Re: Eine Frage an die "Selbst-Einspeicher"

Posted by: Lord Helmchen

Re: Eine Frage an die "Selbst-Einspeicher" - 10/20/15 11:39 PM

Es ist doch auch relativ egal, was jetzt hier ein theoretisches Fachwerk ist, oder nicht. Ein Rahmen, der die echten Herausforderungen würdig schluckt (Wiegetritt mit Oberkörpereinsatz, also abwechselndem Ziehen an den beiden Lenkergriffen; oder träge Masse auf dem Gepäckträger im Schlagloch) ist in vertikale Richtung sowieso so steif, dass er nicht ferdert. Da ist es einfach für das Konstrukt hundert mal leichter, den Fahrer um 2cm nach oben zu prügeln, als dass sich das steife Dreieck groß verbiegen würde - trotz vorhandener Biegespannungen.

Bei der Einleitung vom Bremskraft am Vorderrad wird natürlich ein Moment am Steurrohr eingeleitet, und der Rahmen reagiert auch wie nahezu "am Heck fest eingespannt" durch das Gewicht des Fahrers und den langen Hebel nach vorne. Nur hat Iassu Recht, das kümmert den Fahrer nicht. Ob die Rohre uner der Biegung flexen, oder nicht - die Kraft wird beim Bremsen nicht schlagartig oder vibrierend eingeleitet und kommt beim Fahrer unabhängig vom Rahmend nicht merklich an (das Moment will den schweren Fahrer aus dem Sattel heben - entlastet also einfach nur das Hinterrad).
Wenn so eine horizontale Belastung am VR schlagartig kommt, weil man zum Beispiel einen übersehenen Bordstein hochknallt, dann überwiegt das Aufsteigen des Vorderrads (vertikale Komponente) für den Fahrer sämtliche Momente so stark, dass diese auch nicht relevant sind.


Zum Fragensteller über das weiche Einspeichen sei gesagt: Seid froh, wenn Eure Rahmen und Laufräder steif sind. Ich als sehr schwerer Fahrer habe Erfahrung mit butterweichen Rahmen und Laufrädern. Alter Stahlrahmen mit 20 Jahre alten Kastenfelgen zum Beispiel. Das ist schlicht gefährlich, weil ein weiches Rad einen eigenen Willen hat. Beim kräftigen Treten oder rasanter Kurvenfahrt weicht das labberige Material zur Seite aus und das Rad fährt relativ undefiniert in die Richtung des geringsten Widerstandes. Das ist nicht immer dort, wo man als Fahrer gerade hin möchte! Rahmen und Räder müssen ausreichend steif sein, wobei die seitlichen Kräfte die Herausforderung darstellen. Dazu kann man dann für den Komfort ausgewählte Federelemente nutzen, wie andere hier schon geschrieben haben.
Nebenbei sei erwähnt, dass man mit Carbonfasern Rahmen konstruieren kann, die tatsächlich in jede gewünschte Richtung messbar und spürbar federn. Zumindest, wenn man den Rennradzeitschriften glaubt.