Re: Reise nach Südspanien

Posted by: Corber

Re: Reise nach Südspanien - 07/21/08 04:54 PM

Hallo deck42

Ich war heuer im Mai in Spanien in der Gegenrichtung unterwegs, also einmal quer durch von Süden nach Norden. Ich bin komplett Inland gefahren, nur ganz unten zwischen Gibraltar und Tarifa nicht. Von Tarifa über Ronda bis Granada ziemlich entlang der Transandalus , dann Granada-Huesca relativ gerade hoch, von dort über El Portalet nach Frankreich. Das alles liess sich mit etwa 20%/80% Haupt-/Nebenstrassen durchziehen, immer asphaltiert (wenn man von den Verfahrern und Experimenten absieht). Von der Strassenqualität war ich angenehm überrascht, fast immer mit breitem Seitenstreifen und oft recht neu. Meist -sogar auf den grösseren Strassen- eher wenig Verkehr, der scheint sich auf die Autobahnen und die Küste zu konzentrieren. Es gab Ebenen, aber auf meiner Strecke war Spanien meist bergig. Die härtesten Anstiege bot Andalucia mit einigen langen Zehnprozentern und darüber, die sonstigen waren eher moderat und gut zu fahren. Für die reine Durchquerung brauchte ich 14 Fahrtage ~1600 km.

Unangenehm für den Radreisenden ist, dass fast alle Geschäfte -ausser den Supermärkten in grösseren Städten- den ganzen Tag geschlossen sind und erst am Abend öffnen. Generell gabs in den kleineren Städtchen wenig Einkaufsmöglichkeiten und Tankstellen sind teuer, also nutzte ich bald alle Gelegenheiten sobald sie sich ergaben. Essensvorrat füllte ich dann für 3 Tage auf. Trinken ist noch wichtiger: allein während des Fahrens brauchte ich 3-5 Liter Wasser/Tag. In der Augusthitze dürfte der Bedarf nochmal ansteigen, also unbedingt genügend Wasser bunkern und für Nachschub sorgen (ich hatte 3 1,5-2 l Pullen am Rad). Die allgegenwärtigen Bars sind durchgehend von Frühmorgens bis spät Nachts offen, dort gibts auch immer zu essen.

Diese Auswahl Orte/Landschaften/schöne Strassen bekommen meine Empfehlung, von N nach S:
Pyrenäen: nicht umsonst populär bei Radfahrern, ich würde sofort wieder einen höheren Übergang wählen. El Portalet empfand ich günstig weil für die grossen Lastwägen gesperrt und keine Tunnel, besonders schön die Strecke zwischen Laruns(F) und der Passhöhe.
Sierra de Cazorla: ein Naturschutzgebiet mit bergumrahmten, bewaldeten Tal und dem Pass mit dem 1. Preis für Schönheit auf der Tour am Südende, dem Puerto de las Palomas. Erfreut sich einiger Beliebtheit bei Radreisenden. Einzig die Campingplätze im Tal selbst gefielen mir nicht so, besser wohl "Camping Montillana" etwa 2 km NO von Tranco hoch oben über dem See, oder der von Forist Jose Maria (danke an ihn, seine Beiträge hier haben mir sehr geholfen) empfohlene Platz bei Carzorla.
Granada: die Alhambra (früh kommen sonst Stunden Wartezeit, aber lohnt sich allemal), und danach hinab in den alten Stadteil Albayzin nördlich gehen und dort die Aussichtspunkte Mirador San Nicolas und Mirador de San Cristobal besuchen. Das Rad liess ich am Campingplatz und nahm den Bus in die Stadt.
Ronda-El Chorro-Puerto de las Pedrizas-Ventana de Zafarra: hinsichtlich Anstiegen die härteste Strecke, aber durchgehend (gelegentlich schlechter) Asphalt und die tolle Landschaft entschädigt alles.
Ronda: spektakuläre Schlucht die das schöne Städtchen teilt. Touristisiert aber noch recht entspannt.
Camping el Sur am Südende war ganz angenehm.
Puerto de Cabrito: der Buckel zwischen Algeciras und Tarifa. Schöne Ausblicke über den "Estrecho" von Europa nach Afrika.

Wegen Verkehr war am nervigsten, von N nach S:
Pyrenäen, Puerto de Monrepos: das ist der Pass zwischen Sabinanigo und Huesca, südlich anschliessend von El Portalet. Nagelneue autobahnartige Strasse mit entsprechendem Verkehr und zwei ~300 m Tunnel unter dem Pass durch. Die alte Strasse geht auf der Talseite gegenüber und schwingt sich traumhaft über den höchsten Punkt, nur endet sie nun blind durch den Bau der neuen Strasse. Obgleich ab Nueno gesperrt gab es aber Anzeichen von Bautätigkeit, womöglich kriegt sie doch irgendwann wieder einen offiziellen Anschluss (ich nahm einen inoffiziellen querfeldein, denn hier nicht zu fahren wäre ein Sünde gewesen) und wird wieder geöffnet. Jetzt würde ich -von El Portalet kommend- ab Sabinanigo nach W in Richtung Jaca und dort nach S über den Puerto de Oroel nach Huesca.

Von Teruel nach S: so schön das Tal entlang des Rio Turia ist, die N330 ist sehr unangenehm: kein Seitenstreifen + häufig eine Leitplanke + Schwerlastverkehr + relativ schmal. Ich würde hier nicht wieder fahren, sondern von Teruel nach W über die Sierra de Jabalon einen Bogen nach S schlagen um auf die N420 zu treffen.

Die Autobahn Algeciras-San Roque: kann man schlecht vermeiden wenn man an der Küste entlang nach Tarifa oder Gibraltar will. Es gibt Stücke Radwege (leicht zu verpassen). Auf dem Standstreifen fährt sichs relativ kommod, aber die Poller an den Ausfahrten zwingen einen kurz auf die Autospur. Algeciras kann laut Karte komplett über Los Barrios und Los Pastores umgangen werden. Das habe ich aber nicht ausprobiert weil ich noch Gibraltar mitnehmen wollte, würde es aber das nächste Mal tun.

Ich hoffe das alles nützt dir und anderen Spanienradlern etwas. Viel Spass und komm wieder gut heim.

Corber