Posted by: cyclemax
Re: Deutsche Bahn - es ist zum heulen - 05/22/24 08:46 PM
Sehr vielschichtige Diskussion hier.
Eigentlich liebe ich es, mit Rad in der Bahn zu fahren.
Allerdings hatte ich in den letzten Jahren öfter das Gefühl, dass irgendwo eine versteckte Kamera existiert. So gut wie immer ging irgendwas ganz gehörig schief. Okay, man weiß, was schiefgehen kann, und man bereitet sich darauf vor.
Der absolute Gipfel: im Juli 2023 beendete ich einen Teil meiner horizontalen Deutschland-Durchquerung in Magdeburg und setzte mich mit meinem Rad an diesem heißen Tag mittags mit Ziel Aachen in einen komfortablen Nahverkehrszug nach Braunschweig. Dort begann das Grauen. Der Anschlusszug fiel schon mal aus. Der Ersatzzug durfte wegen ausgefallener Klimaanlage nicht betreten werden. Der zweite Ersatzzug fiel wieder aus. Der dritte Ersatzzug, natürlich proppenvoll, blieb ca. 10 km vor Minden auf freier Strecke stehen, eine geschlagene Stunde lang. Neben mir wurden ausgiebig die Windeln von zwei Babies gewechselt, das roch ziemlich lecker. Meine Bitte an den Schaffner, mir die Tür zu öffnen, damit ich die 10 km mit dem Rad absolvieren könnte, wurde natürlich abschlägig beschieden. Die ersten Leute drehten durch, eine sehr bedrohliche Situation. In Minden angekommen wurde es noch schlimmer. An sämtlichen Bahnsteigen fielen angekündigte Züge aus. Schaffner auf dem Bahnsteig zuckten nur mit den Schultern und meinten, sie wüssten auch nicht, was los sei. Dann stand nach 2 Stunden der "richtige" Zug im Gleis, allerdings in falscher Richtung. Der Bahnhof war natürlich inzwischen völlig überfüllt. Meine Frage an den Lokführer, was das zu bedeuten habe, beantwortete er mit der Feststellung, er wisse auch nicht, wo er gleich hinfahren soll. Durchsage auf dem Bahnsteig? Gar nichts. Irgendwann stand ein unangekündigter Zug auf einem ganz anderen Gleis, und dieser Lokführer bestätigte mir, dass er Richtung Ruhrgebiet fahren wolle - wenn man ihn denn lasse. Erstaunlicherweise klappte das dann auch. Uhrzeit und Anschlusszüge waren mir inzwischen piepegal. In Düsseldorf dann noch den letzten Zug bis Aachen abgewartet. Der fuhr dann - eine halbe Stunde zu spät - auf einem ganz anderen Gleis (natürlich unangekündigt) ein. Nur durch einen Spurt samt Rad durch die Bahnhofskatakomben konnte ich diesen Zug noch erreichen. Nach kurzem Aufatmen stellte sich dann heraus, dass einiges an Partyvolk im Zug war, das sich einen Spaß daraus machte, die Aufenthalte auf den Bahnhöfen deutlich zu verlängern, indem sie lachend die Türen blockierten. Ein schreiender Lokführer und ein nicht erscheinender Zugbegleiter waren mir am Ende dann auch egal. Am Ziel angekommen, hatte ich eine satte Verspätung von 6 Stunden, und ich fühlte mich wie nach einem Tag in einem Bootcamp. Die Bahn-App, von mir an diesem Tag ausgiebig genutzt, hatte nichts erhellendes beigetragen, im Gegenteil, sie hatte für noch mehr Verwirrung gesorgt. Das wurde mir von Mitreisenden bestätigt.
Mein Fazit: ich mag die Bahn noch immer. Aber wenn ich irgendeine Bahnfahrt mit Umsteigen plane, nehme ich mir für diesen Tag einfach rein gar nichts anderes mehr vor, und schreibe denjenigen, die mich erwarten, dass es auch Nacht werden kann. Und sobald ich einen Zug betrete, egal ob mit Bike oder ohne, stelle ich mich auf ein spannendes Abenteuer ein.
Epilog: meine Nachforschungen, ob dieser Tag bei der Bahn in NRW als besonders chaotisch eingestuft wurde, ergab: ein ganz normaler Tag mit ganz normalen Unregelmäßigkeiten.
Eigentlich liebe ich es, mit Rad in der Bahn zu fahren.
Allerdings hatte ich in den letzten Jahren öfter das Gefühl, dass irgendwo eine versteckte Kamera existiert. So gut wie immer ging irgendwas ganz gehörig schief. Okay, man weiß, was schiefgehen kann, und man bereitet sich darauf vor.
Der absolute Gipfel: im Juli 2023 beendete ich einen Teil meiner horizontalen Deutschland-Durchquerung in Magdeburg und setzte mich mit meinem Rad an diesem heißen Tag mittags mit Ziel Aachen in einen komfortablen Nahverkehrszug nach Braunschweig. Dort begann das Grauen. Der Anschlusszug fiel schon mal aus. Der Ersatzzug durfte wegen ausgefallener Klimaanlage nicht betreten werden. Der zweite Ersatzzug fiel wieder aus. Der dritte Ersatzzug, natürlich proppenvoll, blieb ca. 10 km vor Minden auf freier Strecke stehen, eine geschlagene Stunde lang. Neben mir wurden ausgiebig die Windeln von zwei Babies gewechselt, das roch ziemlich lecker. Meine Bitte an den Schaffner, mir die Tür zu öffnen, damit ich die 10 km mit dem Rad absolvieren könnte, wurde natürlich abschlägig beschieden. Die ersten Leute drehten durch, eine sehr bedrohliche Situation. In Minden angekommen wurde es noch schlimmer. An sämtlichen Bahnsteigen fielen angekündigte Züge aus. Schaffner auf dem Bahnsteig zuckten nur mit den Schultern und meinten, sie wüssten auch nicht, was los sei. Dann stand nach 2 Stunden der "richtige" Zug im Gleis, allerdings in falscher Richtung. Der Bahnhof war natürlich inzwischen völlig überfüllt. Meine Frage an den Lokführer, was das zu bedeuten habe, beantwortete er mit der Feststellung, er wisse auch nicht, wo er gleich hinfahren soll. Durchsage auf dem Bahnsteig? Gar nichts. Irgendwann stand ein unangekündigter Zug auf einem ganz anderen Gleis, und dieser Lokführer bestätigte mir, dass er Richtung Ruhrgebiet fahren wolle - wenn man ihn denn lasse. Erstaunlicherweise klappte das dann auch. Uhrzeit und Anschlusszüge waren mir inzwischen piepegal. In Düsseldorf dann noch den letzten Zug bis Aachen abgewartet. Der fuhr dann - eine halbe Stunde zu spät - auf einem ganz anderen Gleis (natürlich unangekündigt) ein. Nur durch einen Spurt samt Rad durch die Bahnhofskatakomben konnte ich diesen Zug noch erreichen. Nach kurzem Aufatmen stellte sich dann heraus, dass einiges an Partyvolk im Zug war, das sich einen Spaß daraus machte, die Aufenthalte auf den Bahnhöfen deutlich zu verlängern, indem sie lachend die Türen blockierten. Ein schreiender Lokführer und ein nicht erscheinender Zugbegleiter waren mir am Ende dann auch egal. Am Ziel angekommen, hatte ich eine satte Verspätung von 6 Stunden, und ich fühlte mich wie nach einem Tag in einem Bootcamp. Die Bahn-App, von mir an diesem Tag ausgiebig genutzt, hatte nichts erhellendes beigetragen, im Gegenteil, sie hatte für noch mehr Verwirrung gesorgt. Das wurde mir von Mitreisenden bestätigt.
Mein Fazit: ich mag die Bahn noch immer. Aber wenn ich irgendeine Bahnfahrt mit Umsteigen plane, nehme ich mir für diesen Tag einfach rein gar nichts anderes mehr vor, und schreibe denjenigen, die mich erwarten, dass es auch Nacht werden kann. Und sobald ich einen Zug betrete, egal ob mit Bike oder ohne, stelle ich mich auf ein spannendes Abenteuer ein.
Epilog: meine Nachforschungen, ob dieser Tag bei der Bahn in NRW als besonders chaotisch eingestuft wurde, ergab: ein ganz normaler Tag mit ganz normalen Unregelmäßigkeiten.