Posted by: Radlfreak
Island (Tor)Tour - Entbehrungen und Erfolge - 09/03/07 01:26 PM
Hallo Leute,
Jetzt auch endlich News von mir. Ich bin wieder zu Hause und habe auch alles heile überstanden. Mal grob zusammengefasst der Bericht:
Ich war ja zusammen mit Blinderelch zusammen vom Fährhafen aus gestartet, und gleich am 1. Tag gab's mal volle Kanne, dass man für Island stahlharte Nerven braucht. Es ging einen Pass auf 600 m hoch, und das bei Getgenwind Stärke 7. Wir kamen dann auch ziemlich fertig in Egilsstadir an. Am 3. Tag kam's noch übler. Wir sind eine Strecke der alten Ringstrasse gefahren, um den Weg zum CP in Mördudalur abzukürzen. Es regnete den ganzen Tag bei 5°, starker Seitenwind (der meine rechtsseitige Nebenhöhlenentzündung, die ich mir auf der Fähre eingefangen hatte, noch zusätzlich verschärft hatte
), und zu allem wurde gerade auch die Schotterstrasse per Strassenhobel neu aufgeschüttet. Es war, als würde man durch zähflüssigen Zement fahren, dazu kamen noch diverse Steigungen mit bis zu 20% - wir mussten oft schieben. Nach hart erkämpften 50 km legten wir einen Pausentag ein, da das Wetter weiterhin besch... war. Die Etappen bis zum Myvatn gingen relativ problemlos,, dort verbrachten wir 2 Tag. Bis nach Varmahlid nahmen wir den Bus, um uns ein besseres Zeitpolster zuzulegen, ausserdem war die Strecke eh nicht sonderlich abwechslungsreich. Ab Varmahlid schlugen wir dann die Route zur 35 ein. Das erste Drittel ging noch ohne Probleme, da fester Lehmboden mit etwas Feinschotter. Am nächsten Tag bis nach Hveravellir wurde die Piste schon schlechter. Ausserdem sahen wir quasi 2 Tage nix von der Landschaft, da wir dauernd in nässendem Nebel fuhren. Ein Tag Aufenthalt in Hveravellir, viel Wind, aber gutes Wetter. Ab Hveravellir wurde die Pister derartig schlecht, dass an Fahren kaum noch zu denken war. Nur Wellblech und loses Geröll. Wir schafften gerade einen Schnitt von 7 km/h, was mich schon total frustete, weil ich mir immer in etwa ausrechne, wann wir in etwa am nächsten CP eintreffen. Obwohl wir ständig Rückenwind hatten, konnten wir keine Geschwindigkeiten fahren, ansonsten wären uns die Fahrräder um die Ohren geflogen. Zweimal hatte es mich auch langgelegt
.So fuhren wir dann 2 Tage im Schneckentempo mit endlosen Schiebepassagen, einen Tag davon hatten wir Sandstürme, wo es mir dann auch noch die Kette zerlegt hatte
Das war aber auch die einzige Panne, Speichen- oder sonstige Materialbrüche hatten wir glücklicherweise nicht. Nach 5 Tagen waren wir endlich wieder auf asphaltierter Strasse, bei starkem Rückenwind. Am Geysir trennten sich unsere Wege. Das hiess aber für mich ab dem zeitpunkt Seitenwind, der aber im Laufe des Tages auf Sturmstärke anwuchs, ich konnte mich nicht auf der Strasse halten, ohne dass es mich in den Graben schmiss. Das hiess also Schieben in der Ebene! Der Sturm kam als Föhnwind von den Gletschern, am Himmel waren auch die typischen linsenförmigen Wolken. Ich fand einen Zeltplatz, wo aber niemand an der Rezeption war, auch am nächsten Tag nicht. Also zeltete ich schwarz
Es stürmte die ganze Nacht, aber der Himmel war klar, und ich sah auch Polarlichter. Am nächsten Tag stürmte es noch immer, ich schaffte gerade mal 41 km in 8 Stunden! In Hrauneyar nahm ich mir ein richtiges Zimmer, um mich etwas zu erholen, und wollte auch mal was richtiges essen. Am nächsten Tag fuhr ich ein Stück die Strasse zurück, um auf die F208 nach Landmannalaugar zu fahren. Den Typ hatte ich von einem Schweizer Radler bekommen, die Strecke sei zwar länger und mit einigen Furten versehen, dafür aber viel schöner und besser befahrbar als die kürzere Strecke. Und ich sollte es nicht bereuen, die landschaft war wirklich atemberaubend. Die Piste war auch meist gut befahrbar, bis auf sandige Abschnitte. Am späten Nachmittag aber begann es zu regnen, und der schwarze Lavasand verwandelte sich in eine pappige Masse, mein Reifenprofil war zugesetzt, meine Bremsen verklebt, es kostete viel Kraft, um noch fahren zu können. Aber nach 75 km war ich um 20.00 endlich in Landmannalaugar angekommen - völlig durchnässt und durchgefroren. Am nächsten Tag dann Pause, denn ich war schon ziemlich gezeichnet von den Strapazen der letzten Tage. Meine Augen waren geschwollen und stark gerötet vom Wind, meine Lippen von der Kälte aufgesprungen. Und wenn man nix Anständiges ausser Tütensuppen, Hamburger und Süssigkeiten bekommt, geht es auf Dauer auch ordentlich an die Substanz. Aber meine Nebenhöhlenentzündung war inzwischen verschwunden.
Trotzdem liess ich es mir nicht nehmen, eine Wanderung in die Berge zu unternehmen. Am darauffolgenden Tag regnete es pausenlos, also nahm ich den Bus bis nach Klaustur. Ich wäre die Strecke zwar gefahren, aber die Bäche waren angestiegen und die Strömung somit stärker, ich wollte keine Risiken eingehen, was das Furten betraf. Und in der Tat hätte ich wirklich erhebliche Schwierigkeiten gehabt. Übrigens hate ich in Landmannalaugar ne Menge Radler angetroffen, deren Räder die Hochlandetappen nicht überstanden hatten. Dem einen hatte es den Freilauf zerhauen, der andere Felgenbruch und aufgeschlitzter Reifen....Hatte bei ihnen noch versucht, mit meinem Werkzeug was zu reparieren, aber ohne Erfolg, die Schäden waren zu gravierend. Die Leute mussten dann den Bus nach Reykjavik nehmen, um dort das Fahrradgeschäft aufzusuchen. Mein Fahrrad war zum Glück immer noch ganz, aber die vorderen Bremsklötze musste ich wechseln, da der Lavasand wie Schmirgelpapier wirkt und die Beläge in Nullkommanix auffrisst.
Auf der Ringstrasse ging es mit Rückenwind gut voran, ich machte so 80-90 km/Tag und war bereits schon am frühen nachmittag auf dem CP, so dass ich noch Besichtigungen in Skaftafell und an der Gletscherlagune unternehmen konnte. Das Fahren kostete auch jetzt viel weniger Kraft, so dass ich mich trotz der langen Etappen mich von den Hochlandetappen langsam wieder erholte. Nur waren die Abstände zw. den Ortschaften sehr gross, also war immer noch Bunkern nötig. Und die sogenannten Supermärkte boten auch nicht viel mehr als Tütensuppen, Kekse und Süssigkeiten. Erst in den Ostfjorden wurde die Ortschaftenabstände kürzer, so dass ich auch mal mittags was essen gehen konnte. In den Fjorden war das Streckenprofil stark wellig, die Steigungen waren kurz aber giftig und kosteten sehr viel Kraft, hinzu hatte ich je nach Fahrtrichtung den Wind mal von vorne, mal von hinten, mal von der Seite. Oft änderte der Wind auch schlagartig die Richtung, da er von den Bergen umgelenkt wurde. Aber durch die guten Rückenwinde der vorangegangenen Tage konnte ich einen guten Vorsprung rausfahren, so dass ich auch kürzere und gemütliche Etappen fahren konnte. Ich zeltete auch ein 2. Mal schwarz
, und zweimal war ich auf einem CP, der gratis war. Eine letzte grosse Etappe von 87 km fuhr ich bis nach Egilsstadir, hängte dort auf dem CP in Fellabear 2 Tage ab. Dort konnte ich auch endlich wieder mal Obst einkaufen und meine Vitaminreserven auffüllen. Dann fuhr ich nach Seydisfjördur, wo ich dann nochmals 2 Tage auf dem CP war.
Auf dem 600m Pass hatte ich an der Schutzhütte meinen Kocher angeschmissen, hatte ja genug Zeit
Ich hinterliess aber auch einen GB Eintrag in der Hütte, der auch promt von einem deutschen Radler Pärchen gelesen wurde, wie ich am CP erfuhr
Es ist übrigens sehr von Vorteil, bereits 2 Tage vor der Fährabfahrt dort zu sein, weil man sich dann noch den besten Platz aussuchen kann.
Nach einer Woche Sonnenschein schüttet es dann die 2 Tage auf dem CP, aber da war's ja egal, meine Tour war zu Ende
Ich weiss nicht genau, wieviel km bei der Tour zusammengekommen waren, da ich die Kilometer erst ab dem Tage gezählt hatte, wo Blinderelch und ich uns getrennt hatten. Ich weiss aber, dass ich in Varmahlid die 64.000 und erst vor 2 Tagen in Flensburg die 65.000-Marke geknackt habe. Ich schätze mal insgesamt um 1300 km. Mein Rad ist nach wie vor ganz, der Kettenriss war die einzige Panne. Und das Experiment mit einer trockenen Kette hat auch funktioniert, sie hatte vor 3 Wochen zum letzten Mal Öl gesehen. Und ich hatte trotzdem keine Einbussen in der Schaltqualität. Auch meine Gepäckträger haben gehalten. Alles in allem kann man sich also auch mit 28"-Räder ins Hochland wagen, vorausgesetzt robustes Material. So manch einer hatte grosse Augen gemacht, wenn er mal mein 20kg Eisenschwein angehoben hat.....
Gruss Alex
Kilometerstand 65.006 km
Jetzt auch endlich News von mir. Ich bin wieder zu Hause und habe auch alles heile überstanden. Mal grob zusammengefasst der Bericht:
Ich war ja zusammen mit Blinderelch zusammen vom Fährhafen aus gestartet, und gleich am 1. Tag gab's mal volle Kanne, dass man für Island stahlharte Nerven braucht. Es ging einen Pass auf 600 m hoch, und das bei Getgenwind Stärke 7. Wir kamen dann auch ziemlich fertig in Egilsstadir an. Am 3. Tag kam's noch übler. Wir sind eine Strecke der alten Ringstrasse gefahren, um den Weg zum CP in Mördudalur abzukürzen. Es regnete den ganzen Tag bei 5°, starker Seitenwind (der meine rechtsseitige Nebenhöhlenentzündung, die ich mir auf der Fähre eingefangen hatte, noch zusätzlich verschärft hatte




Trotzdem liess ich es mir nicht nehmen, eine Wanderung in die Berge zu unternehmen. Am darauffolgenden Tag regnete es pausenlos, also nahm ich den Bus bis nach Klaustur. Ich wäre die Strecke zwar gefahren, aber die Bäche waren angestiegen und die Strömung somit stärker, ich wollte keine Risiken eingehen, was das Furten betraf. Und in der Tat hätte ich wirklich erhebliche Schwierigkeiten gehabt. Übrigens hate ich in Landmannalaugar ne Menge Radler angetroffen, deren Räder die Hochlandetappen nicht überstanden hatten. Dem einen hatte es den Freilauf zerhauen, der andere Felgenbruch und aufgeschlitzter Reifen....Hatte bei ihnen noch versucht, mit meinem Werkzeug was zu reparieren, aber ohne Erfolg, die Schäden waren zu gravierend. Die Leute mussten dann den Bus nach Reykjavik nehmen, um dort das Fahrradgeschäft aufzusuchen. Mein Fahrrad war zum Glück immer noch ganz, aber die vorderen Bremsklötze musste ich wechseln, da der Lavasand wie Schmirgelpapier wirkt und die Beläge in Nullkommanix auffrisst.
Auf der Ringstrasse ging es mit Rückenwind gut voran, ich machte so 80-90 km/Tag und war bereits schon am frühen nachmittag auf dem CP, so dass ich noch Besichtigungen in Skaftafell und an der Gletscherlagune unternehmen konnte. Das Fahren kostete auch jetzt viel weniger Kraft, so dass ich mich trotz der langen Etappen mich von den Hochlandetappen langsam wieder erholte. Nur waren die Abstände zw. den Ortschaften sehr gross, also war immer noch Bunkern nötig. Und die sogenannten Supermärkte boten auch nicht viel mehr als Tütensuppen, Kekse und Süssigkeiten. Erst in den Ostfjorden wurde die Ortschaftenabstände kürzer, so dass ich auch mal mittags was essen gehen konnte. In den Fjorden war das Streckenprofil stark wellig, die Steigungen waren kurz aber giftig und kosteten sehr viel Kraft, hinzu hatte ich je nach Fahrtrichtung den Wind mal von vorne, mal von hinten, mal von der Seite. Oft änderte der Wind auch schlagartig die Richtung, da er von den Bergen umgelenkt wurde. Aber durch die guten Rückenwinde der vorangegangenen Tage konnte ich einen guten Vorsprung rausfahren, so dass ich auch kürzere und gemütliche Etappen fahren konnte. Ich zeltete auch ein 2. Mal schwarz

Auf dem 600m Pass hatte ich an der Schutzhütte meinen Kocher angeschmissen, hatte ja genug Zeit


Es ist übrigens sehr von Vorteil, bereits 2 Tage vor der Fährabfahrt dort zu sein, weil man sich dann noch den besten Platz aussuchen kann.

Nach einer Woche Sonnenschein schüttet es dann die 2 Tage auf dem CP, aber da war's ja egal, meine Tour war zu Ende

Ich weiss nicht genau, wieviel km bei der Tour zusammengekommen waren, da ich die Kilometer erst ab dem Tage gezählt hatte, wo Blinderelch und ich uns getrennt hatten. Ich weiss aber, dass ich in Varmahlid die 64.000 und erst vor 2 Tagen in Flensburg die 65.000-Marke geknackt habe. Ich schätze mal insgesamt um 1300 km. Mein Rad ist nach wie vor ganz, der Kettenriss war die einzige Panne. Und das Experiment mit einer trockenen Kette hat auch funktioniert, sie hatte vor 3 Wochen zum letzten Mal Öl gesehen. Und ich hatte trotzdem keine Einbussen in der Schaltqualität. Auch meine Gepäckträger haben gehalten. Alles in allem kann man sich also auch mit 28"-Räder ins Hochland wagen, vorausgesetzt robustes Material. So manch einer hatte grosse Augen gemacht, wenn er mal mein 20kg Eisenschwein angehoben hat.....

Gruss Alex
Kilometerstand 65.006 km