Ich würde tagsüber diktieren (so kommt dein Bericht ungefärbt) und ab und an verschriftlichen.
Das Ungefärbte, das Authentische ist ja immer so ein beliebtes Ehrenziel. Nur hat das Haken und Ösen. Sofern ich mal Zeit habe, mehr als meine objektiven Daten zu notieren (was selten ist), fühle ich mich oft sehr uninspiriert, ausgebrannt von den Eindrücken des Tages. Es fehlen die rechten Worte, weil die Bilder noch so enorm stark sind. Ausnahmen davon sind nicht die Regel. Die Neigung ist, sich in Details zu verlieren, denn man hat ja noch nichts vergessen. Und jeder Tag summiert die Details, ein gefährliches Ritual, das einen Bericht in redundante und sehr beschreibende, will sagen langweilige Worte hüllt. Es ist oft besser, die erlebten Dinge sacken zu lassen und die Erlebnisse aus dem Gesamtzusammenhang der Reise neu zusammenzubauen. Manches, was man gesehen hat, versteht man sogar erst nach der Reise. Dabei entwickeln sich die erzählenswerten Dinge in der Sprache zum Lesenswerten, während die gestocherte Plapperei - die zwar hörenswert sein mag, oft aber nicht lesenswert ist - abgebaut wird. Um ein gutes Tagebuch auf Radreisen zu schreiben, fehlt mir schlicht Muße und Zeit. Es ist ja auch wichtig, dass man die Zeit des Beobachtens und der Gespräche nicht mit einem Übermaß an organisatorischer Geschäftigkeiten erstickt.
Meist reicht mir meine Routenverlaufstabelle mit den nötigsten Eintragungen des Tages. Ich muss aber einräumen, dass mir zuweilen sicher geglaubte Dinge im Gedächtnis derart schnell verloren gehen, dass ich mich bemühe, ein paar weitere Dinge auf zusätzlichem Papier festzuhalten (Namen von Personen, Detailinfos von Besichtigungen, stichwortartige Gesprächsinhalte). Gelingt mir aber nicht immer wie gewünscht. Manchmal versäume ich auch Wichtiges nachzufragen. Viel mehr als früher ist im Digitalzeitalter die Fotosstrecke für mich das eigentliche Logbuch der Reise geworden. Für meine wenigen Aufzeichnungen verwende ich zwar Papier und Kuli oder Bleistift (egal, lieber Kuli), würde aber auch digitale Einträge vornehmen, wenn ich den Geräten ob ihrer Stoßsicherheit mehr vertrauen würde. Wie auch oben schon gesagt, das Energiemanagement möchte ich aber auch klein halten, bevor ich vom organisatorischen Krimskrams nur noch rastlos getrieben werde.