Posted by: 7schläferfahrrad
Re: Verpackungsmüll - 10/02/05 03:33 PM
Bei meiner ersten Zypernreise war ich (ohne Fahrrad) per Anhalter aus dem Troodos-Gebirge nach Limassol unterwegs. Einer der netten Einheimischen nimmt mich mit in seinem blitzsauberen Pajero, Klimaanlage, Ledersitze, das volle Programm von Wunderbaum und Cockpitspray, die Karre quietschte geradezu vor putzfimmeliger Sauberkeit. Unser Gesprächsthema waren die Schönheiten der Landschaft...
Als die beiden Kinder auf dem Rücksitz ihre Getränkedosen geleert hatten, wurden diese vom Vater energisch eingesammelt, das elektrische Fenster geöffnet, die Aludosen mit lässigem Schwung in den Bergwald befördert, wo sie wahrscheinlich heute noch liegen. Wort- und gestenreich beschwor mein Gastgeber die tolle Aussicht vom Olymp...
So im Laufe der Jahre war ich bei spontanen Einladungen in Wohnhäuser immer wieder
geradezu eingeschüchtert von fleckenloser Sauberkeit und porentiefer Reinheit, die zerfetzten Mülltüten stapelten sich gleich hinter der Grundstücksgrenze...
So ungefähr vor 40 Jahren hab ich auf dem Rücksitz der elterlichen Familienkutsche gesessen, auf dem Weg zum Picknickplatz oberhalb der heimischen Trinkwassertalsperre. Dort holten die Väter das Wasse zum Autowaschen, während diese sich mit der Polierwatte über den Lack hermachten, oblag den Müttern das Decken der Tische, Kartoffelsalat mit Würstchen und Plastikdecke im Fichtenwald...
Ja, aber heute gibt´s sowas doch nicht mehr!
Wie lang ist es denn schon her, dass ich zum letzten Mal im deutschen Plantagenwald dem obligatorischen Kühlschrank neben Bauschutt und Federkernmatratzen begegnet bin, was hat sich denn geändert seitdem? Jetzt gibt es Sperrmüllsammelstellen, Mülltrennung und Pfandsysteme sogar für Autobatterien.
Was sich grundsätzlich nicht geändert hat, ist die Einstellung dazu. Wir werden in Schach gehalten von 6stelligen Strafandrohungen, von der Peinlichkeit des Erwischtwerdens und wenn ich am Dienstag wieder den Pfandautomaten des Supermarktes mit meinen nachlässig gespülten Joghurtgläsern füttere, dann ist das nichts anderes als so eine Art überglorifiziertes Rabattsystem.
Auch der "natuverbundene" Bauer lässt seine leeren Nitrophoska-Säcke nicht mehr neben dem Maisfeld liegen seitdem die überkandidelten Städter im Hofladen deswegen den Aufstand machen.
Im Urlaub gibt es einen festgelegten Prozentsatz für entgangene Erholungsqualität durch vermüllte Hotelstrände, aber wir bestehen "aus hygienischen Gründen" weiterhin auf einzeln eingepackte Zahnstocher...
So, das sollte jetzt eigentlich keine Umweltschutzkritik werden, mir geht es nur darum, dass (leider!) all diese "Vermeidungshaltungen" nicht durch ein echtes Bedürfnis getragen werden, sondern nur mühsam durch Verordnungen und Verbote durchzusetzen sind und direkt unter der Konsens-Ebene gelten die Gesetze von " Was-geht-mich-das-an? " und -ob berechtigt oder nicht- von " Ich-wars-nicht! ".
So schöpft der eine seine Genugtuung aus dem Wohnen in einem "sauberen" Stadtviertel, dem anderen genügt schon eine zitrusduftende Küche.
Axel
Als die beiden Kinder auf dem Rücksitz ihre Getränkedosen geleert hatten, wurden diese vom Vater energisch eingesammelt, das elektrische Fenster geöffnet, die Aludosen mit lässigem Schwung in den Bergwald befördert, wo sie wahrscheinlich heute noch liegen. Wort- und gestenreich beschwor mein Gastgeber die tolle Aussicht vom Olymp...
So im Laufe der Jahre war ich bei spontanen Einladungen in Wohnhäuser immer wieder
geradezu eingeschüchtert von fleckenloser Sauberkeit und porentiefer Reinheit, die zerfetzten Mülltüten stapelten sich gleich hinter der Grundstücksgrenze...
So ungefähr vor 40 Jahren hab ich auf dem Rücksitz der elterlichen Familienkutsche gesessen, auf dem Weg zum Picknickplatz oberhalb der heimischen Trinkwassertalsperre. Dort holten die Väter das Wasse zum Autowaschen, während diese sich mit der Polierwatte über den Lack hermachten, oblag den Müttern das Decken der Tische, Kartoffelsalat mit Würstchen und Plastikdecke im Fichtenwald...
Ja, aber heute gibt´s sowas doch nicht mehr!
Wie lang ist es denn schon her, dass ich zum letzten Mal im deutschen Plantagenwald dem obligatorischen Kühlschrank neben Bauschutt und Federkernmatratzen begegnet bin, was hat sich denn geändert seitdem? Jetzt gibt es Sperrmüllsammelstellen, Mülltrennung und Pfandsysteme sogar für Autobatterien.
Was sich grundsätzlich nicht geändert hat, ist die Einstellung dazu. Wir werden in Schach gehalten von 6stelligen Strafandrohungen, von der Peinlichkeit des Erwischtwerdens und wenn ich am Dienstag wieder den Pfandautomaten des Supermarktes mit meinen nachlässig gespülten Joghurtgläsern füttere, dann ist das nichts anderes als so eine Art überglorifiziertes Rabattsystem.
Auch der "natuverbundene" Bauer lässt seine leeren Nitrophoska-Säcke nicht mehr neben dem Maisfeld liegen seitdem die überkandidelten Städter im Hofladen deswegen den Aufstand machen.
Im Urlaub gibt es einen festgelegten Prozentsatz für entgangene Erholungsqualität durch vermüllte Hotelstrände, aber wir bestehen "aus hygienischen Gründen" weiterhin auf einzeln eingepackte Zahnstocher...
So, das sollte jetzt eigentlich keine Umweltschutzkritik werden, mir geht es nur darum, dass (leider!) all diese "Vermeidungshaltungen" nicht durch ein echtes Bedürfnis getragen werden, sondern nur mühsam durch Verordnungen und Verbote durchzusetzen sind und direkt unter der Konsens-Ebene gelten die Gesetze von " Was-geht-mich-das-an? " und -ob berechtigt oder nicht- von " Ich-wars-nicht! ".
So schöpft der eine seine Genugtuung aus dem Wohnen in einem "sauberen" Stadtviertel, dem anderen genügt schon eine zitrusduftende Küche.
Axel