Re: Wechsel von Randonneur auf Liegevelo?

Posted by: ohne Gasgriff

Re: Wechsel von Randonneur auf Liegevelo? - 03/23/14 01:13 PM

In Antwort auf: superaxel
Ein FollowMe wird Dich aber wohl definitiv aushebeln. Du musst hier ja auch das Gewicht des Kindes austarieren können, wenn dieses eindöst oder einfach mal randaliert. Auf der Liege hältst Du das Gleichgewicht kaum noch über Dein Popometer, sondern überwiegend durch Pendelbewegung des Lenkers. Da fehlt die Power und Hebelwirkung des aufrechten Körpers, ein FollowMe auch aufrecht zu halten.


Bevor das m.E. beste Statement, gegeben gleich in der ersten Antwort, in Vergessenheit zu geraten droht: (Wo ist der Daumen-hoch-Smilie?)

Am Liegerad scheiden sich - wie immer - die Geister. Meine eigenen Erfahrungen damit beschränken sich auf kurze Proberunden, meist nur Rumgekurve auf dem Parkplatz, um die verschiedenen Konstruktionen kennen zu lernen, und mich interessierte daran zu allererst immer nur das Langsamfahrverhalten. Das geht nach kurzer Eingewöhnung meist sogar überraschend gut, wenn auch nie vergleichbar mit einem konventionellen Fahrrad (Wenden auf dem Punkt, Stillstand ohne einen Fuß zu setzen etc.).

subj. Randonneurlenker/Rennlenker: Ich habe einen alten Stahlrohrrenner, bin den jetzt über Winter fast ausschließlich gefahren, als es im Wald zu naß war und hatte sogar meinen Spaß dabei ... bis mich mal wieder ein Auto auf völlig einsamer, bolzgerader Strecke und ohne jede Not mit 5cm Abstand überholt hat. Seither steht das Ding wieder im Keller, voraussichtlich bis zum nächsten Winter. Mit dem Lenker und der Sitzposition komme ich im Prinzip klar, fahre auch längere Abschnitte mal in der Unterlenkerhaltung, aber grundsätzlich ziehe ich eine bequeme Griffposition (MTB) vier unbequemen (Rennlenker) vor.

Sowohl die Lieger als auch die Gebückten sind letztlich nicht "my cup of tea", sind für Bedingungen optimiert, unter denen mich das Radeln an sich nicht mehr interessiert. Auf dem Fahrrad möchte ich mich nicht mit den Autos um den selben Verkehrsraum balgen, sondern möchte nach Möglichkeit nichts von ihnen sehen, hören oder riechen. Und das Tolle am Fahrrad ist, daß es genau das ermöglicht. Diese Ansicht braucht allerdings niemand zu teilen und wir brauchen deswegen auch keine Redeschlachten zu führen.

Ich bevorzuge jedoch ganz klar die Sitzposition "im zweiten Stock", ob mit oder ohne Gasgriff, weil man von dort aus einfach die besten Voraussetzungen hat, um die Fuhre aufrecht zu halten. Ein hoher Schwerpunkt wirkt generell stabilisierend, und ein großer Hebel (Lenkerende zu Reifenaufstandspunkt) ist nun mal ein großer Hebel. Ich habe mit dem MTB häufig ein Adams Trail-A-Bike gezogen und damit ging auch off-road 'ne ganze Menge. So ließen sich z.B. zur Gaudi des Kindes auch knifflige Wurzeltrails u.dgl. kontrolliert und sicher befahren. Auf Asphalt jedoch, wenn's dem Kleinen dahinten langweilig wurde und er deswegen angefangen hat, irgendwelche Faxen zu machen, da hat er mich öfters mal ins Schwitzen gebracht. Da hatte ich, trotz der viel besseren Voraussetzungen auf dem hohen Roß, meine liebe Not, die Fuhre auf der Straße zu halten, und wenn der Kleine nur gewollt hätte, dann hätte er es mit seinen 20 kg durchaus geschafft, uns zu Fall zu bringen. In einer Liegeradposition, mit dem Ar$ch dicht über Straße, hätten wir uns wohl schon ausgebreitet gehabt, bevor ich überhaupt dazu gekommen wäre, ihn zu ermahnen.

Gruß,

Clemens