Posted by: veloträumer
Re: Wildes Campen/Zelten - 03/08/12 01:52 PM
In Antwort auf: HvS
verstecken würde ich mich auf jeden Fall und halte das für eine der wichtigsten Wildzeltregeln, sonst gibt es früher oder später Ärger.
Das sehe ich nicht als Grundregel an, dafür sind die denkbaren Formen des Sichtbaren zu variantenreich. Am Waldrand weit jenseits von Häusern wird man zwar gesehen, ist aber weit außerhalb der Reichweite von regulärem Publikumsverkehr. Ähnliches gilt auch für das Zelten im offenen Gebirge - hier ist es sogar eher üblich, nicht selten stehen ja auch Wohnmobile auf Passhöhen oder Aussichtsbuchten.
Sofern das Wildzelten - wie bei mir üblich - als Nur-Schlafen verstanden wird, fällt die Campingdauer ohnehin weitgehend in die Dunkelzeit. Ich glaube, ich habe noch nie vor Einbruch der Dunkelheit ein Zelt wild aufgestellt. Morgens sieht das etwas anders aus, aber auch hier verschwinde ich ja am frühen Tage. Spätestens wenn andere Leute sehen, dass du dein Zelt zusammenlegst, wird sich eine ggf. misstrauische Beobachtung in Entspannung ummünzen. Sofern ich in einem Land wäre, wo man sofort beim Zelten belagert wird, würde ich aus Eigenschutz noch bewusster geschützte Plätze aufsuchen.
Da ich auch schon sehr direkt in oder an an Orten gezeltet habe, halte ich es für wichtig, einerseits eine gewisse Zurückhaltung zu zeigen, andererseits aber auch in bestimmten Situationen deutlich zu signalisieren, dass hier ein kurzer, aus der Not geborener Nachtlagerplatz eines Auf-Zeit-Nomaden sich befindet. Dass allzu gut gemeinte Verstecken kann auch mal zum Nachteil werden, etwa wenn hinter nicht einsehbaren Holzstapeln. Da schreckt man am frühen Morgen Hundegänger auf, auch weil der Hund wie wild anfängt zu bellen, die Joggerin verdächtigt dich als Sittenstrolch im Unterholz oder ein paar Kinder machen mit Gebrüll den Platz zum Besichtigungsort. Bist du hingegen deutlich zu sehen, ist die Lage auch von weithin gut einschätzbar und das "Erschreckende" fällt weg.
Natürlich ist es auch hilfreich, wenn das Zelt klein ist und du ein Fahrrad sichtbar dabei ist - von so jemand erwartet man nicht, dass er lange zu bleiben gedenkt. Viele haben halt Sorge, dass ein Zelt zu einer längeren Belagerung des Platzes führt - auch von nicht ganz koscheren Gestalten. Ist der (Rad)Wanderer als solider Nomade erkannt, fallen die Bedenken weg.
Bisher hat mich einmal eine Frau in einem Bergdorf in Pyrenäen von einem Sportplatz vertrieben, als ich dort einen Platz aussuchen wollte (die noch Fußball-spielenden Jugendlichen hat sie auch vertrieben, weil sie Nachtruhe für den Ort wollte). Sie hat mir aber noch gesagt, dass ich irgendwo außerhalb des Ortes was finden würde (war aber schwieriger als die Dame mir gesagt hatte). Nicht wirklich schlimm also.
In Kroatien hat mich mal ein Bauer morgens angemahnt, dass es gefährlich sei wegen der Bären. Er war offenbar darüber etwas entsetzt - also eher unwirsch besorgt. Ich habe ihm dann noch beim Abnehmen der Schutzplanen von den Heuhaufen geholfen, das war wohl so eine Art Entschädigung dafür, dass ich auf seiner Weide genächtigt hatte. Auch eher etwas skuril als schlimm.
Gemessen daran habe ich sogar mehr "Probleme" auf regulären Campings gehabt. Auch dort musst du bei Spätankünften mit mürrischem Personal oder unwirschen Campinggenossen zurecht kommen. In Andalusien wurde ich mal regelrecht vertrieben, weil angeblich kein Platz mehr frei war und der Wachhabende mich wohl für einen Vagabunden hielt. In Kroatien wurde ich nachts erst eingelassen, als ich protestierend begann mein Zelt vor der Einfahrt aufzubauen. Auch die Verletzung der Territorialgrenze eines Zeltnachbarn kann zu Problemen führen, wie ich auf dem Camping in Graz erlebt habe (deutscher Camper). Da gibt es natürlich noch viel mehr Geschichten aus meiner Radfahrgeschichte, damit kann irgendwann auch Bücher füllen...
