Re: Ein Rad für Südamerika: Technikfragen

Posted by: silkroad

Re: Ein Rad für Südamerika: Technikfragen - 02/08/14 12:15 PM

Zitat:
1. die Laufradgröße.
Angeblich gibt es in Südamerika fast ausschließlich 26"-Laufräder und dementsprechend nur reisetaugliches Zubehör dafür (Reifen, Felgen). Der eine oder andere hier ist dort ja schon mal unterwegs gewesen oder kennt jemanden, der dort war. Ist das völlig übertrieben oder halbwegs zutreffend? Ich möchte mir ungern irgendwo in der Pampa den letzten Mantel zerschlitzen und die 34km bis zum nächsten Dorf schiebend zurücklegen, um dort festzustellen, dass es (wenn überhaupt) nur Rennradmäntel gibt. Das ist mir in Spanien exakt so passiert, der dritte Radhändler in der (nicht kleinen) Stadt hatte dann nach hartnäckigem Nachfragen irgendwo tief im Lager Nokian-Cyclocrossreifen (eine nie abgeholte Kundenorder), die zum Glück bis zum Ende der Reise gute Dienste geleistet haben.

26" (559) kriegst du fast überall, bei mir ist es schon über 10 Jahre her dass ich dort ware von daher kann ich nichts zu 28" sagen

Zitat:
2. die Bremsen. Ein Rennlenker muss sein. Das Systemgewicht wird einigermaßen hoch sein: ich selbst wiege 90 kg, das Rad wird streng zu Gunsten der Haltbarkeit aufgebaut. Früher waren an dem Rad Cantibremsen. Die funktionierten überraschend gut, ich hatte aber Ärger mit dem an der Gabel immer außermittig verlaufenden Seilzug und nach dem Winter musste ich die Bremsen erst einmal runternehmen, weil sie auf den (großzügig gefetteten) Sockeln festgegammelt waren.

Was lag also näher, als auf Hydraulik umzusteigen? Mir fiel dann ein Satz HS66 in die Hände, die ich kurzerhand verbaut habe. Bis jetzt habe ich die Maguras nicht wirklich auf Herz und Nieren testen können, hier im Forum sind sie ja sehr beliebt. Ich finde sie miserabel einzustellen und die Bremsleistung ohne Brakebooster ist beschämend (die Verbiegung von Gabel und Rahmen nach außen hingegen ziemlich beeindruckend). Ich gehe aber davon aus, dass alle diese Probleme eher mit menschlichem Versagen begründbar sind zwinker Entlüftet habe ich das gute Stück übrigens auch noch nicht. Doch ich schweife ab...

Wenn der Rahmen schon alt ist wird er nie auf die Kraft von V-Brakes bzw. Hydraulik gebaut worden sein, das verwindet sich dann. Wenn du mit Cantis zufrieden warst schraub sie einfach wieder rauf. Ersatzteile und Bremsbeläge kriegst überall dafür. Geht natürlich mit der HS auch - musst halt Ersatzleitung, Bremsbeläge alles dabeihaben.

Zitat:
Dann möchte ich gleich eine weitere Grundsatzfrage anstoßen: Scheibe oder Felge? Den Rahmen müsste ich vor der Reise ohnehin neu lackieren lassen, warum also nicht gleich eine Schreibenbremsaufnahme dranbraten? An sich bin ich recht emotionslos, was die Bremstechnik angeht und komme mit Felgenbremsen gut zurecht. Aber ich frage mich, ob Scheibenbremse bei den klimatische Bedingungen im südamerikanischen Winter nicht sinnvoll wären. Zum einen nervt das bei Felgenbremsen während der Fahrt regelmäßig erforderliche Trockenbremsen (und das könnte im falschen Moment sogar sehr gefährlich werden). Zum anderen habe ich etwas Sorge wegen des Bremsbelagverschleißes - die vermutlich meist nassen und dreckigen Wege könnten zu einem extrem hohen Verschleiß an Felgenbremsbelägen führen. Wie denkt ihr darüber? Wenn Scheibenbremse, würde ich vermutlich gleich in die Vollen gehen und mir ein neumodisches hydraulisches System für Disccrosser zulegen. STIs wären nicht nötig, Lenkerendschalter finde ich großartig.

Rahmen neu lackieren vor der Reise ?? Blödsinn - du wirst viele Kratzer reinkriegen, willst du dich unterwegs ärgern ? Nein.
Scheibenbremse auf eine Uraltrahmen löten lassen ? Eher auch nein, ist erstens nicht wirklich billig, zweitens ist wahrscheinlich der Rahmen und die Gabel nicht auf die Belastung ausgelegt. Du brauchst nicht wirklich Scheibenbremse, V-Brake oder Cantis bremsen auch. Bei den neumodischen hydraulischen für Disccrosser würde ich aufpassen, SRAM hat gerade alle wieder zurückgerufen, Shimano ist jetzt gerade erst am Markt - alles noch nicht wirklich ausgetestet, schon gar nicht für Reiseeinsatz. Am Besten wahrscheinlich am Rennlenker noch mit Konverter zu fahren.

Zitat:
Alternativ besteht die Idee, mir einen weiteren Traum zu erfüllen und mir einen Maßrahmen braten zu lassen, der für die Reise mit 26"-Laufrädern bestückt wird. 26"x50mm-Reifen sollten ungefähr so hoch bauen wie 650b-Reifen in 42mm, damit hätte ich für Europa eine flotte langstreckentaugliche Option. Dann wären Scheibenbremsen natürlich gesetzt (oder ich nehme nutzlose Cantisockel in Kauf - damit könnte ich vermutlich gut leben).

Grundsätzlich eine gute Idee - aber muss es Massrahmen sein ? Erstens erscheint es mir schon ein bisschen spät dafür wenn du im Juli wegwillst, zweitens ist der halt wirklich teuer. Wenn du Maßrahmen dann für 559, deine 650iger wirst du wahrscheinlich in 20 Jahren mal in Südamerika (Pampa) finden. Cantisockel würde ich auf alle Fälle ranmachen.
Du schreibst ja auch deine Mittel sind nicht unbegrenzt - für die € 1000 aufwärts was dich selbst ein günstiger Maßrahmen kostet kriegst locker ein sehr gutes Reiserad was genau auf die Bedürfnisse von Südamerika passt. Was ich machen würde ? Würde das alte Villiger neu lackieren - aber in Europa stehenlassen, und hier zum rumfahren nehmen - du scheinst ja daran zu hängen. Und um ca. € 1500 würd ich mir ein VSF, Intec etc. für die Reise kaufen.

Viel Spass