - aber meist auch niedriges Systemgewicht. Und da MTBler ihr Material eigentlich ständig kaputtfahren, fällt das nicht weiter auf. Aber zuverlässig ist anders. Wie schon geschrieben, NICOLAI nimmt deutlich größere Scheiben und am neuen ROSE-Reise-Pinion sieht man dies auch. Bei Gates-Riemen ist die Teilung 11mm statt 12,7mm bei Kette. Damit sind die Riemenscheiben bei gleicher Zähnezahl 10% kleiner und damit der Riemenzug bei gleicher Zähnezahl etwas höher als bei Kette. Faustregel bei Riemen gegen Riemen (zumindest in der Industrie) ist aber eigentlich: Zugkraft etwas runter, dafür Riemengeschwindigkeit etwas rauf (Riemenzug x Riemengeschwindigkeit = übertragene Leistung also z.B. 150W des Fahrers). Was Gates bei seiner Riemenauslegung gemacht hat, weiss ich nicht, ließe sich aber nachvollziehen, wenn man den ähnlichen Industrieriemen heraussucht. Zu dem gibt es nämlich vollständige Daten und ein Berechnungsprogramm - so wie Konstrukteure es verlangen. Wenn die Chris-King-ISO-Singlespeed-Nabe (????g, 579€) robuster ist, als z.B. die Tune-Singlespeeder-D (220g, ca. 250€, nicht mehr im Programm), dann müßte sich das in der Lagerbestückung und Konstruktion finden lassen. Die Lager in der Tune sind 3 x 61803 und 1 x 61903.