Posted by: Friedrich
Re: Tell us your (funny!!!) story (Gegenangriff)! - 09/18/02 03:40 PM
Unterwegs in Nordrumänien (Maramuresch), 32°, kein Wölkchen am Himmel und die Steigung nimmt kein Ende. Wir überholen einen Opa der sich mit einem mittelschweren Sack den Berg hoch plagt. „Onkelchen, wie weit geht es hier noch bergauf ?“ Prompt kommt die weise Antwort :“ Kinder, bis zum Gipfel geht’s bergauf und dann bergab, ich schwör’s“
Einen Tag später, eine ähnliche Situation. Ein Opa in Tracht und mit den für diese Region typischen Opanken (Bundschuhe aus Autoreifen) an den Füssen trottet mit einer Sense auf dem Rücken und mit einem Wasserkrug in der Hand die Strasse entlang. „Onkelchen, wie weit ist es denn bis zur nächsten Ortschaft ?“ Bewundernd starrt er unsere schwer bepackten Fahrräder an und antwortet : „Zu Fuss , so um die 10 Kilometer. Mit den Fahrrädern werden‘s wohl so um die 3 Kilometer sein“
Und wieder in der Maramuresch. Wir rollen gemütlich durch ein verschlafenes Dorf, es geht bergab. Um die Beine etwas zu entspannen treten wir ausnahmsweise „rückwärts“. Vor einem Haus sitzen drei in Ehren ergraute Männer, rauchend und schwatzend. Wir grüssen höflich, sie danken höflich. 100 Meter weiter halten wir vor einer alten Holzkirche und machen es uns im Schatten bequem. Zögernd kommen die Herren näher und bestaunen unsere Fahrräder. „Muss wohl das neueste Teufelszeug sein das ihr da fahrt Jungs“. „Wieso ?“ „Wieso ? Na so halt, Fahrräder die vorwärts fahren wenn man rückwärts tritt haben wir bei uns im Dorf noch nie gesehen. Wir fahren auch regelmässig in die Nachbarstadt zum Markt und da gibt’s so etwas auch nicht“
1980, zwei Radler auf der Flucht aus einem Arbeiter- und Bauernparadies in den goldenen Westen. Wenn sie alle Richtung Westen schauen macht man sich nicht verdächtig wenn man die Ostroute nimmt (irgend wann landet man auch so im Westen). In Sofia fällt die Entscheidung, wir fahren in die Türkei. Wie kommt man am schnellsten mit dem Fahrrad von Sofia an die türkische Grenze ? Selbstverständlich über die Autobahn; vor allem dann wenn man keine Ahnung hat was eine Autobahn ist. Gemütliche Fahrt, bergauf an einen schwerbeladenen türkischen LKW dranhängen, bergab rollt es sich fast von alleine. Noch 20 Km Autobahn dann nimmt die Herrlichkeit ein Ende. Von wegen, das Ende kommt viel früher in Gestalt einer Autobahnstreife. Sprachliche Probleme; der Gesetzeshüter spricht Bulgarisch, ich antworte Russisch (weil ich davon ausgehe dass er das versteht) , mein Freund kommentiert in einem deutschen Dialekt; Englisch und Deutsch bringt uns auch nicht weiter. Ein paar Brocken Ungarisch ? Vergiss es. Der russisch-bulgarische Dialog bringt uns der Sache die erklärt werden soll näher aber beide Parteien schalten auf stur. Und dann tritt dass ein was ich nie vorher oder nachher erlebt habe : ein fassungsloser Polizist, kurz vor einem Wein- und Schreikrampf , knallt die Dienstmütze auf den Asphalt, stampft wild mit seinen bestiefelten Haxen, fuchtelt mit den Armen …, eine zirkusreife Nummer. Wir beenden das Drama indem wir auf einen Feldweg ausweichen um im nächsten Ort die Reise auf einer normalen Landstrasse fort zu setzten .
Auf dem Weg in den goldenen Westen via Ostroute landet der Reisradler in Istanbul. Was macht der Reisradler in Istanbul wenn er Hagia Sofia, grossen Bazar, Hafen etc. gesehen hat ? Er steht vor der Bosporus-Brücke. Und weil das Radfahren auf der Autobahn in Bulgarien grad so lustig war denkt er sich ( trotz Verbotsschildern ) diese einmalige Gelegenheit muss genutzt werden, also packen wir’s. Die Mitte der Brücke ist nicht mehr weit als die Fahrt ein jähes Ende nimmt. Ein offener Militärjeep mit drei Mann Besatzung hält mit quietschenden Reifen neben uns. Die drei Gestalten hüpfen runter, es wird gebrüllt, gestikuliert, gedroht und mit den MP’s gefuchtelt. Mit ein paar Handgriffen werden Fahrräder und Fahrer auf den Jeep verfrachtet und mit Karacho und Sirenengeheul geht’s los Richtung Asien. Dort angekommen wird das ganze Gepäck mit geübten Handgriffen zerpflückt und die verdächtigen Personen einer eingehenden Körperdurchsuchung unterzogen (könnten vielleicht getarnte PKK-Aktivisten sein, mit Sprengsätzen, Propagandamaterial und dergleichen). Als sich dann herausstellt dass man es mit harmlosen Radfahrern zu tun hat deren Reisedokumente mit Staunen und Kopfschütteln begutachtet werden kann man sich über die Höhe der zu entrichtenden Mautgebühren schwer einigen (in den Vorschriften steht nichts von Fahrrädern). Der Fall ist erledigt nachdem die Flasche mitgeschleppten rumänischen Pflaumenschnapses von Hand zu Hand und Mund zu Mund gegangen ist. Als Krönung dieses Kuhhandels ist der vergebliche Versuch der Militär’s zu werten die schwer bepackten und mit Pedalhacken ausgerüsteten Fahrräder eigenhändig einige Meter zu fahren. Für die Zaungäste war’s die reinste Gaudi, uns hat es Kopf- und Magenschmerzen bereitet.
Und weil Fahrradfahren so schön ist und in Ankara ein Militärputsch geplant wird den man gerne live erleben möchte wird beschlossen dahin zu fahren. Wo kann man schon als unfreiwilliger Statist mitmachen wenn Panzer durch die Strassen einer Hauptstadt rasseln und ohne Warnung geballert wird. Das dort Erlebte ist dann funny und lebensgefährlich zugleich, „wia im richtign Leben“. Und weil im richtigen Leben „funny“ und „lebensgefährlich“ oft so nah beieinander liegen kann ich mich nicht entscheiden unter welchem Thema ich diese Story hier zum Besten geben soll. Oder sagen wir mal so, wenn der Krimi am spannendsten ist kommt die Werbung.
Einen Tag später, eine ähnliche Situation. Ein Opa in Tracht und mit den für diese Region typischen Opanken (Bundschuhe aus Autoreifen) an den Füssen trottet mit einer Sense auf dem Rücken und mit einem Wasserkrug in der Hand die Strasse entlang. „Onkelchen, wie weit ist es denn bis zur nächsten Ortschaft ?“ Bewundernd starrt er unsere schwer bepackten Fahrräder an und antwortet : „Zu Fuss , so um die 10 Kilometer. Mit den Fahrrädern werden‘s wohl so um die 3 Kilometer sein“
Und wieder in der Maramuresch. Wir rollen gemütlich durch ein verschlafenes Dorf, es geht bergab. Um die Beine etwas zu entspannen treten wir ausnahmsweise „rückwärts“. Vor einem Haus sitzen drei in Ehren ergraute Männer, rauchend und schwatzend. Wir grüssen höflich, sie danken höflich. 100 Meter weiter halten wir vor einer alten Holzkirche und machen es uns im Schatten bequem. Zögernd kommen die Herren näher und bestaunen unsere Fahrräder. „Muss wohl das neueste Teufelszeug sein das ihr da fahrt Jungs“. „Wieso ?“ „Wieso ? Na so halt, Fahrräder die vorwärts fahren wenn man rückwärts tritt haben wir bei uns im Dorf noch nie gesehen. Wir fahren auch regelmässig in die Nachbarstadt zum Markt und da gibt’s so etwas auch nicht“
1980, zwei Radler auf der Flucht aus einem Arbeiter- und Bauernparadies in den goldenen Westen. Wenn sie alle Richtung Westen schauen macht man sich nicht verdächtig wenn man die Ostroute nimmt (irgend wann landet man auch so im Westen). In Sofia fällt die Entscheidung, wir fahren in die Türkei. Wie kommt man am schnellsten mit dem Fahrrad von Sofia an die türkische Grenze ? Selbstverständlich über die Autobahn; vor allem dann wenn man keine Ahnung hat was eine Autobahn ist. Gemütliche Fahrt, bergauf an einen schwerbeladenen türkischen LKW dranhängen, bergab rollt es sich fast von alleine. Noch 20 Km Autobahn dann nimmt die Herrlichkeit ein Ende. Von wegen, das Ende kommt viel früher in Gestalt einer Autobahnstreife. Sprachliche Probleme; der Gesetzeshüter spricht Bulgarisch, ich antworte Russisch (weil ich davon ausgehe dass er das versteht) , mein Freund kommentiert in einem deutschen Dialekt; Englisch und Deutsch bringt uns auch nicht weiter. Ein paar Brocken Ungarisch ? Vergiss es. Der russisch-bulgarische Dialog bringt uns der Sache die erklärt werden soll näher aber beide Parteien schalten auf stur. Und dann tritt dass ein was ich nie vorher oder nachher erlebt habe : ein fassungsloser Polizist, kurz vor einem Wein- und Schreikrampf , knallt die Dienstmütze auf den Asphalt, stampft wild mit seinen bestiefelten Haxen, fuchtelt mit den Armen …, eine zirkusreife Nummer. Wir beenden das Drama indem wir auf einen Feldweg ausweichen um im nächsten Ort die Reise auf einer normalen Landstrasse fort zu setzten .
Auf dem Weg in den goldenen Westen via Ostroute landet der Reisradler in Istanbul. Was macht der Reisradler in Istanbul wenn er Hagia Sofia, grossen Bazar, Hafen etc. gesehen hat ? Er steht vor der Bosporus-Brücke. Und weil das Radfahren auf der Autobahn in Bulgarien grad so lustig war denkt er sich ( trotz Verbotsschildern ) diese einmalige Gelegenheit muss genutzt werden, also packen wir’s. Die Mitte der Brücke ist nicht mehr weit als die Fahrt ein jähes Ende nimmt. Ein offener Militärjeep mit drei Mann Besatzung hält mit quietschenden Reifen neben uns. Die drei Gestalten hüpfen runter, es wird gebrüllt, gestikuliert, gedroht und mit den MP’s gefuchtelt. Mit ein paar Handgriffen werden Fahrräder und Fahrer auf den Jeep verfrachtet und mit Karacho und Sirenengeheul geht’s los Richtung Asien. Dort angekommen wird das ganze Gepäck mit geübten Handgriffen zerpflückt und die verdächtigen Personen einer eingehenden Körperdurchsuchung unterzogen (könnten vielleicht getarnte PKK-Aktivisten sein, mit Sprengsätzen, Propagandamaterial und dergleichen). Als sich dann herausstellt dass man es mit harmlosen Radfahrern zu tun hat deren Reisedokumente mit Staunen und Kopfschütteln begutachtet werden kann man sich über die Höhe der zu entrichtenden Mautgebühren schwer einigen (in den Vorschriften steht nichts von Fahrrädern). Der Fall ist erledigt nachdem die Flasche mitgeschleppten rumänischen Pflaumenschnapses von Hand zu Hand und Mund zu Mund gegangen ist. Als Krönung dieses Kuhhandels ist der vergebliche Versuch der Militär’s zu werten die schwer bepackten und mit Pedalhacken ausgerüsteten Fahrräder eigenhändig einige Meter zu fahren. Für die Zaungäste war’s die reinste Gaudi, uns hat es Kopf- und Magenschmerzen bereitet.
Und weil Fahrradfahren so schön ist und in Ankara ein Militärputsch geplant wird den man gerne live erleben möchte wird beschlossen dahin zu fahren. Wo kann man schon als unfreiwilliger Statist mitmachen wenn Panzer durch die Strassen einer Hauptstadt rasseln und ohne Warnung geballert wird. Das dort Erlebte ist dann funny und lebensgefährlich zugleich, „wia im richtign Leben“. Und weil im richtigen Leben „funny“ und „lebensgefährlich“ oft so nah beieinander liegen kann ich mich nicht entscheiden unter welchem Thema ich diese Story hier zum Besten geben soll. Oder sagen wir mal so, wenn der Krimi am spannendsten ist kommt die Werbung.