Re: Aufforderung an Reiseradler, spez. Norwegen

Posted by: ungua

Re: Aufforderung an Reiseradler, spez. Norwegen - 08/11/11 02:28 PM

Also die Sachlage ist folgende: In Tunneln radeln ist erlaubt, so lange der Tunnel breit genug ist und/oder das Verkehrsaufkommen gering genug und/oder die Lüftung stark genug, um Grenzwerte für CO und CO2 nicht zu überschreiten. Letzteres ist z.B. auch nach Upgrade der Ventilationsanlage im Arnanipatunnel letztes Jahr noch nicht der Fall. Die Engländer haben eine fast richtige freiwilligenbasierte Tunnelübersicht gestaltet: Erlaubte und verbotene Tunnel in Norwegen - Karte. In einer Übersicht zu den Verkehrsregeln für Radfahrer steht an erster Stelle, dass sie vollwertige Verkehrsteilnehmer sind. D.h. sämtliche Verkehrsregeln müssen eingehalten werden, die Beleuchtung muss vollständig und funktionstüchtig sein und vor allem gilt eben Rücksicht.

@lezzet, das Problem des Übersehens von Radfahrern liegt an Krümmungsgraden der Kurven, wie man es in Kontinentaleuropa nicht bauen würde. Die E16 östlich von Bergen ist die Hauptverbindungsader der zwei grössten Städte des Landes (lässt sich daher auch mit Tunnel in der Finnmark nicht vergleichen), hält aber grösstenteils einen Standard von Mitte bis Ende der 60er Jahre. Die Strassen (und Tunnel) sind für einen Jahrestagesverkehr von 2-3000 Fahrzeugen gebaut. Momentan liegt der Durchschnitt bei 7-8000, an Ausfahrttagen ist 11000 nicht ungewöhnlich, mit Spitzen von 12-13000 Fahrzeugen. Hier ist also die Rede von einer groben Vervielfachung des Verkehrs, auf den die Strassen ausgelegt sind. Starke Kurven, lange Fahrzeugkolonnen und generell Unübersichtliches Terrain machen das erspähen von unmarkierten Radfahrern selbst ausserhalb der Tunnel auf den schmalen Strassen alles andere als leicht. Als meine Frau nach Hause kam, standen auf den digitalen Warnschildern entlang der Hauptstrasse Informationen, dass unbeleuchtete Radfahrer sich in diversen Tunneln aufhalten, und die Polizei nicht die Möglichkeit hat, sämtliche sofort aufzusammeln.

Ich sehe den Bedarf, mich für meine Pauschalisierung zu entschuldigen - es tut mir leid, wenn ich damit jemandem auf den Schlips getreten bin! Dennoch bin ich davon überzeugt, dass die Deutschen nicht nur, weil sie zahlreich sind, so negativ auffallen. Das bedeutet allerdings natürlich nicht, dass alle Deutschen doof sind, ganz klar nicht meine Absicht, sowas zu behaupten. Ob nun in Norwegen, Kanada oder sonstwo, fallen mir die Deutschen jedoch negativ auf - anders, als ein Nörgler sich z.B. über den Klischee-Amerikaner aufregen möchte. Unterstreichen möchte ich auch, dass diese Angriffe an meine Person à la "Fuchter" hier an mir abprallen; mir geht es hier nicht um die "Belehrung der Freiheitsliebenden", sondern einfach um ein Erinnern an eine grundsätzliche Rücksicht und Vorsicht, die bei jedem Reisenden und Touristen gelten sollte. Vermutlich habe ich nicht die besten Worte gewählt, aber die Botschaft steht.

Was die Warnschildtheorie angeht, glaube ich schon, dass das was zu sagen haben kann! Strassen in Kanada, die von Warnschildern überhäuft sind, halten oft einen besseren Standard als die Stammstrasse hier in Norwegen, von der ich hier konkret berichte. Auch die Polizeit ist in Skandinavien generell anders eingestellt: Fahren ohne Licht kostet einen Radfahrer laut Bussgeldkatalog 900kr (114€), idR bekommen die Radler, die von der Polizei angehalten werden, aber eher gesponsorte kleine Lenkerlampen und Reflektoren ausgeteilt.