Re: Rad im ICE

Posted by: Stevens73

Re: Rad im ICE - 09/17/04 07:58 AM

Hier ein Zeitungsbericht zu dem Thema (HAZ, 15.09.04). Wohlgemerkt, es war ein Faltrad!

„Polizisten rissen Mann aus dem ICE“


Fahrgast wollte Faltrad mitnehmen – und musste den Zug verlassen / Richter glaubt Beamten nicht

Mit Gewalt haben vier Beamte des Bundesgrenzschutzes einen 44-jährigen Mann dazu gezwungen, einen ICE zu verlassen – weil er ein Faltrad dabei hatte. Dass dieses Rad kaum größer als eine Aktentasche ist, spielte keine Rolle. Die Mitnahme ist laut Beförderungsrichtlinien der Deutschen Bahn nur dann erlaubt, wenn man eine Schutzfolie über das Rad zieht. Weil sich der 44-Jährige gegen diese Behandlung gewehrt hat, sollte er 1050 Euro Geldstrafe zahlen. Aber auch dagegen hat er sich gewehrt. „Und zwar völlig zu Recht“, stellte Amtsrichter Hans-Jochen Sieken gestern fest. Er stellte das Verfahren ein.
Für diese Entscheidung musste Sieken nicht einmal die Polizeibeamten hören. Ihm reichten die Stellungnahmen des Beschuldigten und einer unabhängigen Zeugin. Die 54-jährige Unternehmensberaterin Gabriele P. hatte aus der Entfernung beobachtet, was sich an diesem Tag im ICE abspielte. Heinz M., der als Landschafts- und Verkehrsplaner auch beim Umbau des hiesigen Hauptbahnhofs mitgearbeitet hatte, stieg im Juli vergangenen Jahres in den Zug Richtung Berlin, setzte sich und verstaute das Rad unter einem Tisch. „Das Rad war nicht mehr zu sehen“, sagte die Zeugin. „Aber das war einem Zugbegleiter egal. Er schrie den Mann an, er solle den Zug verlassen, weil man keine Fahrräder im ICE transportieren dürfe.“
Nach Aussage der Zeugin habe M. in ruhigem Ton geantwortet und erklärt, dass er das Rad schon oft im ICE transportiert habe und daher sitzen bleibe. Ein paar Minuten später standen vier Polizisten im Abteil. „Sie rissen den Mann förmlich aus dem Zug, schmissen das Rad auf den Bahnsteig und schubsten ihn hinterher“, sagte die Zeugin.
Die Bahn entschuldigte sich später schriftlich für den Vorfall, der Zugbegleiter habe „jegliches Fingerspitzengefühl vermissen lassen“. Die Mitarbeiter seien angehalten, „nicht immer streng nach Vorschriften und Regeln zu handeln“. Die Polizei erstattete jedoch Anzeige gegen M. Angeblich sei ein Beamter bei den Abwehrversuchen von M. so schwer verletzt worden, dass er zwei Wochen krankgeschrieben wurde. „Ich glaube den Polizisten ihre Darstellung nicht“, sagte Amtsrichter Sieken. Dafür müsse er sie auch nicht mehr befragen. Die Staatsanwältin stimmte zu – und das Verfahren wurde eingestellt.
M. hat seitdem sein Rad nie wieder im ICE mitgenommen, obwohl er mehrfach in der Woche mit der Bahn unterwegs ist. „Aus Angst“, sagt der Architekt. hau