Re: Tragt ihr einen Helm?

Posted by: Antje

Re: Tragt ihr einen Helm? - 04/30/02 09:21 AM

Hallo Martin,

ich schrub bewusst: "man selbst hat eine gewisse Pflicht" - sich jeglichen technischen Fortschritt zu versagen, weil es "Kolateralschäden" geben kann, würde ich nicht gut heißen. Im Falle eines Helmes/eines Sicherheitsgurtes im Auto finde ich aber durchaus, dass es sich um zumutbare Einschränkungen der persönlichen Freiheit handelt.

Zitat:
Das hiesse ja ich solle einen Helm tragen damit der andere Unfallteilnehmer dann hinterher
besser da steht.


Nein, das heißt: Du sollst natürlich in erster Linie einen Helm tragen, damit Du nach einem Unfall besser dastehst. Ich wollte lediglich zeigen, dass das Tragen eines Helms die angenehme Nebenwirkung hat, dass Du zusätzlich zu Deinem persönlichen Vorteil auch noch Schadensminderung, von der auch andere profitieren, betreibst. Und vergiss nicht: Auch mit dem Fahrrad besteht die Möglichkeit, dass Du der Unfallverursacher bist, und warum sollte man da nicht von dir erwarten, dass Du dafür sorgst, dass Du die Schäden möglichst gering hälst? Ich schlage ja nun nicht vor, jeden Radfahrer nur noch mit kompletter Eishockey-Torwart-Montur auf die Straße zu lassen, es handelt sich lediglich um einen Helm, der - genau wie der Sicherheitsgurt - zur Gewohnheit werden kann.
Das Beispiel habe ich gewählt, um deutlich zu machen, dass es meiner Meinung nach halt nicht ausschließlich eine private Entscheidung ist, Sicherheitsvorkehrungen (z.B. Sicherheitsgurt im Auto oder eben Fahrradhelm tragen) zu treffen, und das meinte ich auch so. Natürlich ist es nicht immer einfach, festzulegen, wo die Schadenminderungspflicht einsetzt und wo sie aufhört. Da bleibt einem in jedem Einzelfall, das gilt also für Helme genauso wie für`s Fliegen) nicht viel anderes übrig, als den persönlichen Nutzen (in diesem Fall subjektiver Freiheitsgewinn durch Helmverzicht) gegen den persönlichen und den gesamtgesellschaftlichen Schaden (schlimmere Verletzungen im Unfallfall -> eigener Schaden, Mehrbelastung des Solidarsystems Krankenversicherung, Belastung des Unfallgegners etc.) abzuwägen. Das gilt genauso für Sinn und Unsinn von Flügen, und wenn ich schon mal dabei bin: Ja, ich finde, dass zumindest Kurzstreckenflüge teurer sein müssten, da die verlangten Preise (=Nutzen für den einzelnen), zumindest für innereuropäische Flüge, nicht ansatzweise den gesellschaftlichen Schaden widerspiegeln.
(BTW ist die Entwicklung relativ komfortabler und hilfreicher Fahrradhelme und Sicherheitsgurte meiner Meinung als Fortschritt, der unreflektierte Verzicht auf gesellschaftliche Errungenschaften wie Flugzeuge aber als Rückschritt zu werten, und deshalb nicht besonders gut vergleichbar.)

Grüße

Antje

die schon mal sehr froh war, einen Helm getragen zu haben...

P.S.: Scheint so zu sein, dass man meist erst durch einschlägige Erfahrungen zum passionierten Helmträger wird. Ich wollte auch wirklich nicht missionieren, sondern lediglich zu bedenken geben, dass es leider wenige Entscheidungen gibt, die man noch ganz alleine treffen kann, ohne nennenswerte Auswirkungen auf seine Umwelt zu produzieren, und dessen sollte man sich bewusst sein, wenn man Entscheidungen trifft. Und die Frage, ob man einen Helm trägt oder nicht, gehört genauso dazu wie die Frage, ob man seinen Urlaub wirklich für aberwitzig wenig Geld auf Malle verbringen muss oder nicht.