Posted by: irg
Re: Vortrag in Kindergarten Radfahren mit Kindern? - 01/14/13 08:00 AM
Hallo!
Eine realistische Einschätzung des möglichen Risikos beim Radfahren mit Kindern fehlt, soweit ich das überblicken kann, vielen. Auf der einen Seite dürfen Kinder (wie schon vor mir geschrieben) viele Kinder mit einem an sich perfekten Weg in die Schule (die hat zwar nicht unbedingt viel mit dem Kindergarten zu tun, kommt aber schneller, als die meisten denken) nicht selbst gehen, weil sie "sicherheitshalber" mit dem Auto gebracht und geholt werden, auf der anderen Seite sehe ich ziemlich viele Kinder, die noch nicht die geringsten Fähigkeiten dafür entwickelt haben, munter auf den Straßen herum kurven und spiralen. Meistens grinsen die Eltern glücklich, während sie zusehen, wie die Kinder immer wieder (hoffentlich) gerade noch einem daher rasenden Auto entkommen.
Da frage ich mich schon, wieweit viele überlegt haben, auf welche Rahmenbedingungen Radfahren von/mit Kindern heute trifft. So locker wie in meiner Kindheit (60-er Jahre) gehts sicher nicht mehr auf der Straße zu, dafür ist der Verkehr viel zu dicht, und der Druck auf den Leuten ist weit höher als damals. Das bedeutet auch höheres Tempo und deutlich mehr Fahrfehler, die zu Unfällen führen können. Auf der anderen Seite gibt es Radwege und Radrouten, die damals fast völlig gefehlt haben.
Wichtig finde ich dabei auch die Feststellung, dass ein wesentlicher Teil der Fähigkeit, sich im Verkehr sicher zu bewegen, auch von der Hirnreife abhängt. Z.B. die Fähigkeit, Geschwindigkeiten und Abstände ein zu schätzen, braucht nicht nur Übung und meinetwegen auch Training, sondern auch die Verarbeitungskapazität im Gehirn dazu. Ein durchschnittliches vier bis fünfjähriges Kind kann das auch mit Übung nicht gut genug, um sicher in echtem Mischverkehr zu fahren. Da hilft, denke ich, v.a. Geduld und Warten können.
Wir haben für diese Jahre ein Anhängerrad gekauft, das sowohl im Stadtverkehr, der bei uns leider überdurchschnittlich heftig abläuft, als auch auf Radausflügen gute Dienste leistet. Im Kindergartenalter lässt sich mit Kindersitz und/oder Anhänger sehr viel machen.
Sinnvoll finde ich, Kinder langsam und in kleinen Schritten mit dem Rad eigene Erfahrungen machen zu lassen, am Anfang in einem stärker geschützen Rahmen, in dem Fehler nicht gleich drastische Konsequenzen haben. (Ein aufgeschürftes Knie dagegen ist meistens eine durchaus positive Rückmeldung: "So funktioniert das einmal nicht!" Das setzt Lernprozesse oft besser in Gang als weise elterliche Belehrungen.)
Manche können die kleineren Kinder beim Gehen oder Laufen neben bzw. vor sich radeln lassen, anfangs auch mit dem Laufrad. Beim gemeinsamen Radeln ist es praktisch, wenn ein Elternteil vor und einer hinter dem anfangenden Kind fährt. Dabei ist saubere Beobachtung und Einschätzung wichtig: Einerseits darf ich dabei nicht zu früh Rückmeldungen (zB. "weiter rechts fahren!") geben, um das Kind wachsen zu lassen, andererseits dürfen kritische Situationen mit Autobeteiligung möglichst gar nicht entstehen. Das ist gar nicht so einfach.
Alleine mit den Kindern habe ich das jüngste selbst radelnde Kind im Mischverkehr anfangs vor mir fahren lassen. Kinder brauchen ziemlich lange, bis sie ohne direkter Rückmeldung sicher nach fahren können. (Das bemerken viele, die ihre Kinder von Anfang an hinter sich her fahren lassen, gar nicht.) Wenn die Kinder hinterher fahren können, kann schneller und weiter gefahren werden.
Links abbiegen geht am sichersten, wenn alle rechts stehen bleiben und hinüber schieben, wie es auch in der Verkehrserziehung beigebracht wird. Das Einreihen auf der linken Abbiegespur ist für kleinere Kinder ziemlich komplex, auch hinter einem Erwachsenen her.
Was auch gerne übersehen wird, ist das elterliche Vorbild: Wer selbst mit dem Kind am Kindersitz gerne bei Rot vor einem daherbrausenden Lastwagen über die Kreuzung flitzt, braucht sich nicht allzusehr wundern, wenn sich den Nachwuchs ein Beispiel daran nimmt.
lg! georg
Eine realistische Einschätzung des möglichen Risikos beim Radfahren mit Kindern fehlt, soweit ich das überblicken kann, vielen. Auf der einen Seite dürfen Kinder (wie schon vor mir geschrieben) viele Kinder mit einem an sich perfekten Weg in die Schule (die hat zwar nicht unbedingt viel mit dem Kindergarten zu tun, kommt aber schneller, als die meisten denken) nicht selbst gehen, weil sie "sicherheitshalber" mit dem Auto gebracht und geholt werden, auf der anderen Seite sehe ich ziemlich viele Kinder, die noch nicht die geringsten Fähigkeiten dafür entwickelt haben, munter auf den Straßen herum kurven und spiralen. Meistens grinsen die Eltern glücklich, während sie zusehen, wie die Kinder immer wieder (hoffentlich) gerade noch einem daher rasenden Auto entkommen.
Da frage ich mich schon, wieweit viele überlegt haben, auf welche Rahmenbedingungen Radfahren von/mit Kindern heute trifft. So locker wie in meiner Kindheit (60-er Jahre) gehts sicher nicht mehr auf der Straße zu, dafür ist der Verkehr viel zu dicht, und der Druck auf den Leuten ist weit höher als damals. Das bedeutet auch höheres Tempo und deutlich mehr Fahrfehler, die zu Unfällen führen können. Auf der anderen Seite gibt es Radwege und Radrouten, die damals fast völlig gefehlt haben.
Wichtig finde ich dabei auch die Feststellung, dass ein wesentlicher Teil der Fähigkeit, sich im Verkehr sicher zu bewegen, auch von der Hirnreife abhängt. Z.B. die Fähigkeit, Geschwindigkeiten und Abstände ein zu schätzen, braucht nicht nur Übung und meinetwegen auch Training, sondern auch die Verarbeitungskapazität im Gehirn dazu. Ein durchschnittliches vier bis fünfjähriges Kind kann das auch mit Übung nicht gut genug, um sicher in echtem Mischverkehr zu fahren. Da hilft, denke ich, v.a. Geduld und Warten können.
Wir haben für diese Jahre ein Anhängerrad gekauft, das sowohl im Stadtverkehr, der bei uns leider überdurchschnittlich heftig abläuft, als auch auf Radausflügen gute Dienste leistet. Im Kindergartenalter lässt sich mit Kindersitz und/oder Anhänger sehr viel machen.
Sinnvoll finde ich, Kinder langsam und in kleinen Schritten mit dem Rad eigene Erfahrungen machen zu lassen, am Anfang in einem stärker geschützen Rahmen, in dem Fehler nicht gleich drastische Konsequenzen haben. (Ein aufgeschürftes Knie dagegen ist meistens eine durchaus positive Rückmeldung: "So funktioniert das einmal nicht!" Das setzt Lernprozesse oft besser in Gang als weise elterliche Belehrungen.)
Manche können die kleineren Kinder beim Gehen oder Laufen neben bzw. vor sich radeln lassen, anfangs auch mit dem Laufrad. Beim gemeinsamen Radeln ist es praktisch, wenn ein Elternteil vor und einer hinter dem anfangenden Kind fährt. Dabei ist saubere Beobachtung und Einschätzung wichtig: Einerseits darf ich dabei nicht zu früh Rückmeldungen (zB. "weiter rechts fahren!") geben, um das Kind wachsen zu lassen, andererseits dürfen kritische Situationen mit Autobeteiligung möglichst gar nicht entstehen. Das ist gar nicht so einfach.
Alleine mit den Kindern habe ich das jüngste selbst radelnde Kind im Mischverkehr anfangs vor mir fahren lassen. Kinder brauchen ziemlich lange, bis sie ohne direkter Rückmeldung sicher nach fahren können. (Das bemerken viele, die ihre Kinder von Anfang an hinter sich her fahren lassen, gar nicht.) Wenn die Kinder hinterher fahren können, kann schneller und weiter gefahren werden.
Links abbiegen geht am sichersten, wenn alle rechts stehen bleiben und hinüber schieben, wie es auch in der Verkehrserziehung beigebracht wird. Das Einreihen auf der linken Abbiegespur ist für kleinere Kinder ziemlich komplex, auch hinter einem Erwachsenen her.
Was auch gerne übersehen wird, ist das elterliche Vorbild: Wer selbst mit dem Kind am Kindersitz gerne bei Rot vor einem daherbrausenden Lastwagen über die Kreuzung flitzt, braucht sich nicht allzusehr wundern, wenn sich den Nachwuchs ein Beispiel daran nimmt.
lg! georg