Re: Schweizer Radreisende in Indien vergewaltigt

Posted by: Zwott

Re: Schweizer Radreisende in Indien vergewaltigt - 03/16/13 09:11 PM

Ich finds richtig erschreckend, dass selbst hier im Radreise Forum sofort Kommentare auftauchen, die erstens dem Paar selbst Schuld zuweisen ("es ist mir absolut unverständlich, wie ein europäisches Paar in einem armen Land wie Indien überhaupt auf die Idee kommt, in der Nähe eines Dorfes zu zelten???") und zweitens gleich ganze Volksgruppen und eine ganze Religion mit allen ihren Angehörigen pauschal verurteilt wird. Das ist wie wenn man sagt, Frauen sollten keine Röcke tragen, die nicht mindestens über die Knie reichen, weil das sonst Männer zu Vergewaltigungen animiert oder wie wenn man alle Katholiken pauschal als "pedophile Holocaustleugner" bezeichnen würde. Versteht ihr? Diese Männer haben die Tat nicht begangen, weil Sie Hindus oder einfach nur Inder sind. Es handelt sich bei denen ganz einfach um Verbrecher wie es sie in Deutschland genauso gibt.

Ich wohne in der Kölner Südstadt, was nicht gerade ein Ghetto ist. Trotzdem lese ich hier regelmäßig von Vergewaltigungen, die unmittelbar in meiner Nachbarschaft passieren. An Karneval wurde beispielsweise ein 16jähriges Mädchen um 8Uhr abends in einen Park gezerrt und vergewaltigt. Vor wenigen Monaten wurde ein anderes Mädchen auf dem nach Hause Weg von einer Disko in einen Hauseingang gezerrt und ebenfalls vergewaltigt. Ich lese das ca. alle 2-3 Monate mal. Habt ihr das auch mitbekommen? Eher nicht denn sowas steht nur in der regionalen Presse. Warum? Weil andere Städte erstens ihre einen Vergewaltigungen haben und zweitens weil man selbst da nur mit einem Ohr hinhört. Das ist keine große Sache, es passiert ständig. Hier in Deutschland, um die Ecke. Und DAS ist das eigentliche Problem.

Ich habe heute einen sehr lesenswerten Kommentar dazu unter dem Artikel zu diesem Fall aus Zeit.de gelesen.

Zitat von "nirusha" von zeit.de:

"Und wieder liest man unter Berichten über Vergewaltigungen hier, das Opfer hätte sich eben nicht so verhalten sollen, wie es das getan hat. Naiv, in Indien zu zelten, da muss man sich ja nicht wundern, wenn etwas passiert.

Und dabei vergessen die Kommentatoren vollkommen, dass diese Argumentation dem Opfer die Schuld an der Vergewaltigung mindestens teilweise zuschiebt. Das ist nichts anderes als würde man sagen, eine vergewaltigte Frau hätte halt keinen Minirock anhaben sollen.

Ein für alle mal: eine Frau müsste jederzeit und überall auf der Welt in welchem Outfit auch immer (oder nackt!) heraumlaufen, zelten, feiern, leben(!!) können, ohne vergewaltigt zu werden. Wir reden hier von einem Verbrechen, die Schuld liegt einzig und allein bei den Tätern. Frauen sind nicht verantwortlich dafür, dass Männer sie zu Opfern machen. Nie, nirgendwo und unter keinen Umständen. So lange das nicht allen klar ist, so lange immernoch so argumentiert wird, wie das einige hier tun, ist noch sehr viel Emanzipationsarbeit zu leisten, auch in unserer Gesellschaft."