Re: Wie teuer ist eure Radreise?

Posted by: veloträumer

Re: Wie teuer ist eure Radreise? - 09/10/09 03:42 PM

Anzahl der Brotsorten = Masse = Klasse.
Wenn es so einfach wär, würde ich es ja nicht schreiben. Deutschland ist wohl immer noch das Land mit den meisten Brotsorten. Weniger ist aber manchmal mehr. Deutschland ist auch ein Land, in dem sich Bäckereiketten über das Land wie in sonst keinem meiner Vergleichsländer (F, CH, I, A, E) ausgebreitet haben. (Hier in Stuttgart gibt es z.B. nahezu alle 100 m einen Bäcker "Lang" - Werbespruch: "Kein Weg ist zu lang für Bäcker Lang" o.ä.) Entsprechend industriell und massenkompatibel schmeckt das Brot auch. (Über die entsprechenden industriellen Brotmischungen mit den unerfreulichen Zusätzen müssen dir Bäckerexperten Auskunft geben - jedenfalls spielt das auch eine große Rolle in puncto Qualität, die ich meine.)

Ich muss auch immer wieder selbst bei kleineren Bäckereien feststellen, das die richtige Backkruste ein Problem ist - mal zu hell, mal zu dunkel. Bereits o.a. war das Kleistern - d.h. zuviel Teig im Brot - locker und gleichmäßig backen ist eben nicht husch husch einfach. Und von ein paar Körnern mehr oder Mohrrüben reinstecken wird das Brot dann nicht wirklich besser.

Als Nicht-Brezel-Kenner kann ich nicht wriklich mitreden. Aber hier in Stuttgart sagen mir alle, die etwas davon zu verstehen glauben, dass die Brezel nicht mehr so schmecken wie früher. Insbesondere ist die Kunst von dickem Brezelbogen außen und gleichzeitig dünn-knusprigen Brezelärmchen innen verloren gegangen. Das ist eben eine Sache des Bäckers, diese Feinheiten zu beachten.

In Deutschland ist es auch beliebt zu sagen Körnerbrot = Gesundbrot = Gutbrot.
Schon die erste Gleichung ist nicht richtig, ballaststoffreich übertriebene Ernährung führt bei etlichen Menschen zu Magen-/Darmproblemen. Das Naturell der Menschen ist halt verschieden und welches Naturell er hat, muss er selber rausfinden. Lange Zeit hat man in Deutshcland die Ballaststoffbibel gepredigt - jetzt können einige vor lauter Ideologie nicht mehr zurück.

Aufgrund der Diskriminierung von Fett in unserer Nahrung verzichten auch viele Bäcker auf Butter beim Backen. Das führt dann natürlich zu entsprechend weniger sckmackhaften Ergebnissen (vgl. Croissants, Kuchen), denn Fett ist Geschmacksträger - und entsprechend gut und fetthaltig muss es sein. Kalorienerbsenzähler unerwünscht. Dass die Coissants bei uns nicht mit Butter gebacken werden, hat mir erst jüngst wieder eine Bäckerieverkäuferin bestätigt. Ein gutes Croissant muss aber vor lauter Butter fettig triefen. Den Butterkuchen aus Samoens spüre ich jetzt immer noch im Gaumen - das sind ja Prägungen fürs ganze Leben!

Weißbrot ist übrigens meistens mineralstoffreicher - für Radfahrer auch wichtig: und energiereicher als Körnerbrot - und schneller verdaulich (belastet nicht solange den Magen während des Fahrens).

Und zuguterletzt gibt es eben noch die "Kunst des Backens". Ein Gutbrot heißt nicht viele Körner, sondern das Gesamtwerk muss stimmen. Dazu gehören ein guter Bäcker, gute Rohprodukte, ein guter Ofen und manchmal etwas mehr Muse, als dem Industriebäcker zur Verfügung steht.

Insgesamt gibt es Deutschland noch genügend Möglichkeit, sein gutes Brot zu finden. Man darf nicht immer alle Brotsorten gleich gut erwarten. Sicherlich bin ich mit meinen Präferenz hier eher etwas benachteiligt.