Re: Flucht oder Lebenserfüllung?

Posted by: irg

Re: Flucht oder Lebenserfüllung? - 09/02/12 04:04 PM

Hallo Mini!

Die deine Seite kenne ich zumindestens etwas aus eigener Erfahrung. Da war Bergsteigen, später Radtourenfahren ein sehr großer Teil meiner Tätigkeiten und auch meines Lebensinhaltes. Das hat sich bei mir mit den Jahren verändert, jetzt lebe ich fast genau am anderen Ende des Spektrums: Ich lebe mit meiner Frau zusammen, habe 4 Kinder (2 schon ausgezogen), und pflege eines meiner Kinder, das behindert ist.
Aussichten auf mehr Freiheit in den nächsten Jahren: sehr trübe. Lebenssinn: vorhanden. Decke, die mir auf den Kopf fällt: war schon deutlich schlimmer. Aber das Leben zerrinnt, während ich pflege. (Bitte nicht übersehen: Ich habe einfach Pech gehabt. Andere Kinder brauchen weit weniger und weniger lange ihre Eltern so geballt.)
Sozialen Status habe ich keinen (werde zB. als haushaltsführender Vater immer wieder von Behördenseite offenbar als Schwarzarbeiter/Zuhälter/Frauenausnutzer gesehen, ist aber deren Problem, nicht meines), er ist mir auch weitgehend egal solange ich leben kann, wie ich will.

Letztenendes ist es, denke ich, nicht wichtig, welchen Weg (zB. Reisen, Abenteuer oder Familie, Beruf) du gehst, solange er deiner ist. Für mich hätte Bergsteigen und Radtourenfahren fürs Leben nie gereicht, um glücklich zu sein. Das sagt für dich und dein Leben exakt nichts aus.
Lass dir bei deinen Entscheidungen für deine Lösung nur auch durch den Kopf gehen, dass es für manche Entscheidungen gewisse Zeiträume gibt, bis wann sie getroffen werden sollten/müssen. Die Entscheidung für oder gegen Kinder wäre so eine. Dabei würde ich mir nichts von anderen dreinreden lassen, es geht ja um dein Leben. Aber jede Entscheidung für eine Alternative (auch die Nicht-Entscheidung führt zu Entscheidungen, nicht übersehen) bedeutet auch eine Entscheidung gegen die Alternativen. Denn schade wäre es, wenn du in deinem Leben, weil es dir gerade so gefällt, wie du es lebst, für dich wichtige Bereiche ausklammern würdest, die du später nicht mehr nachholen kannst.

dir alles Gute!
georg