Hi Kelle,
Ich habe einen vollgefederten Kurzlieger selbst entworfen und gebaut. Das Ding hat aber nur eine gemässigte Liegeposition (TL ca. 6-7cm unter Sitzoberfläche). Konzipiert habe ich das Rad nicht für Touren, sondern den Alltagsbetrieb in der Stadt. Ich fahre es seit vielen Jahren, mal mehr, mal weniger. Meistens fahre ich jedoch uprights - und manchmal frage ich mich, wieso. Jedenfalls kann ich, glaube ich, vergleichen.
ich habe vor ein paar Jahren mal im Rahmen eines Messebesuchs ein Liegerad der Firma HP Velotechnik probe gefahren. Seit dem denke ich nun darüber nach es mal im liegen zu versuchen. Allerdings finde ich es im Straßenverkehr irgendwie gefährlich weil es so flach ist.
Wie sind denn eure Erfahrungen? Ist es auf dauer wirklich bequem und schnell? Ist es praktisch oder nicht?
Ob es Dir was bringt, hängt davon ab, was Du willst/brauchst/suchst!
Strassenverkehr:
In Bezug auf die Übersicht gewöhnt man sich dran, habe mich nie unsicher gefühlt. Ich denke sogar, dass Liegeräder eher sicherer sind als Normalos. Wobei, leider auch von Radlern, die Gefährlichkeit des Radfahrens im Stadtverkehr masslos überschätzt wird.
Schnell:
Würde ich mir keine grossen Illusionen machen. Habe es mal auf einer flachen 18km-Strecke verglichen, war kein Riesenunterschied. Kann bei tieferer Sitzposition/höherer Geschwindigkeit aber anders sein.
Bequem:
Ja, es ist bequem. Ich fand aber auch ein Normalo-Reiserad ohne Federung mitnem Brooks sehr bequem - so what?
Praktisch:
Tja, DAS ist glaube ich, bei mir ein wichtiger Punkt gewesen, warum ich nicht komplett auf die Liege umgestiegen bin:
Das Ding ist halt in einigen Situationen einfach unpraktischer:
- in der Stadt: bei kurzen Strecken mit häufigem Anhalten und anfahren (z.B. einen 6Jährigen, der auf dem Bürgersteig Raderfahrungen sammelt, zu begleiten).
- beim Kindertransport: der serienmässige Kindersitzhalter passt ootb natürlich nicht an meinen 50er Zentralrohrrahmen
- beim Tragen und der Mitnahme im ÖPNV nervt u.a., dass Liegeräder oft etwas breiter (Sitz!) sind.
- beim Bordstein hoch - runter
- Am Berg:
Klar, ich habe auch schon einen Typen vor uns mit der Liege den Col de l'Iseran hochfahren sehen - aber dass war Leistungsmässig ein gaaaaaaaaanz anderes Kaliber als ich. Ich fahre sehr gerne ins Hochgebirge, muss das aber wg. meiner - aehem - nur "altersentsprechenden"

Kondition sehr langsam tun. Und da ist mit dem Lieger (auch mit angepasster Übersetzung) ganz fix Schluss. Habe das nicht nur in der Alpen gemerkt, sondern sogar auf einer mickrigen Steigung, die ich jeden Tag von der Arbeit zurück-krieche: Mit dem Birdy oder gar meinem t400 - kein Problem. Mit meiner Liege unangenehm wackelig und anstrengend!
Resumée: Liegeradfahren macht mir Spass, aber es entspricht (leider) nur zu einem kleinen Teil meinen Transportbedürfnissen.
Probiers aus!