Re: GPS und Radfahren

Posted by: wal

Re: GPS und Radfahren - 07/25/02 06:33 AM

Hallo,
kann einerseits den Spaß an der Technik durchaus verstehen, aber ich denke es geht auch sehr viel verloren, wenn man sich bei der Navigation nur noch mit dem GPS beschäftigt. Das Gefühl für die Landschaft, die Topographie, die Fähigkeit diese auch einzuschätzen wird einem duch das Wissen über den genauen Standort nicht ersetzt. Das ist m.E. sehr wichtig.

Habe bisher eine Radtour gemacht, wo wir ein GPS dabei hatten. Wir waren zwei Monate mit einer 1:3Mio Karte in der Mongolei unterwegs auf der man dann täglich höchstens 2cm bis 3 cm vorankam. In der Mongolei ist die Navigation z.T. schwierig, denn Pisten gehen in alle Richtungen (oft treffen sich gabelnde Pisten hinter dem Berg wieder, aber das weiß man vorher halt nicht), und Schilder gibt es so gut wie gar nicht. Wir nahmen dann hin und wieder Wegpunkte um so unsere Fahrtrichtung zu überprüfen, wenn man z.B. weiß, daß man nach Südosten will, und den 104 Längengrad nicht überschreiten, etc. Einprogrammierte Wegpunkte haben wir nicht angefahren, weil wir eben keine zu Verfügung hatten vor der Reise. An Funktionen haben wir somit Koordinaten gespeichert und die Distanz und Richtung zwischen den gespeicherten Punkten errechnen lassen. Man muß noch dazu sagen, daß die Reise eben 1996 war, und sich seither in der Präzision und Funktionenvielfalt der GPS Geräte sich einiges getan hat. An unserem Gerät (Panasonic irgendwie) war die Höhenangabe oft nicht zu gebrauchen, so haben wir uns lieber auf Barometrische Werte verlassen (kann aber auch dran liegen, daß oft nicht ausreichend viele Satelliten zu empfangen waren für gute Höhenberechnung). Nochmal würde ich nicht mit GPS in die Mongolei fahren, denn am Ende der Reise haben wir auf dem Schwarzmarkt in UB ganz tolle 1:1Mio Topokarten entdeckt mit denen eine Radtour ohne weiteres zu planen und navigieren wäre.

Des weiteren habe ich ein GPS des öfteren in Wäldern Sibiriens benutzt, um bestimmte Punkte wiederzufinden. Dabei zeigte sich, daß in einem Wald, wo es keine Wege gibt und auch keine Karten, das GPS einerseits hilfreich sein kann, um bestimmte Pukte widerzufinden, aber andererseits der Sattelittenempfang im Wald auch super schlecht ist, so daß es oft zu Abweichungen und Ungenauigkeiten kam. Möglicherweise hat sich das aber auch mit den neueren Modellen geändert.

GPS kann also in besonderen Situationen, durchaus sinnvoll sein, aber gerade in den etwas abgelegeneren Gegenden, wo es sowieso keine brauchbaren Vektorkarten gibt, ist dann auch die Positionsinformation nur in Zusammenhang mit einer Karte oder entsprechender Erfahrung zu gebrauchen. Ich muß mir eine gefahrene Tour nicht aufzeichnen, denn viel wichtiger als die genauen Wegpunkte sind doch die Landschaftspunkte an denen ich mich orientiere, und die Topographie. Wichtige Anwendungen sehe ich eben vor allem da, wo keine "Landschaft" und Topographie ist, also vor allem beim Segeln, Fliegen, oder eben auch in "leeren" Gegenden z.B. das oben erwähnte Wattenmeer, große Gletscher, Wüsten, und auch Wälder.