San Pedro de Atacama

Posted by: Sasa

San Pedro de Atacama - 06/13/03 01:53 AM

Jaja... sollte ich also zuerst mal mit der Geschichte uber meine Gabel anfangen, um dieses Kapitel (endlich!) zuende zu bringen:

Nach meinem letzt kleinen Bericht wollte ich das Fahrrad eigentlich fahrfertig in Empfang nehmen. Dumm nur, dass man das mit den Oeffnungszeiten hier nicht so genau nimmt...
Also bin ich erst am folgenden Mittag dazu gekommen, mir das Ganze mal anzusehen. Da haben die beiden Jungs schon wieder etwas entdeckt, was sie in ihrer Arbeit aufhalten konnte (die leicht bekleideten Maedchen im chilenischen Fernsehen waren meistens interessanter, als meine Gabel). Der Vorbau und der Konus waren 1mm im Durchmesser zu breit, um sie mit der neuen Gabel in Einklang zu bringen. Arrrggg!!! Hier passt auch wirklich nichts zusammen!!! Ich frage mich, ob das in Deutschland genauso schlimm ist mit den Normen bei Fahrradgabeln. Also habe ich die beiden Jungs beauftragt doch einfach den Konus und den Vorbau etwas kleiner zu schleifen, so dass alles zusammenpasst. Denn im flexen, schweissen und schleifen sind die beiden Meister gewesen. Die neue Gabel passte eigentlich nur in die laenge von Schaft bis Narbe - sonst gar nichts. Aber was solls! Es hat alles funktioniert und ich konnte gestern arbend wieder ein fahrbares Fahrrad in Empfang nehmen. Man wollte mir sogar fuer die alte Gabel noch Geld geben - hier wird nichts weggeschmissen. grins
Und bezahlt habe ich (inklusive Trinkgeld) insgesamt 20.000 Pesos (ca. 25 EUR) - also zweitagelange Montage, die Verarbeitung und Gabel und Entfernung der 8 aus dem Vorderrad. Eigentlich ein ziemlich annehmbarer Preis, oder?

Jetzt habe ich eine ziemlich abenteuerliche Gabel:
- Oesen oben wurden nachtraeglich eingeschweisst.
- Das Schaftrohr war zu lang und musste abgeschnitten werden.
- Die alten Bremshalterungen wurden abgeflext und neue an einer fuer die Maguras kompatiblen Stelle angebracht. Die Bremsen sitzen jetzt trotzdem zu tief unten. Was solls - sie bremsen...
- und viele, vie Kleinigkeiten mehr...

Sehr interessant war uebrigens auch die Besichtigung der weltgroessten Kupfermine Chuquicamata, die ich mit Steffen gemacht habe, den ich an der Touristeninformation in Calama kennengelernt habe. Doch hierzu sagen Fotos mehr als Worte. Da muesst ihr schon meinen wirklichen Reisebericht abwarten...

Heute morgen konnte ich mich dann gluecklich auf mein Rad setzen und mich (mit Gepaeck - immerhin!) auf den 100 Kilometer lanen weg nach San Pedro de Atacama machen. Im Hostal muss ich nur fuer zwei Naechte bezahlen, obwohl ich vier Naechte dort war. Der Besitzer hat die Geschichte mit der Gabel die ganze Zeit mit Spannung verfolgt und hat nach dieser komlizierten Geschichte wohl Mitleid mit mir gehabt.
Man hat mich vorher vorgewarnt, dass ich ja nicht vor 10.30 Uhr bis 11 Uhr losfahren soll. Da weht der Wind immer in die falsche Richtung - un so war es tatsaechlich. Und punktgenau in der besagten halben Stunde bekam ich endlich Rueckenwind. Die Strasse nach San Pedro war alles andere als einfach - aber landschaftlic schon viel interssanter. Im Osten konnte ich die ganze Zeit die schneebedeckten Gipfel der ersten Andenkordillere bestaunen und auch die Wueste ist hier nicht mehr so von Baggern durchpfurcht, wie anderswo. Ab 3000 Metern gab es sogar zarte kleine Gewaechse, die die Landschaft in ein leichtes greun getaucht haben - in absoluter Trockenheit. Einige Kiloemeter vor dem Pass von 3360 Metern komme ich an einem einsamen Baumchen vorbei, an dem ein Schild steht: "Give me Water please". Ein wenig habe auch ich ueber - fuer zukuenftige Reiseradler - denn so ein einsames Baeumchen in der Wueste drueckt die Langeweile gehoerig. Kann man kaum glauben, was ein so kleiner Baum ausmacht. Irgendwie frage ich mich beim Anblick dieser Wueste sogar, warum die Amis ueberhaupt auf dem Mond gelandet sind. Hier auf der Erde (hier zumindest) sieht es doch genauso aus.
Die Anfahrt zum Pass war eine lange schnurgerade Strasse, deren Verlauf ich immer schon stunden vorm Erreichen des Horizontes sehen konnte. So war die Fahrt wieder gar nicht so einfach - mit 1300 Hoehenmetern auf 100 Kilometern. Noch nie war ich ueber 2600 Metern - heute ging es gleich auf 3360 hinauf. Ohne abzusteigen schaffe ich es bis nach oben, bemerke aber schon erste Probleme mit der Hoehe. Die Trinkflasche kann ich nicht lange am Munde halten. Zu stark ist der Drang, den duenner werdenden Sauerstoff einzuatmen. Hier oben bekomme ich oft schleimige Hustenanfaelle - was sicher ein Zusammenspiel aus meiner Erkaeltung und der Hoehe ist. Die Erkaeltung habe ich bis jetzt leider nicht vollkommen auskurrieren koenen.

Irgendwann komme ich endlich am nicht markierten Pass an. Erst zoegerlich, dann immer steiler geht es bergab. Ich habe von hier oeben einen tollen Ausblick auf das fast tasend Meter unter mir und viele Kilometer entfernt liegende Valle de la Luna und San Pedro. Selten fahre ich allerdins schneller als 30 km/h, da ich meiner neuen Gabel noch nicht so ganz traue. Ungern moechte ich riskieren, dass mir die angeschweissten Bremshalterungen bei ueberhoeter Geschwindigkeit abreissen. Mit heissen Felgen komme ich unten an.

Doch nach dem ganzen Spass der Abfahrt folgt wieder die Arbeit. Wenn mir jetzt irgendweiner der verantwortlichen Strassenbauingeneure ueber den Weg laufen wuerde - ich wuerde ihn mit meinem vollbepackten Rad sofort uebrrrollen!!! böse
Wie kann man eine Strasse so steil bergab gehen lassen und danach noch mal einen steilen Antieg dransetzen?!? Keuchend quaele ich mich auch ueber diesen Bergkamm, werde danach aber kraeftig mit einem atemberaubenden Ausblick auf das in der Daemmerung liegende Valle de la Luna und die umliegenden Berge belohnt. Durch unheimliche Felsformationen schlaengelt sich die Strasse, bis sie endlich in San Pedro angelangt und der Asphalt endet.

San Pedro ist ein Fall fuer sich. Eine Oase - mitten in der Atacama-Wueste gelegen - voll von Touristen, deren Andrang sich ausserhalb der Hauptsaison aber noch in einem ertraeglichen Rahmen haelt. Es gibt durchweg keine asphaltierten Strassen und man findet Menschen aus vielen verschiedenen Nationen. Bei der Einfahrt sehe ich ein paar Leute auf einem Huegel sitzen, die still dort den Anblick der Berge in der untergehenden Sonne geniessen. Die ersten Menschen, die mir ueber den Weg laufen sind eindeuig Touristen. Ein Paerchen im mittleren Alter mit Kamaera in den Haenden. Natuerlich werde ich von den beiden bestaunt - ernte aber gleich ein freundliches "Hola" und kein schweigendes Gaffen auf mein bepacktes Fahrrad. Zuviele verschiedene Menschen kommen hier wohl zusammen, als dass ich noch irgendeine Ausnahme darstellen koennte.

Ih finde das bisher beste Residencial bzw. Hostal, dass ich hier in Suedamerika bisher erleben durfte. Fuer nur 3000 Pesos pro Nacht (ca. 4 Eur) kann ich dort uebernachten. Warme Dusche und Kuechenbenutzung inklusive. Erst nach einer ausgiebigen Dusche sehe ich das Hinweisschild, dass man sich hier ein einer der trockensten Wuesten der Welt befindet und deswegen doch bitte nur ganz kurz duschen soll. Und dabei ist das nach einem harten Tag hier soooo schwierig... Ausserdem ist es hier abends verdammt kalt. Momentan habe ich lange Hose + lange Unterhose, T-Shirt und dicke Fleece-Jacke uebergezogen und draussen friere ich immer noch.
In der Kueche passiert mir noch ein kleines Maleur. Waehrend ich alles zum Kochen zusammentrage, macht es sich eine fette Katze an meinen heute morgen geschmierten Broetchen schmackhaft. Am liebsten wuerde ich dieses mistige Katzenvieh in hohem Bogen aus der Kueche treten - wenn ich nicht wuesste, dass da in ihrem Fell bestimmt 1000 Floehe und Krankheiten lauern. Und sie macht auch keine Anstalten sich von den Broetchen zu loesen. Verwirrt frage ich in der Rezeption nach, ob die Katze von hier ist. "Katze? Welche Katze", fragt er mich dort nur und springt sofort auf...
Als Entschaedigung fuer die verlorenen Broetchen (ich habe mich gar nicht beschwert), bekomme ich kurze Zeit spaeter eine Maggi-Tuetensuppe geschenkt... bäh

Soviel zum Tag heute...
Hier in San Pedro werde ich erst einmal entspannen. Der Ort bietet sich - wie bereits erwaehnt - gerade dazu an. Desweiteren werde ich einige Informationen ueber das wirkliche Abenteuer einholen, dass ich noch von hier aus vor mir habe. Wenn moeglich, moechte ich von hier aus endlich in das Bolivianische Hochland vorstossen. Das wuerde allerdings auch viele viele Tage ohne Internet und Handy-Empfang (Wochen!) dauern.

Bis dann und Gute Nacht...
Sasa