Re: Deutsche Bahn - es ist zum heulen

Posted by: derSammy

Re: Deutsche Bahn - es ist zum heulen - 02/24/23 06:57 AM

Diese Argumwntation enthält in meinen Augen zwei Schwächen.

Zum einen die Sache mit "Angebot, Nachfrage und Preis". Das passt halt nur, wenn alle Marktteilnehmer das Angebot kennen und der Preis die real anfallenden Kosten widerspiegelt. Im konkreten Fall gibt es erstens das Problem, dass potentielle Radreisende erst mal vom Angebot wissen müssen. Und zum zweiten die Buchung entsprechend leicht/flexibel sein muss. Der Aufwand überhaupt erst an eine Radreservierung ran zu kommen steht nicht auf dem Ticketpreis. Aber wenn ich mal meinen Stundensatz gegenrechne, wenn ich 2h Aufwand hab ans (Rad-)ticket zu kommen, dann sieht die Kalkulation schnell ganz anders aus.

Und das mit der Raumbedarfsrechnung krankt halt auch daran, dass das Rad ein Gepäckstück eines Reisenden ist. Ohne dieses, würde er in 95% der Fälle die Reise auf besagte Art und Weise überhaupt nicht tun, das Rad selbst fährt ja nicht allein. Also wenn, dann musst du Rad+Reisenden als Paket sehen, was entweder mitfährt oder eben nicht.
Kosten fallen der Bahn ja nicht nur für den Platzbedarf an, das hab ich ja versucht auszuführen. Die transportierte "heiße Luft" kostet fast nix. Was im wahrsten Sinne des Wortes ins Gewicht fällt, ist die Masse von Fahrgast und Gepäck, was beschleunigt, gehoben und abgegremst werden muss. Da dürften die Winterjacken im Winterhalbjahr z.B. locker die Masse von einigen Rädern im Sommer kompensieren. Mit ähnlichen Überlegungen kannst du schnell ausrechnen, dass es wesentlich teurer ist übergewichtige Personen zu transportieren, oder dass mit 20kg Flugkoffer ein Aufschlag von 20% zum Ticketpreis fällig sein sollten.

Das ist halt ein wesentlicher Punkt bei der Bahn, dass die reine Zurverfügungstellung von Transportvolumen gar kein so großer Betriebskostenfaktor ist und anders als z.B. im Luftverkehr es gar nicht so sehr auf stete 90-100% Auslastung ankommt. Im Umkehrschluss bietet die Bahn halt als Kundenmehrwert zeitliche Flexibilität. Ich kann in der Regel stündlich oder zweistündlich fahren, nicht einmalig am Tag, zu einer Uhrzeit die ich hinnehmen muss. Das musst du vom Preis her als Mischkalkulation betrachten.

Das Rad verschmutzt auch kein Klo und nutzt keinen Polstersitz ab. Auch im Radabteil muss man saubermachen, ich unterstelle aber mal, dass das etwas leichter ist als im Sitzbereich unter den Sitzen und Tischen. Und der Aufwand für die Ticketbereitstellung, -kontrolle und Servicedinge wie WLAN, Bistro, Fahrplananzeige, Bahnhofsunterhalt, Müllentsorgung, ... fällt für Räder auch kaum zusätzlich an.