Re: Persönliche Erfahrungen gesucht

Posted by: JaH

Re: Persönliche Erfahrungen gesucht - 07/01/10 12:11 PM

In Antwort auf: Schnoop
Ja, das Problem ist auch, das man beim Radeln ein komplett anderes Leben kennen lernt.

Problem? Ich würde eher meinen, es ist einer der angenehmen Nebeneffekte, mitunter sogar Sinn und Zweck.

In Antwort auf: SchnoopDazu ein gewisses Freiheitsgefühl, welches bisher immer nur mal ansatzweise an die Oberfläche gekommen ist.[/zitat

Hmja, wenn das für einen Neu bzw. ungewohnt ist, man (noch) nicht souverän genug damit umgehen kann, ja, dann kann es einem auch wie ein Problem, oder anders ausgedrückt, wie eine Herausforderung vorkommen.

[zitat=Schnoop] Und natürlich die Tatsache, dass Reisen auf diese Art und Weise den Menschen verändern.
Ich glaube, dass ist die Gefahr solcher Reisen.

Gefahr? Inwiefern?? Ich sehe darin weniger eine Gefahr, denn eine Chance.
Es ist ja so, der Mensch befindet sich zeitlebens in einer Entwicklung. Das kann man nicht leugnen, denn wir werden unaufhaltsam älter und es sammeln sich mehr und mehr Erfahrungen aller Art an.
Das "Ding" ist jetzt, wie man mit dieser Entwicklung umgeht, wie man sie erlebt, ob bzw. wie man sie auch steuert, nutzt. Ich denke darum geht es hier.

Die auf Reisen auf- oder eintretende (vermehrte oder eben andersartige) Selbstreflektion, kann eine große Energiequelle sein, einem sehr helfen auf unterschiedliche Weise. Es liegt aber an einem selber, wieweit dies alles geht.

In Antwort auf: Schnoop
Jedenfalls wenn man sich nicht sicher ist, ob der Weg, denn man bisher gegangen ist, der richtige war. Wenn man sich nicht zwischen Sicherheit und Freiheit entscheiden kann, oder ob man sich doch irgendwie damit arrangieren kann?

Tjaaa......
Richtiger oder falscher Weg? Es gibt verschiedene Möglichkeiten mit dieser Frage umzugehen. Und jede Art kann auf ihre Weise absolut richtig sein. grins (Tut sich da ein Paradoxon auf? lach )

Es ist aber nunmal so, wir leben nur einmal und wir haben nicht die Möglichkeit zwei verschiedene Wege, die uns zu einem Zeitpunkt X=jetzt zur Auswahl stehen, beide auszuprobieren. Ob also ein eingeschlagener Weg dann wirklich der richtige oder rückblickend eher ein falscher war, diese Frage läßt sich nur höchst unbefriedigend sowas wie beantworten.
Natürlich aber kann sie bewerten, eine Entscheidung für einen Weg. Und dann sagen "nicht nochmal", "war falsch", aber wiederholen kann man nichts. Nicht wirklich.

Um aus dem Dilemma heraus zu kommen, hilft es ... hm, ich bin mir nicht sicher, ob ich da jetzt ansatzweise die richtigen Worte zu finde - jetzt.

Vielleicht über einen anderen Ansatz.
Stichwort: Selbstbewußtsein
Erforschen, herausfinden wer man selber wirklich ist und ob man bereits der/die geworden ist, der/die man ist. [!! Man beachte hier die unterschiedlichen Bedeutungen von ist!!]


Manche Menschen sind in der manchen Menschen glücklich erscheinenen Lage, das alles mit einem "Ich mach das halt/einfach so und fertig und ich kann damit gut leben!" zu behandeln. Sie nehmen es, wie es kommt. Inwiefern da nun (wieviel) Selbstreflektion und anderes vorausgegangen ist, weiß man nicht, ist mitunter auch egal.
Und es gibt Menschen, die gehen auf eine rationale(re) Weise an die Dinge, alle Dinge heran. Sie machen sich nichts leicht. usw. ...

hheeppffff... ähm.. ich müsste mich jetzt selber erst wieder besser "auf die Spur" setzen, um in der Thematik etwas zusammenhängender "mal eben" was Schreiben zu können.

Ich hab im anderen Beitrag aber schon erwähnt, dass es dazu nen Haufen Literatur gibt. Da hatte ich erst an die zig Meter Selbsterfahrungsbüchlein gedacht, wie es sie zu hauf von Promis u.a. gibt, die eben z.B. den Jakobsweg wanderten und da dringend nen Buch draus machen mussten.
Nun denke ich aber an die andere, grundlegendere Literatur, z.T. sehr alte und teils recht bekannte. Diese Bücher können einem wirklich helfen, sofern man mit ihrem Stil zurecht kommt und je nachdem was man selber sucht und wie intensiv man sich damit beschäftigen möchte.

Absolute Klassiker sind da z.B. die Bücher von Hermann Hesse: "Siddhartha" und der zeitgleich/parallel aber versetzt und unter einem Pseudonym veröffentlichte "Demian" - zwei Bücher die sowohl für sich gelesen werden können, aber m.E. zusammen gehören. Sie repräsentieren verschiedene Aspekte der Seele von H.Hesse. Und der "Steppenwolf", der gewissermaßen den Abschluß in allem Pessimismus darstellt.

Dann ein anderer Klassiker "Homo Faber" von Max Frisch, den ich derzeit angefangen in der Ecke liegen habe und der mich teilweise an Aspekte aus einem DER utopischen Romane unserer Zeit erinnert, "Eiland" von Aldous Huxley. Bei "Eiland" kommt m.E. am allermeisten aus allen Bereichen zusammen und wird zu einem schon recht weitreichendem Ganzen zusammen gefügt. Wobei ich mich frage von welchen Autoren Huxley u.a. beeinflusst war? Tolstoi? Hesse? Sicher einige, aber Huxley hat schon eine sehr moderne, ja beängstigend realistische Wahrnehmung der Moderne, vielleicht der am weitreichendsten schreibende Autor.

Das Buch, welches aber die fundamentalsten Ansätze vermittelt, bzw. sich in die absoluten Grundlagen tief eingräbt und absolut nicht leicht zu lesen ist, ist "Mit sich selber befreundet sein", ein sehr altes Thema mit dem sich bereits die alten Griechen sehr intensiv beschäftigten, das der Deutsche freischaffende Philosoph Hans Schmid in, wie ich finde, sehr beeindruckender Weise, neu aufgearbeitet und wenn zwar nicht in leichter Sprache, so doch in für beinah jedermann nachvollziehbarer Sprache dargestellt hat. Das Buch kostet 20,- und man hat für locker ein Jahr dann was zu lesen, wenn nicht länger. Es kommt mit einer sehr eigenen Sprache daher und es braucht wirklich Zeit, um es Stück für Stück zu begreifen.


Und dann hab ich dies Jahr ein Buch von Chuck Spezzano geschenkt bekommen - "Von ganzem Herzen lieben" - das durchaus auch ein wenig mit in die Reihe passt. Spezzano ist ein bereits älterer US Amerikanischer Psychotherapeut, der, wie ich finde, sehr gelungene Ansätze hat, leider aber halt auch etwas an den typischen "Krankheiten" gewissermaßen leidet, was die verwendete Sprache und Fokussierung angeht. Nicht unbedingt immer leicht zu lesen, aber wenn man ein wenig abstrahiert, trifft er die Kerne, denke ich. Ich finde bei Spezzano auch einiges von meinem eigenem, selber entwickelten bzw halt gewachsenem Denken wieder, das hab ich nicht so sehr häufig.


Ich würde aber, weil vielleicht am einfachsten in der Sprache und zugleich am umfassendsten geschrieben, was alle miteinander zu tun habenden Aspekte angeht, Eiland von Aldous Huxley empfehlen!