Posted by: irg
Re: Wer ist schon mal ausgestiegen? - 03/30/09 07:24 AM
Hallo!
Ja, tkkero, dann wird das im eigentlichen Sinn vom Aussteigen nichts mehr. Anders aber vielleicht doch!
Vor inzwischen 13 Jahren habe ich meine 2. Karenz um mein Kind auf zu ziehen, genommen -und bin im Haushalt hängen geblieben, Beruf (der mir liegt und gefäkllt!) ade. Dieses (mein 3.) Kind ist behindert und braucht einen Elternteil ganz zu Hause. Lange Radtouren sind seither Geschichte, meine Welt ist sehr, sehr klein geworden, und trotzdem bin ich (wenn auch auf ganz andere Art wie in dieser Diskussion) ausgestiegen (worden, die Alternativen wären weit schlechter gewesen).
Seit gut einem halben Jahr ist auch meine Frau "ausgestiegen", burnout durch verheizt-Werden in der Firma, unser Leben hat sich wieder einmal geändert, wie schon so oft. Der hohe Stellenwert, den in unserem persönlichen Wertesystem unsere Familie hat, verhindert auch bei ihr den Fall ins tiefe Loch.
Sind wir nun "Aussteiger" oder nicht? Bei uns fehlt die Freiwilligkeit, die bei den richtigen Aussteigern ein wohl wesentliches Merkmal ist. Aber ist sie das immer? Mein Großonkel, Kurt Faber, war ein lebenslanger Aussteiger und Weltreisender, hat Bücher über seine Reisen geschrieben -und war, solange er noch sein Platzerl auf der Welt gesucht und nie gefunden hat, kreuzunglücklich. Er hat lange gebraucht, bis er erkannt und akzeptiert hat, dass sein Platz auf dieser Welt das Reisen ist. Auf einer solchen ist er dann auch gestorben.
Für mich ist es sehr schwierig, über Aussteigen Gescheites zu sagen. Ich könnte nicht einmal sagen, ob ich selbst ausgestiegen bin. Viel Geld zum Herumwerfen war mir scon davor unwichtig, Ruhm & Ehre auch. Und jetzt führe ich ein Leben abseits des mainstreams: Ich mache das, was nötig ist, so gut ich kann, und schaue dabei, dass ich Qualitäten wie zB. Zeit, die im normalen Alltag leicht verloren gehen, nütze. Andere, die anderen selbstverständlich sind, haben wir kaum. Von außen betrachtet führen wir ein angepasstets Durchschnittsleben, von innen betrachtet nicht: Mit den "normalen leuten" in dieser "Schneller-Höher-Weiter-Gesellschaft" habe ich keine Gesprächsthemen mehr. Wir haben uns nichts mehr zu sagen.
Wenn ich das so anschaue, frage ich mich, ob ich nicht mehr ausgestiegen bin, wie so mancher Aussteiger, der sich in irgendeinem tropischen Paradies abrackert, um dort sein Leben neu auf zu bauen. (Was ich damit auf keinen Fall kritisieren möchte! Ich gönne allen ihr Leben nach ihrem eigenen Entwurf, egal wo und wie, solange sie die anderen in Frieden lassen.)
lg! georg
Ja, tkkero, dann wird das im eigentlichen Sinn vom Aussteigen nichts mehr. Anders aber vielleicht doch!
Vor inzwischen 13 Jahren habe ich meine 2. Karenz um mein Kind auf zu ziehen, genommen -und bin im Haushalt hängen geblieben, Beruf (der mir liegt und gefäkllt!) ade. Dieses (mein 3.) Kind ist behindert und braucht einen Elternteil ganz zu Hause. Lange Radtouren sind seither Geschichte, meine Welt ist sehr, sehr klein geworden, und trotzdem bin ich (wenn auch auf ganz andere Art wie in dieser Diskussion) ausgestiegen (worden, die Alternativen wären weit schlechter gewesen).
Seit gut einem halben Jahr ist auch meine Frau "ausgestiegen", burnout durch verheizt-Werden in der Firma, unser Leben hat sich wieder einmal geändert, wie schon so oft. Der hohe Stellenwert, den in unserem persönlichen Wertesystem unsere Familie hat, verhindert auch bei ihr den Fall ins tiefe Loch.
Sind wir nun "Aussteiger" oder nicht? Bei uns fehlt die Freiwilligkeit, die bei den richtigen Aussteigern ein wohl wesentliches Merkmal ist. Aber ist sie das immer? Mein Großonkel, Kurt Faber, war ein lebenslanger Aussteiger und Weltreisender, hat Bücher über seine Reisen geschrieben -und war, solange er noch sein Platzerl auf der Welt gesucht und nie gefunden hat, kreuzunglücklich. Er hat lange gebraucht, bis er erkannt und akzeptiert hat, dass sein Platz auf dieser Welt das Reisen ist. Auf einer solchen ist er dann auch gestorben.
Für mich ist es sehr schwierig, über Aussteigen Gescheites zu sagen. Ich könnte nicht einmal sagen, ob ich selbst ausgestiegen bin. Viel Geld zum Herumwerfen war mir scon davor unwichtig, Ruhm & Ehre auch. Und jetzt führe ich ein Leben abseits des mainstreams: Ich mache das, was nötig ist, so gut ich kann, und schaue dabei, dass ich Qualitäten wie zB. Zeit, die im normalen Alltag leicht verloren gehen, nütze. Andere, die anderen selbstverständlich sind, haben wir kaum. Von außen betrachtet führen wir ein angepasstets Durchschnittsleben, von innen betrachtet nicht: Mit den "normalen leuten" in dieser "Schneller-Höher-Weiter-Gesellschaft" habe ich keine Gesprächsthemen mehr. Wir haben uns nichts mehr zu sagen.
Wenn ich das so anschaue, frage ich mich, ob ich nicht mehr ausgestiegen bin, wie so mancher Aussteiger, der sich in irgendeinem tropischen Paradies abrackert, um dort sein Leben neu auf zu bauen. (Was ich damit auf keinen Fall kritisieren möchte! Ich gönne allen ihr Leben nach ihrem eigenen Entwurf, egal wo und wie, solange sie die anderen in Frieden lassen.)
lg! georg