Re: Radmitnahme beim 49-Euro Ticket

Posted by: Falk

Re: Radmitnahme beim 49-Euro Ticket - 09/02/23 10:13 PM

Daran sieht man, dass Du mit den Gepflogenheiten im Regionalverkehr eben doch nicht vertraut bist.
Ginge es um Betriebsübergänge, hättest Du recht. Eben das passiert in solchen Fällen nicht. Bei einer Neuausschreibung im Regionalverkehr geht nur dem unterlegenen Unternehmen ein Auftrag und ein Kunde, meist der Hauptkunde und gelegentlich der einzige und damit die Geschäftsgrundlage verloren. Die Mitarbeiter weiterzubeschäftigen, ist dann mangels Geschäftsgrundlage praktisch unmöglich. Eben das war mit der Liberalisierung des Regionalverkehrs beabsichtigt. Die Geschassten landeten seit Einführung regelmäßig auf kurzem Weg bei ALG II oder in prekären Beschäftigungen. Eine Verpflichtung des neuen Betreibers, das Personal zu übernehmen, war ausdrücklich nicht gewollt. In anderen EU-Ländern lief das ebenso und Schweden war, beginnend 2001, das erste abschreckende Beispiel. Dort übertrieb es die Unternehmerseite dermaßen, dass sich praktisch niemand mehr auf Arbeit im Regionalverkehr einlassen wollte. Die Übernahmeangebote bedeuteten, wenn es sie gab, jedesmal drastische Einkommensverluste. Die Deutsche Bahn mischte da übrigens kräftig mit und an den letztlich sinnlosen Zirkus, den Kollegen (ungegegendert) im Hochsommer kurze Hosen zu verbieten, worauf sie dann auf Röcke auswichen, dürften sich noch der eine oder andere erinnern. Kennt noch jemand »Sydvästen«? Dieses Unternehmen erhielt 2001 den Zuschlag für die attraktive Verbindung Malmö–Göteborg, stellte noble Fahrkartenautomaten auf und war pleite, bevor auch nur ein Zug einen Meter fahren konnte.

In Deutschland lief es nach einer bemerkenswert kurzen Lernphase auf gleiche Weise. Kaum ein Kollege wollte zu einem der neuen Betreiber wechseln, weil die Gehälter deutlich unter den schon nicht kaiserlichen der DB (vor allem im Tarifbereich Ost) lagen und Zusatzleistungen wie die Fahrvergünstigungen, die es bei der Eisenbahn seit Anfang an gibt, verschwanden.

Dass das inzwischen nicht mehr funktioniert, ist nicht das Verdienst der seinerzeit regierenden Konservativen und Stockkonservativen. Ihnen fiel auf die Füße, dass diejenigen, die für sich keine Perspektive sahen, keine Kinder in die Welt gesetzt haben. Eigentlich ist Häme keine sachliche Reaktion, doch das geschah ihnen recht.