Re: Hotel oder Zelt ?

Posted by: Anonymous

Re: Hotel oder Zelt ? - 08/15/06 06:11 AM

In Antwort auf: HvS

Hallo,
Zitat:
Ist dein Wildzelten radfahrtechnisch von irgendeiner Bedeutung( außer natürlich erhebliches Mehrgepäck)?


Es ist zumindest reisetechnisch von erheblicher Bedeutung und da wir hier im Radreise- und Fernradlerforum sind, ist der Reiseaspekt genauso wichtig wie der Radfahraspekt. Man muss sich ja nur die Beiträge durchlesen um diese Bedeutung zu erkennen.

Was da nun besser oder schlechter ist, ist einfach Geschmacksfrage.
Wenn man Hotellfahrer ist und das Gefühl hat was zu verpassen kann man ja mal zelten und umgekehrt. Dann merkt man schnell was einem besser liegt.
Für junge Leute ist es zunächst auch mal eine Geldfrage. So kommen sie zum Zelten und bleiben meist dabei.

Für mich gehören tolle Wildzeltplätze mit zu den besten Erinnerungen der Reise. Die Abend- und Morgenstimmungen sind draußen in der Natur häufig die beste Zeit des Tages (insbesondere in niederen Breiten). Gerade da will ich unbedingt draußen sein und sie genießen. Zeltplatz
Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, das man ein Land erst richtig kennt, wenn man auch die Nächte draußen kennt.


Daß es reisetechnisch von erheblicher Bedeutung ist und ein schöner Zeltplatz eine feine Sache, weiß ich und die schönsten liegen natürlich nicht auf Campingplätzen, sondern abseits.
Nur Radfahren tu ich lieber ohne das Geraffel . Bisher habe ich auch noch niemanden getroffen, der mit dem Haufen Gepäck lieber den Berg hochgefahren ist ( wenn nicht sogar schieben angesagt war) als ohne Gepäck oder mit Minimalgepäck. Man / frau nimmts eben in Kauf, weil reisetechnisch so gewünscht.
Mit der Natur ist das so eine Sache. Ursprünglich ist da, wo man mit Rad hinkommt die Natur bestimmt nicht. Es muß ja mindestens eine Fahrbahn da sein.
Die Nächte draußen kennen?
Was meinst du?
z.B. Das Rauschen des Meeres als Schlaflied, das unheimliche Knistern und Scharren der Gletscher, das Herumschleichen von allerlei Getier um die Hütte?
Kenn ich schon und ist meistens schön.
Aber das gleiche erzählen Dir auch Wohnmobilisten!
Und was hat das alles mit Radfahren zu tun?
Ein Fahrrad ist nicht natürlich. Ein Fahrrad ist einfach eine Maschine, um von A nach B schneller als zu Fuß zu gelangen, sofern die notwendige Infrastruktur vorhanden ist. Nette Nebenerscheinungen sind dabei, daß die Umwelt im Vergleich zu Reisen im Auto und Flugzeug deutlich weniger vergiftet wird, daß die körperliche Betätigung gesund erhält und meistens Spaß macht.
Die Ideologisierung und Mystifizierung des Radreisens als "Leben in der Natur" besonders in seiner mühseligsten Form, nämlich als Schwerlasttransporter ist schon eine Kuriosität.
Offensichtlich sind wir schon so verbildet, daß bereits das Zelten auf einer Wiese am Waldrand 100m von der Straße entfernt mit einigermaßen Aussicht als Inbegriff des Naturerlebnisses gefeiert wird.
Die schönsten Plätze sind schnell verschissen und die Übernachtung im nächsten Gasthaus ist oftmals die sauberere und umweltschonendere Übernachtungsmöglichkeit.


Gruß

Theodor