Posted by: MatthiasM
Re: Hinterbauständer - 04/21/18 11:48 PM
In Antwort auf: habediehre
Hallo Stephan,
ich glaube nicht, dass im normalen Betrieb so ein Ständer den Hinterbau irgendwie schädigen kann (wenns nicht gerade Ultraleichtbau ist).
ich glaube nicht, dass im normalen Betrieb so ein Ständer den Hinterbau irgendwie schädigen kann (wenns nicht gerade Ultraleichtbau ist).
Sorry, lang.
Kurzfassung: Das Hebelgesetz ist gnadenlos und verzeiht physikwidrige Konstruktionen nicht wirklich.
Langfassung:
In erster Linie schädigen sich diese Dinger selber, v.a. mit abgerissenen Schrauben, die man dann rauskämpfen muß und dabei dann ggf. den Hinterbau doch beschädigt, ganz ohne Torsion.
Das Problem ist ein doppeltes:
Ideal ist fast aufrechtes Rad, relativ kurzer, steil stehender Ständer, auf den sich das Rad AUFstützt, dann hast Schub längs zu Ständer aber kein großes Hebelmoment, Scherkraft auf die beiden Schrauben, stark abgemildert durch den Formschluß des Klotzes von der Aufnahme in der Rille vom Ständer. So ungefähr paßt das, wenn der Ständer so steil auf den Boden trifft wie das Rad schräg steht.
Es wird schlimmer, je schräger das Rad steht und je weiter der Ständer rausragt = nicht "Stütze", sondern dann ernsthafte Hebelei.
Gut, soweit ist das noch gleich (un)günstig beim KSA-Glump und bei Hinterbauständern, die beide Streben mitklemmen.
Was macht diese Hebelei nun konkret an der KSAxx-Befestigung ?
Du hast Hebelübersetzung von der Länge des Ständers, Kraft umso größer, je länger er ist und je schräger das Rad steht, gegen den Minihebel der ungefähr halben Breite von dem schmalen Klotz, in dem die Bohrungen oder gar Gewinde für die KSA-Aufnahme sind >> Kraftübersetzung enorm und zwar erst mal theoretisch nur als Zug auf die Schraube. Zug wäre noch nicht so schlimm, wenn es eine richtige (und gut angeknallte, idealerwiese vorgespannte) Schraube wäre, aber wenn entweder die Oberfläche von diesem Klotz nur minimal "rund" ist (Pulverschicht, Lackschichten) oder gleichbedeutend wenn die Schrauben nur ganz minimal sich lockern (unvermeidliche Setzung weil keine Dehnschraube), dann hast DU Zug und Biegemoment. Dann reißen die Schrauben bündig ab und dann viel Glück, sie rauszubekommen. Besser ist die Konstruktion, wenn statt M5 M6 vorgesehen ist; Standard ist wohl leider M5 und bei manchen Ständern ist nicht genug Fleisch für M6 oder eine Schraubenkopfsenkung, die für übliche M6er-Schraubenköpfe zu klein ist. Und auch besser ist es IMHO, wenn KEIN Gewinde im Ausfallende ist, sondern eine Durchgangsbohrung mit 5 oder 6mm und die gute, ordentlich zugfeste Schraube dahinter dann mit Beilagscheibe/Mutter/Kontermutter gut angeknallt werden kann. Die Bohrung als Zwangsoptimierung bekommst oft geschenkt, nachdem Du die ersten abgerissenen Schrauben ausgebohrt hast und dabei das Gewinde im Ausfallende gleich mitzerstört...

Zur Torsion auf Ausfallende/Kettenstrebe hab ich noch garnichts gesagt, da ist ein dickes geschmiedetes Ausfallende resilienter als beispielsweise die worst-case-Konstruktion für sowas, ein aufgelöteter Klotz mit Gewindesacklöchern auf einer filiganen Stahlrohrkettenstrebe.
Warum ich über diese Konstruktionen so schimpfe? Weil ich davon drei im Familienfuhrpark habe, von denen zwei inzwischen nach genau diesem Muster ab Werk und by Design versagt haben, bei dem einen Rad hab ich mir die Mühe mit dem Ausbohren und den hochfesten Schrauben gemacht (in dem Aufwasch von hinten die passende Weberkupplung nachgerüstet, da sind im Lieferumfang die richtigen, guten Schrauben und - in Form des stählernen Montagewinkels - die "unteren" Muttern der Konterung extramassiv gleich dabei), beim anderen war ich bislang zu faul, das Fahrrad säulenbohrmaschinenkompatibel zu zerlegen, und weil ich an den anderen Rädern, sowohl meinem Alltagsganzjahresbock als auch an meinem 1986er Bridgestone T700 (mit WIRKLICH coladosendünnem Geröhr) einen Hebie 671 bzw. irgendein japanisches Aluteil ähnlich wie der ergotec 91 habe, die jeweils beide Streben mitklemmen und noch nie Probleme damit hatte.
lG Matthias, der an die Evidenz der Hebelgesetze treu glaubt.