Re: Radreisen auf Facebook

Posted by: veloträumer

Re: Radreisen auf Facebook - 11/23/12 02:16 PM

79 Beiträge (+ weitere während des Schreibens) in weniger als 24 Stunden ist natürlich schon ein Hammer, ich bekenne mich aber mitschuldig, die Diskussion ausgelöst zu haben. peinlich Wesentlich neue Erkenntnisse kann ich nach dem Überfliegen aber nicht gewinnen. traurig

Ich erinnere mich auch an die Jugend, da musste man Abba oder ähnliche Musik hören (Disco-Welle) - wehe wenn da einer war, der nur Klassik hören wollte. Das hat auch nichts mit Verweigerung zu tun, sondern mit anderen Vorlieben. Genau das ist die Grundlage für die Vielfalt der Welt(en). Das Teilnehmen-müssen entspringt letztlich einer unkritischen Haltung des Nachäffens. Das ist zwangsläufig rund um die Pubertät stark ausgeprägt.

Der Unterschied zu den Jugendzwängen der Vergangenheit ist, dass die neuen Medien zentral in das Leben rücken und auch weite Teile der Erwachsenen- und Geschäftswelt "abhängig" machen. Früher ging man von der Schule weg - etwa zur Uni oder als Azubi zum Betrieb und fing an, eigene Interessen zu entwickeln, manchmal war es die/der erst(e) Freund(in), die einem neue Horizonte erschlossen. Statt Abba hörte man auch mal Bach oder Miles Davis oder Ravi Shankar. Man hinterfragte das bisher Erlebte als Jugendlicher. Es mag hier einige sehr junge Mitglieder geben, aber ich kann mich nicht des Eindrucks erwehren, dass die Pubertätsphase in manchen Dingen sich doch heutzutage verlängert, weil wir alle zu früh in ein Hamsterrädchen eintreten, um einer fiktiven Profiloptimierung für die Karriere zu genügen. Lebens- und Reflektionsbrüche werden immer mehr zum Aussieben benutzt. Wer funktioniert, ist gut.

Facebook & Co sind aber nicht nur auf Jugend angelegt. Man strebt nach mehr, nach der Beherrschung des Informationsmarktes, nach zentralen Marketinginstrumenten, die alle nutzen müssen, die mitschwimmen wollen - alle, die verdienen wollen. Facebook & Co mögen so schnuggelig für Jugendliche aussehen, tatsächlich sind sie mittlerweile ein gewichtiges Marketinginstrument für viele Unternehmen. Insofern würde ich als Unternehmensberater vielen Unternehmen raten, an den sozialen Netzwerken teilzunehmen und eine entsprechende Kompetenz im Personal aufzubauen.

Medienkompetenz ist aber nicht nur eine Anwendungsfrage, sondern auch diese verschiedenen Strukturen und ihre Folgen zu analysieren und abzuwägen. Ob man Medienkompetenz hat, wenn man nur mitschwimmen möchte und die Techniken beherrscht, mag ich arg bezweifeln. Man mag es mir als prahlende Selbstdarstellung auslegen, aber ich erlaube mir dennoch den Hinweis, mich im Studium auch mit Informationswissenschaften beschäftigt zu haben - wohlgemerkt nicht mit Informatik. Mir fallen da einige Autoren ein, die ich als Quellen für Seminararbeiten benutzt habe, die bereits Anfang der 1990er Jahre ein zunehmende "Kommunikationsneurose" auch im Geschäftsleben konstatierten - da war Internet und E-Mail noch gar nicht präsent, geschweige "soziale" Netzwerke. (- Eigentliche müsste es ja soziale E-Netzwerke heißen, und das sogar mit Einschränkung.) Auch die künstliche Intelligenz war ein damals bereits wichtiges Thema - interessanterweise könnte ich nachweisen, dass manche Seifenblase von damals bereits ungesehen zerplatzt ist. Ich möchte damit aber keinesfalls in Frage stellen, dass man Facebook & Co sowohl geschäftlich als auch privat sinnvoll nutzen kann. Allein fehlt vielen die Distanz.

Komme ich vom Allgemeinen zum Speziellen - dem eigentlicher Auslöser meiner Generalkritik:
In Antwort auf: Tommes
In Antwort auf: panta-rhei

...- die Daten, die Du dazu angeben musst, sind (goettinseidank zwinker...)MINIMAL und auch mit diesem Minimalprogramm darfts Du hier Sandkuchen backen, wenn Du sie keinem gewaltsam einfüllst...


Auch bei Facebook, Google+ etc. kannst du dich mit einem Minimalprogramm anmelden und darfst mitspielen! Viele melden sich auch nur mit Fantasienamen an oder Variationen ihres Namens. Du musst nämlich garnichts!

Genau das ist im vorgegebenen Fall nicht zutreffend. Ich selbst bin auch bei Google+ registriert - mit Minimalprofil - sprich fast nichts, aber auch kein Fantasiename. (Ich habe nichts zu verstecken.) Warum überhaupt?
1. Ich bin nicht so alt wie mancher denken mag. Weder körperlich noch im Kopf. Einige haben ja schon meine "literarische Karikatur" gar nicht so richtig verstanden - schade, da steckt sehr viel mehr drin als in rein analytsichen 20 Seiten von mir. - Man darf übrigens Reife nicht mit Alter verwechseln.
2. Abwägen heißt entscheiden zu dürfen. In Google+ bin ich aus rein pragmatischen Erwägungen - nahezu unbegrenzter Speicher für Bilder, nachdem Google Picasa geschluckt hat.

Es gibt aber einen feinen Unterschied - und das bezieht sich nun nochmal auf den Eingangspost: Wenn ich hier im Forum Bilder auf Google+ verlinke, muss sich niemand anderes bei Google+ registrieren lassen. Er kann sich meine Bilder anschauen und den Raum wieder verlassen. Das ist bei der Facebook-Verlinkung nicht möglich.

Noch etwas: Ich treffe ja auf Reisen immer wieder andere Radler, die das Radreiseforum noch nicht kennen. erstaunt Sofern möglich, gebe ich die Internetadresse weiter und erwähne kurz die Rahmenbedingungen. Nicht alle, die sich für Radreisen interessieren, möchten sich aber registrieren lassen - auch wenn es werbefrei und ohne Kosten ist. Auch das sollte man respektieren. Erst recht aber, wenn ich mich einem kommerziellen Anbieter verweigere. Interessant wäre, wie die Facebook-Fans auf eine ähnliche Registrierungsseite eines kleinen, eher unbekannten Portals reagieren würden. Ich vermute ablehnend, weil man unbekannte Risiken betritt. Und warum soll es für einen Großanbieter eine Ausnahme geben? - Man kann es nur so erklären, dass einige glauben, Facebook wäre Allgemeingut wie unsere Straßen und die Verfassung. Ist aber nicht so. Es ist etwa so wie: Für Aldi darf man Werbung machen - überall, aber nicht für eine lokale Bäckerei. Das gilt dann als aufdringlich. Wie eine Pressesprecher von Facebook bewirft mich der Threaderöffner Titschi hier mit steigenden Mitgliederzahlen bei Facebook - was soll mir das sagen? - es ist interessant -aha!? verwirrt Medienkompetenz - wo bleibt sie?

Neben Vorbehalten gegenüber Portalen gibt es auch noch pragmatische Erwägungen: Wann soll ich all das Lesen, was Interessantes im Internet steht? - Beschränkung auf Wesentliches ist ein Muss - und immer wichtiger. Folgen: Ich rationiere auch Forumsbeiträge, in Technik & Marktplatz wird man mich höchst selten finden, ich muss auch einige Reiseberichte kippen, obwohl sie mich interessieren würde, auch in anderen Bereichen ist meine Anklickrate gesunken, Plauderecke ist kategorisch tabu. Es gibt weitere Interessen, die ich habe. Dazu gibt es auch wiederum genügend interessante Foren - aber ich das Radreisefoum ist bisher das einzige geblieben - aus Zeitgründen. Lieber eine Sache richtig machen als auf allen Hochzeiten tanzen.

Noch was: Wenn jemand schnell wieder Sommer produziert, mache ich mich hier auch wieder rarer. schmunzel - das wollt ihr doch? grins unsicher