Re: Tandem Kaufberatung: Pedalpower oder andere?

Posted by: derSammy

Re: Tandem Kaufberatung: Pedalpower oder andere? - 06/06/16 03:46 PM

Allen Unkenrufen zum Trotz kann ich sagen, dass das Tandem unterschiedliches Leistungsniveau vorzüglich ausgleichen kann. Ihr solltet das aber vorher ausprobieren. Worauf man sich nämlich einigen muss: Die Trittfrequenz ist immer die gleiche und wird weitgehend vom Captain vorgegeben. Ausnahmen mögen Tandems mit Freilauf sein (Pino eventuell?), aber das bringt andere Nachteile mit sich. Der Vorteil getrennter Freiläufe ist gering. Und der Captain sollte gewisse Manöver (und seien es nur Schlaglochdurchfahrten) ansagen. Wir haben uns da schnell zusammengefuchst, aber es liegt nicht jedem Stoker zu sein und keinen Einfluss auf die Fahr- und Schaltkontrolle zu haben.

Die Idee mit der Zerlegbarkeit ist sicher nicht verkehrt. Als Tandemnutzer eines nichtzerlegbaren Tandems sage ich dir, dass viel mit dem Tandem geht. Aber wenn du die Länge reduzieren kannst, macht das die Sache deutlich einfacher. So gibt es z.B. Züge, wo lediglich oben so Haken sind für zwei senkrecht eingehängte Räder (wird mit unzerlegtem Tandem schwierig/unmöglich) und andere Länder verbieten die Tandemmitnahme bzw. es wird sehr eng (z.B. TGV in Frankreich). Und auch in manchen innerdeutschen Zügen ist die Radmitnahme offiziell nicht vorgesehen (z.B. Nachtzüge mit <20 Radstellplätzen). Nunja, letzteres gilt ja leider eh nur noch bis Dezember.
Falls ihr das Tandem verschicken wollt, ist meist das Gurtmaß ein ausschlaggebens Kriterium. Obwohl weder schwer noch voluminös, schlagen unzerlegte Tandems so heftig zu Buche. Kurz: Die Zerlegbarkeit schafft euch eventuell Freiheiten und rückblickend wäre das wohl ein Punkt, den ich bei einem neuen Tandemkauf vielleicht anderes gemacht hätte.

Wobei es schon noch ein logistisches Problem gibt: Wie gedenkst du das zerlegte Tandem zu transportieren? Am robustesten reist es in einem Hartschalenkoffer. Aber die sind für die Radreise unpraktisch und können nicht mitgenommen werden und müssen zwischengelagert werden (oder zum Zielort geschickt?). Und die zwei oder drei separaten Rahmenteile werden immer zunächst zusammenhängen. Klar kann man die Synchronkette abnehmen, in die Rücklichtleitung einen Stecker einbauen, in die Schaltzüge Kupplungen usw. - aber das bedeutet dann schon einigen Aufwand und auch mögliche Ausfallstellen. Besonders schwierig ist wohl die hydraulische Scheibenbremse, die ich definitiv wählen würde, deren Hydraulikleitung man aber nicht so einfach trennen kann. Wahrscheinlich wirst du, wenn du die beiden Rahmenteile wirklich voneinander trennen willst, jedesmal den Bremsgriff demontieren müssen.

Und 3000€ sind für ein Tandem mit Zusatzwünschen kein so üppiges Budget. Die edleren Firmen (Santana, CoMotion) fallen dabei ja schon mal raus. Bei den billigeren ist mir so direkt nicht klar, wer alles Faltbarkeit/Zerlegbarkeit noch mit anbietet. Aber allein so ein paar S&S-Kupplungen schlagen mit mehreren hundert Euro zu Buche! Grundsätzlich finde ich die pauschale Aussage: "Ein Tandem kostet etwa das 2,5-fache eines vergleichbar ausgestatten Solorades" ganz zutreffend. Wäre bei euch dann ein Reiserad im Bereich um 1200€. Solide, aber da sind keine großen Sprünge zu erwarten...

Was Pedalpower betrifft: Da hab ich auch schon mal gehört, dass insbesondere die Stahlrahmen keine Steifigkeitswunder sein sollen.

Was funktionieren könnte: Ein Tandem von einem Rahmenbauer. Juchem macht auf jeden Fall welche, auch zum Klappen. Das könnte allerdings teurer sein. Aber es gibt auch noch ein paar Rahmenbauer in Tschechien oder Polen. Duratec z.B. S&S-Kupplungen einzubauen, sollte eigentlich jeder Rahmenbauer drauf haben. Beim Tandem könnte es sich lohnen, den Rahmen getrennt zu kaufen und dann selbst aufzubauen. Rabatte für den Komplettaufbau bei einem Hersteller sind hier kaum zu holen und wenn man ein paar Teile schon günstig bekommen hat, sollte der Selbstaufbau billiger sein. Besonders wenn man individuelle Wünsche hat (was beim Tandem ja schnell mal der Fall ist).