Re: Radfahren 'lernen' als Erwachsener?

Posted by: tilly

Re: Radfahren 'lernen' als Erwachsener? - 11/15/03 01:27 AM

Hallo, Martina,

ich war, nach einer Pause von etwa zwanzig Jahren, seit 1992 wieder mit dem Rad unterwegs. Anfangs war mir aufgefallen, daß ich Situationen noch einschätzte wie früher, daß meine (körperlichen) Reaktionen solcher Einschätzung aber nicht mehr entsprachen. Ich "verstand" einfach nicht, warum ich plötzlich am Boden lag. Glücklicherweise gefiel mir das Radeln am Wochenende in den Wäldern und entlang an Feldern in der Umgebung Berlins. Die Wege waren damals von einer Beschaffenheit, die häufiges Ausweichen, Umfahren von Hindernissen, überhaupt ein eher gemächliches, aber sehr aufmerksames Fahren erforderte. Besonders auf Fahrten querfeldein und auf Pfaden durch Wälder habe ich dann ein Teil der verloren geglaubten Fähigkeit(en?) zurückgewonnen. Vielleicht klingt mein Rat wie Ironie, aber am ehesten lernte ich das Rad, seine Bewegungen auf dem Grund, und mich, mit meinem Bewegungsgefühl, im Wald, zwischen Bäumen und Sträuchern kennen; möglicherweise sind aber auch Wiesen mit ihren vielfältigen Unebenheiten (Maulwurfshügeln etc.) geeignet und helfen, als Widerstände des Grundes, der Ausbildung eines Fahrgefühls. Natürlich sind die möglichen Folgen des Fallens sorgsam abzuwägen. Am besten scheint mir, Du fingest selbst an zu suchen und sammeltest Kraft in Erfahrungen. Am meisten habe ich "gelernt" durch die Unfälle, genauer: durch die zwingende Selbstwahrnehmung im Unfallgeschehen. Aber jetzt mag ich keine Unfälle mehr. Es ist so niederträchtig, was einem an "Verhalten" von sogenannten Mitmenschen vor Augen kommt, wenn man unten liegt und sich nicht rühren kann. Lieber 'n bissel vorsichtig sein und, wie Eva-Maria sagt: einschätzen.
Lieben Nachtgruß von
Tilmann