Re: Fahrrad(welt)reise ohne Geld?!

Posted by: :-)

Re: Fahrrad(welt)reise ohne Geld?! - 08/08/15 06:34 PM

WWWOOF'ing bringt dich nicht weiter. Du verdienst da kein Geld. Du hast nur Unterkunft und Verpflegung. Währenddessen verlierst du Monat für Monat weiterhin laufende Kosten die du nicht abschaffen konntest. Das kann die Auslandskrankenversicherung sein, die Telefonate mit zu Hause, Internetflat von unterwegs, Bier'chen am Abend oder als Raucher die Kippen. Wenn du Möbel zu Hause eingelagert hast die Unterbringungskosten. Irgendwas gibst du weiterhin aus.

WWOOf'ing ist ne sehr günstige Art woanders zu sein, aber du kommst nicht vorwärts und verdienst eben auch nix.

Ich war mal für ein paar Tage auf so einem Hof. Hat Spaß gemacht und könnte man auf Reisen auch als Pause - die so gut wie nichts kostet - nutzen.

Geld verdienen geht jedenfalls anders.

Was dein Vorhaben angeht. Ich hab Leute getroffen die - nach eigener Aussage - fast ohne Geld länger reisen konnten. Ich denke es klappt im reichen (und eigentlich teuren) Westeuropa sogar besser als in vermeintlich günstigen Ländern.

Fast ohne Geld soll z.B. heißen, neun Monate reisen und dafür drei Monate Taxifahren, Tagesausgaben ca. 5,- Euro im Schnitt seit fünf Jahren unterwegs, überwiegend in Spanien, aber auch sonst in Europa. Seinen Reisestiel hat er mir grob beschrieben und man kann ihn nur als Asketen in Reinform bezeichnen. Mit 2000,- Euro kämst du auf diese Weise schon mal eine Weile aus. Aber ob du so sparsam sein kannst?

Oder leichtes Plus in der Kasse nach der Strecke München - Nordkap. Flaschenpfand machts möglich. Ich hab aber keine Info wie die Rückreise finanziell gelaufen ist. Das mit dem Falschenpfand hab ich dann auch mal für ne Woche ausprobiert. In Norwegen hat das funktioniert, auf 100 km lag genug Pfand um den Tag zu finanzieren. Das reduziert das Sightseeing aber auf den Blick in den Straßengraben. Für mich ist das keine Dauerlösung.

Ein Freund von mir ist fast ohne Geld in der Tasche nach Italien getrampt und nach drei Wochen wieder zurückgekommen. Er hat am Strand geschlafen und irgendwie hat er dort Arbeit gefunden und sich das ganze so finanziert. Ist aber auch ein Typ der über solche Dinge nicht nachdenkt, nicht plant sondern einfach macht. Wenn du dir die Reisegeschichte von Tilmann Waldthaler durchließt wirst du feststellen, dass er das ähnlich macht. Einfach machen und drauf vertrauen, dass es sich schon irgendwie richten wird. Das kann aber auch schiefgehen, Sicherheit gibt es nicht wenn du auf diese Weise unterwegs bist.

Ich hab es auf meinen Reisen jedenfalls so gut wie nie geschaft an bezahlte Arbeit zu kommen. Bis auf ein paar Kleinigkeiten die kaum ins Gewicht fallen hat sich nichts ergeben. Gehöre aber auch eher zu denen die Planen und ein gewisses Maß an Sicherheit brauchen.

Grundsätzlich ist vieles Möglich, aber man muss der Typ dafür sein. Es gab auch schon Leute sind einmal in Nord-Süd-Richtung durch Deutschland gewandert und haben sich nur von Wurzeln, Würmern und totgefahren Ratten ernährt. Ganz umsonst! Ist machbar, aber das kann und will nicht jeder.

Ich sehe das in etwa so. Wenn du hier im Forum fragst "Wie organisiere ich eine Weltreise mit ganz wenig Geld?" Dann bist du nicht der Typ dafür, sowas auf die Beine zu stellen, du willst schon auch die Sicherheit, dass das klappt. Die gibt es aber nicht. Du könntest losfahren und gucken wie weit du kommst. Bei 2000,- Euro in der Kasse würde ich tippen ist nach spätestens 3 Monaten für dich Schluss. Wenn du länger "durchhälst" und noch Spaß an der Reise und dem Lebensstiel hast kann man dir gratulieren.

Ich kann übrigens nicht behaupten das Reisen ohne Geld zwingend etwas mit Schmarotzen zu tun haben muss. Eher mit Anspruchslosigkeit und sehr geringem Sicherheitsbedürfnis.

Gruß
Jörg