Escrito por: iassu
Re: Mal wieder Scheibenbremse: Werkzeug+"Tipps" - 01.12.16 18:21
In Antwort auf: derSammy
Ich finde nicht, das Kürzen/Ersetzen und Entlüften der Hydraulikleitung mit Bordmitteln nötig sein müssen. Klar, wie bei jedem anderen Werkzeug mag dies auch Geschmackssache sein, aber zumindest innerhalb der Erreichbarkeit von Radläden mit mittlerer Ausstattungsqualität sollte der unwahrscheinliche Pannenfall doch auch dort behebbar sein, oder?
Es könnte eventuell sinnvoll sein, die entsprechenden Stutzen im Gepäck zu haben, aber schleppt ihr wirklich die Spritzen und ne Flasche DOT/Mineralöl mit?
Es könnte eventuell sinnvoll sein, die entsprechenden Stutzen im Gepäck zu haben, aber schleppt ihr wirklich die Spritzen und ne Flasche DOT/Mineralöl mit?
Das sind ja gleich mehrere Themen.
Eine neu gekaufte Scheibenbremse hat üblicherweise Leitungslängen von 1 m vorne und 1,7 m hinten. Das ist für ein großes, also langes und hohes Rad ca 15 cm zu lang, jeweils vorne und hinten. Bei kürzeren und/oder niedrigeren Rädern ist das noch krasser. Bleibt das ungekürzt, bilden diese Bögen ein Luftkunstwerk, welches an Achterbahnen auf der Kirmes erinnert. Beim Lenkeinschlag bleiben die sehr gerne auch mal irgendwo hängen, Lenkertasche etcpp. Also das nicht zu kürzen ist eigentlich kaum sachlich begründbar.
Die im Wiki geschilderten Arbeiten beziehen sich auf die heimische Werkstatt. Allerdings: wer das dort mal absolviert hat, macht das locker auch am Straßenrand. Oder sagen wir mal: er könnte. Praktisch wird er sich eine bessere location suchen, aber technisch ist das kein Problem. Ja, es ist aufwendiger als ein neues Stahlseil einzuziehen, aber selbst das ist, will man es perfekt machen, nicht in 10 Sekunden erledigt.
Und ja: ich habe auf Reise dabei: Ersatzleitung, Spritze, Öl, Trichterset, Kleinzeuchs und natürlich Ersatzbeläge. Die Maße des Ganzen sind nicht briefumschlagkompatibel, das stimmt, die Masse hingegen ist eine zu vergessende. Geraffel ist dafür dann doch der falsche Ausdruck. Ersatzbremszüge hat man im anderen Fall auch dabei, wenn man keine Außenhülle mitschleppt, dann ist das schon eh nicht vergleichbar.
Eine scharfe Zange, die unterwegs zufriedenstellend ablängen kann, darf auch nicht aus dem Puppenstubenbederf aquiriert werden, dann braucht man noch, will man es richtig machen, eine Feile, die das Drahtspiralende glättet, usw. Das Einzige, was unterwegs zu beachten ist, ist, daß man vom Opinel, bevor man die Leitungen kürzt, die Marmeladenreste vom Frühstück abwischen sollte.
Die Alternative mit den Cantisockeln dünkt mir keinesfalls zuende gedacht. Entweder findet das alles in der Prärie, Pampa, den russischen Weiten statt, dann hat man eh keinen Sofortzugriff auf Infrastruktur. Will man dann im Ernst dafür einen Satz V-Bremsen nebst Leitungen und Griffen und all dem Zeuchs einfach mal so dabei haben? Dann würde auch ich von Geraffel reden.
Oder aber, man ist in der Nähe einer menschlichen Niederlassung, dann kann man ganz erheblich viel schneller und einfacher entlüften oder eine neue Leitung einziehen (sollte der Werwolf die alte durchgebissen haben) als das komplette Bremssystem umzubauen. Ich entlüfte jedem, dessen Bremse mir werkzeugmäßig zugänglich ist, das System in maximal 15 Minuten.
Die Sache mit den Spannachsen sehe ich mit gemischten Gefühlen. Es geht nicht um Temperaturen. Es geht um Festigkeit. Allen frommen Lobpreisungen aus dem Hause tune und von anderen Adressen zum Trotz: Leichtbau hat an einem Scheibenbremslaufrad am bepackten Reiserad in der Tat nichts zu suchen. Eine recht selbstbewußt angespannte 5mm Achse ist das Minimum, wenn sie aus Stahl ist und anständige Enden besitzt, Pitlock taugt in dieser Beziehung nach meiner Erfahrung schon mal nix. Man merkt das beim Bremsen und auch zB im Wiegetritt und bei anderen hohen Belastungen, wenn die Schnellspanner zu nachgiebig sind. Eine Steckachse ist da schon eine andere Hausnummer.
Zum Einbremsen: ich habe soeben neue Bremsscheiben (Tektro) mit neuen Saint-Bremsen mit neuen Metallbelägen verheiratet. Nach 10 kurzen und festen Zugriffen ist die Leistung da. 200 Hm Abfahrt bei 10% Gefälle reichen da dicke aus. Resinbeläge mögen da länger brauchen.
Kolbenmobilisierung sehe ich kaum als Thema für hydraulische Scheiben bremsen moderner Bauart, auch wenn garantiert gleich jemand aufsteht und seine diesbezüglichen Erlebnisse schildert. Ich habe den Eindruck, daß das eher ein Alterungsproblem von HSxyz Bremsen ist.