Hallo Christopher,
willkommen im Forum. Gleich vorweg - man hat vor der Reise immer ein wenig Respekt vor dem, was einen so erwarten wird. Das geht auch mir noch so, obwohl ich schon wirklich viel unterwegs war. Sobald ich auf dem Fahrrad sitze, fällt die Nervosität ab. Jeder wird Dir hier nur seine eigenen Rezepte geben können. Lasse Dich nicht irritieren davon, dass im Forum auch immer wieder versucht wird, die eigenen Vorstellungen als die alleine glücklich machenden hinzustellen. Suche Dir einfach das heraus, was Dir am sinnvollsten erscheint. Nach der ersten Tour wirst Du das vielleicht korrigieren. Richtig falsch machen kannst Du aber nichts, wenn Du nicht gerade abseits der Zivilisation unterwegs sein willst. Ein Anfängerfehler ist sicherlich, dass man versucht, den kompletten Haushalt mitzunehmen. Schaue Dir die Packlisten erfahrener Radfahrer (z. B.
HIER) an. Am Ende der ersten Tour wirst Du sicher dennoch Dinge identifizieren, die überflüssig waren. Das sind aber nicht notwendigerweise die Dinge, die Du nicht gebraucht hast! Hattest Du z. B. keine Panne, so war das Werkzeug dennoch ein sinnvoller Bestandteil Deines Gepäcks!!! Hast Du aber drei Freizeithemden eingepackt und stellst fest, dass Du eigentlich nur eines gebraucht hast, so hast Du schon etwas Überflüssiges finden können, das Du für die nächste Tour nicht brauchen wirst.
Zu Deinen Punkten:
Ich möchte allein reisenIst das als Neuling zu empfehlen? Wie sicher ich mein Rad inkl. Gepäck am besten, wenn ich in einer Stadt unterwegs bin und mal was sehen möchte (ohne Rad). Gibt es Tipps für die Unterbringung von Fahrrädern in fremden Städten?Du kannst problemlos alleine reisen. Je anspruchsvoller die Tour wird, desto schwerer wird es, einen (oder mehrere) geeignete(n) Partner zu finden. Es muss dann wirklich alles zusammenpassen. Wenn Du alleine fährst, entscheidest Du auch alleine über Pausen, Fahrzeit usw. Gefahren, die Du alleine nicht meistern könntest, setzt Du Dich bei Deinen Reisezielen auch nicht aus. Auf Campingplätzen oder auch beim "wilden Zelten" schließe ich über Nacht das Fahrrad z. B. an einem Baum an. Zusätzlich habe ich ein kleines Bewegungsalarmsystem (kostet ein paar Euro - z. B. bei Amazon oder eBay). Das macht einen ziemlichen Lärm, wenn jemand das Fahrrad bewegt. Bin ich in einer "festen Unterkunft", so habe ich fast immer eine Möglichkeit offeriert bekommen, das Fahrrad einzustellen (z. B. Garage oder Innenhof). Etwas kritischer sind Besichtigungstouren, während derer man sein Fahrrad in der Stadt stehen lassen muss. Hier ist es günstiger, das Fahrrad an einem gut einsehbaren Platz (evtl. sogar im Blickfeld einer Überwachungskamera) normal abzuschließen. Der Alarm ist zusätzlich eine Sicherung, die nur coole Profis nicht aus der Ruhe bringen wird. Die Wertsachen gehen mit (Lenkertasche) und der Rest bleibt am Fahrrad, in der Hoffnung, dass sich für die Klamotten keiner interessiert. Das scheint wohl auch bei den anderen Radfahrern gut zu klappen, da man fast nichts über Diebstähle von Taschen liest oder hört. Ist ein Kiosk in der Nähe, kann man auch den Besitzer bitten, einen Blick auf das Fahrrad zu haben. Auch hier ist der Alarm sicher nützlich.
Ich übernachte so oft es geht im ZeltWie ist da die Erfahrung mit Wild-Campen? Wenn möglich Campingplätze vorziehen?Wenn ich einen Zeltplatz finde, nutze ich ihn. Das war anders, als ich noch jung war und wirklich jeden Pfennig (damals tatsächlich diese Währung) sparen wollte. Erlaubt ist das Wild-Zelten in den von Dir genannten Ländern nicht. Man kann aber auch einmal einen Bauern fragen und ich hatte bisher immer einen Platz gefunden. Den Vorzug einer Dusche nutze ich aber gerne, so dass ich das Übernachten am Zeltplatz - wie schon gesagt - vorziehe.
Ich fahre durchschnittlich 60-80 km am Tagrechne aber mit 50 für meine Planung
Selber fahre ich im Schnitt über 100 km am Tag. Ob das erstrebenswert ist, muss aber jeder für sich entscheiden. Natürlich kann man schon vor der Reise jeden Übernachtungsplatz voraus planen. Ich bin davon vollkommen abgekommen. Ich plane meine Strecke sehr detailliert, um mir die schönsten Straßen und Wege auszusuchen und sehenswerte Dinge mit einzubeziehen. Diese Planung z. B. mit Garmin Basecamp macht mir viel Spaß und ist schon ein großer Teil der Vorfreude auf die Tour. Diese Strecke übertrage ich auf mein Navi (Garmin GPSMap 62s) und nehme sie als Vorlage für meine Tour. Ich vermeide so die großen Straßen und Verfahren und Rätseln über Karten ist unterwegs auch kein Thema mehr. Dabei kann ich auch immer wieder bei Bedarf von dem geplanten Track abweichen. Die Routingfunktion findet dann auch brauchbare Alternativstrecken, und Unterkünfte oder Geschäfte sind als "Points of Interest" auch auffindbar. Bei dieser Planung werden aber keine Tagesstrecken vorgeplant. Ich fahre solange ich Lust habe und wenn ich dann irgendwann genug habe, suche ich mir mit dem Navi einen geeigneten Übernachtungsort (Zelt, Pension usw.) und beende meine Tagesetappe dort. Bislang hatte ich noch nie (und ich mache das schon viele Jahre so) Probleme, eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Das wird besonders einfach, wenn man mit dem Zelt unterwegs ist. Somit kannst Du Dir dann selber Deine Etappe für jeden Tag neu bestimmen, ohne eine bestimmte Kilometerzahl festgelegt zu haben.
Ich orientiere mich an die RadfernwegeNach Rom z.B. Rheinradweg. Habe dann Radkarten dabei.
Meine Vorgehensweise habe ich ja schon erläutert. Auch ich beziehe in meiner Planung am Computer die vorhandenen Radwege ein. Allerdings halte ich mich nicht sklavisch an einen Fernwanderweg. Ein Wechsel zwischen verschiedenen Wegen kann reizvoll sein und ist bei vorhergehender Planung kein Problem. Man wird bald feststellen, dass insbesondere die Flussradwege nicht durchwegs gleichmäßig schön sind. Bei relativ kurzen Distanzen (z. B. 300 km) kann man sicherlich problemlos Papierkarten mitführen. Für die Tour, die ich im Juni geplant habe, ergeben sich bei über 2000 km und 11 bereisten Ländern schon Schwierigkeiten, wenn man nicht mit Autokarten unterwegs sein will, auf denen man die interessanten kleinen Sträßchen nicht erkennen kann. Ich drucke mir einfach ein "Tourenbuch" aus (Anleitungen findest Du im Forum) und habe dann Kartenausschnitte für die relevanten Bereiche mit brauchbarem Maßstab.
Ich weiß noch nicht konkret, was ich am besten essen soll
Da Du Geld sparen willst, wirst Du am besten selber kochen. Mittags kaufe ich mir meist unterwegs etwas z. B. in einem Supermarkt oder Lebensmittelladen (z. B. Brot, Wurst, Getränke, Joghurt, Obst ... Öffnungszeiten beachten!!!) und esse das dann irgendwo an einer schönen Stelle in der Natur oder in der Stadt. Entweder kaufe ich mir dann auch gleich etwas für das Abendessen oder ich gehe später nochmals in einen Laden. Meistens gibt es Nudeln oder Reis mit etwas Gemüse oder einer Soße. Dazu etwas Obst und/oder ein paar süße Sachen. Ab und zu gehe ich auch in ein Restaurant - wobei ich das wesentlich seltener mache als viele andere. Mir macht es Spaß, am Abend selber zu kochen, auch wenn ich dabei keine kulinarischen Gerichte zaubere.
Ich möchte mit möglichst wenig Geld ausgeben:selber kochen, schlafen im Zelt
Habt ihr Tipps für eine Low-Budget-Radreise?Zelten ist schon der erste Schritt, wobei z. B. in Südfrankreich manche Campingplätze fast schon soviel Geld verlangen, wie anderswo eine private Zimmervermietung. Jugendherbergen sind auch eine Möglichkeit und eben diese Privatzimmer, die immerhin zwischendurch ein Bett und ein gutes Frühstück bieten können. Gasthöfe und Hotels gehen schon mehr ins Geld. Es gibt auch noch die "Warmshowers" und ähnliche Strukturen, wo Du günstig Unterkünfte finden kannst. Ob einem das gefällt, hängt aber natürlich stark von den persönlichen Vorlieben ab.
Und jetzt bleibt nur noch: "Eine schöne Tour!"