Posted by: Martina
Re: Härteste Einheit mit dem Reiserad - 01/24/05 06:45 PM
Zitat:
es kommt sehr auf die psychische Verfassung an...
Stimmt und deshalb erzähle ich jetzt von einer Etappe, die wirklich nur psychisch hart war. Wen die nackten Fakten (ca. 80 km, praktisch keine Höhenmeter und im Grunde ideales Wetter) nicht vom Hocker reißen können, der sollte jetzt nicht weiterlesen:
Also, es war die letzte Etappe unserer Kanadatour von Valleyfield nach Montreal. Wir hatten angenommen, dass es nicht mehr weit ist (ca. 50 km ) und uns deshalb morgens Zeit gelassen. Wie nicht anders zu erwarten, hatten wir Montreal auch nach ca. 40 km am sehr frühen Nachmittag erreicht. Wobei erreicht bedeutet, dass noch der Sankt-Lorenz-Strom zwischen uns und dem Ziel lag. Denn Montreal liegt ja auf einer Insel und um auf eine Insel zu gelangen, muss man eine Brücke überqueren. Die war auch bald gefunden, nur waren wir kaum ein paar hundert Meter auf sie zu gefahren, als wir ein 'Gesperrt für Radler'-Schild entdeckten. Das haben wir zunächst ignoriert, aber als die Straße immer autobahnähnlicher wurde, hat uns doch der Mut verlassen. Ein Blick auf die Karte ergab, dass es insgesamt drei Brücken gibt: die westliche, die wir gerade probiert hatten, die mittlere, die mit Sicherheit keine Autobahn ist und die östliche, die wieder sehr autobahnähnlich aussah. Also auf zur mittleren Brücke. Bald begannen auf unserer Seite des Flusses die typisch ätzenden Vorstädte und Industriegebiete mit Ampeln und Einkaufsverkehr, auf denen man kaum vorwärts kommt. Außerdem stellten wir fest, dass Montreal groß ist.... Irgendwann war dann doch die mittlere Brücke erreicht, nur leider verkündete ein hadgemaltes und sehr provisorischa aussehendes Schild eine Komplettsperrung.... Das Risiko trauten wir uns bei einer Brücke dann doch nicht einzugehen, also weiter zur nächsten Brücke. Ein Autofahrer, dessen Französisch ich nur halb verstand, erklärte uns den Weg, den wir sogar fanden nur gerieten wir so langsam in dicken Berufsverkehr und es wurde später und später. Zu trinken hatten wir auch ncihts mehr und um etwas zu organisieren waren wir schon viel zu nervös. Endlich war die Auffahrt zur letzten Brücke gefunden, nur leider gabs da wieder ein 'Radfahrer verboten'-Schild. Das haben wir ignoriert und uns an den Stau angestellt. Das ging solange gut, bis uns ein Polizeiauto oin typisch amerikanischer Krimi-Manier mit Blaulicht anhielt und uns aufforderte, sofort von der straße zu verschwinden. Da das auf einer Brücke nicht so einfach ist, zwangen sie uns, Rad und Gepäck über die ca. 1,50 hohe Brüstung (die auf der anderen Seite noch höher war) auf einen nicht mal einen Meter breiten Gehweg zu heben und dort weiterzufahren, Das haben wir uns auch nicht getraut und haben über die nicht gerade kurze Brücke geschoben. Inzwischen wurde es natürlich noch später und wir brauchten ja noch ein Quartier.
Auf der anderen Seite der Brücke lotste uns gottseidank ein einheimischer Radler vollends ins Zentrum, so dass ich es gerade noch 5 Minuten vor Ladenschluss in die Touristen-Info schaffte. Vor mir hatte sich schon eine kleinere Schlange weitere Zimmersucher gebildet und als ich mitbekam, dass sie alle wieder aus der Stadt rausgeschickt wurden (über die Brücke, über die wir uns gerade so mühsam gekämpft hatten), war ich wirklich einem kleinen Nervenzusammenbruch nahe.......
Naja es stellte sich dann raus, dass die Backstreet Boys am nächsten Tag ein Konzert gaben und daher alle billigeren Unterkünfte rappelvoll waren. In diesem Augenblick war mir billig aber sowas von egal und so löste sich die ganze Geschichte in Wohlgefallen auf.
Am nächsten Tag erfuhren wir übrigens , dass die mittlere Brücke sehr wohl mit dem Rad passierbar gewesen wäre und dass das direkt an der Brücke auch so angeschrieben sei. Fazit. wären wir nur ein paar Meter weitergefahren.....
Martina