Re: Aufforderung an Reiseradler, spez. Norwegen

Posted by: bk1

Re: Aufforderung an Reiseradler, spez. Norwegen - 08/20/11 08:07 AM

In Antwort auf: ungua
Dann viel Glück, wenn jeder Verkehrsteilnehmer für sich entscheidet, was "zumutbar" ist: Rote Ampeln, fahren auf der rechten Strassenseite, Licht in der Dunkelheit, Richtungshinweis beim Abbiegen usw.


Nein, das kannst Du nicht vergleichen. Licht, Rechtsverkehr etc. sind rein technische Vorschriften, wie man den Verkehr organisiert.

Diese Fahrradverbote haben aber einen viel grundsätzlicheren Charakter:

- Ich bin ein starker Befürworter eines Rechts auf Autoverweigerung, ähnlich dem Recht auf Kriegsdienstverweigerung. Jemand, der aus diesem Grund kein Auto hat, sollte trotzdem realistisch überall hinkommen, wo Straßen hinführen. Das ist z.B. bei Orten wie Öland, Kristiansund und vielen anderen Regionen, die nur über Tunnel oder Brücken mit Fahrradverbot erreichbar sind, nicht realistisch möglich, ohne die Fahrradverbote zu mißachten (oder abzuschaffen).

- Ich bin dafür, daß man die Fortbewegung aus eigener Kraft als eine Art Grundrecht versteht. Das ist heute meines Wissens noch nirgendwo, aber sehr sinnvoll.

- Wir haben eine gewaltiges Problem wegen zu viel Autoverkehr. Tausende von Toten jedes Jahr (in kleineren Ländern weniger), riesige Umweltprobleme u.s.w. Es kann nicht angehen, daß man das umwelt- und menschenverträglichste Verkehrsmittel gegenüber dem für viele erkanntermaßen schädlichen motorisierten Individualverkehr so diskriminiert.

- Die Behinderung durch Fahrradverbote auf "ein paar Reiseradler pro Woche" abzutun, ist auch nicht sachgerecht. Wir praktizieren zur Zeit die Überprüfung des Fahrtzwecks und dessen Gewichtung nur bei Blaulichtfahrten von Polizei, Feuerwehr, Krankenwagen u.s.w.

- Wenn es irgendwo Probleme mit schlechter Luft und zu hoher Unfallgefahr gibt, dann sollte man die ausschließlich durch Einschränkungen gemäß dem Verursacherprinzip angehen. Schlechte Luft und hohe Unfallgefahren, so sie irgendwo vorhanden sind, werden fast nie von Radfahrern verursacht. Einschränkungen nach Tonnage, Höhe, Länge, Breite, Emissionen oder Beschränkungen der Geschwindigkeit sind zielführend.

Diese Punkte sind die Basis, von der ich ausgehe. Es gibt verschiedene Wege, die man auf dieser Basis verfolgen kann, aber die Abschaffung von allen Fahrradverboten auf Straßen, wo auch Autos fahren dürfen und damit die Abschaffung der Radwegbenutzungspflicht finde ich einen logischen, sinnvollen und pragmatischen Weg. Schönere Umfahrungen können Empfehlungen bleiben. Wenn sie gut sind, werden sie auch viel genutzt.

Nochmal, wir können die Straßen als Autofahrer und Radfahrer gemeinsam nutzen. Aber stellt Euch einmal ein Autoverbot statt einem Fahrradverbot für die hier als Beispiel diskutierten Tunnels in Norwegen vor und überlegt, wie ihr das finden könnt, wenn Ihr die Sicht als Radfahrer anders nicht verstehen könnt.