Posted by: veloträumer
Re: Übernachtung - 11/27/14 11:45 AM
In Antwort auf: Barfußschlumpf
Ich spielte auf die hier immer wieder durchscheinende Pauschalreisementalität an.
Diese besagt, daß es in der Fremde möglichst nah an den Verhältnissen zu hause im XXL-Schwabenland sein soll, damit die für die Büro- und Internetgenossen sowie Verwandschaft benötigte Urlaubsreise nicht Verdauungseschwerden und Orientierungslosigkeit auslöst. Die Facebook- und Tellermotive möchten aber schon recht bunt sein.
Ich kenne da von außerhalb dieses Platzes noch ganz andere Fälle, wo man schon von Urlaubskolonialismus sprechen muss, so herrschen die Urlauber mit ihren Hundertern über die vorgefundenen Eingeborenen.
* Es gibt durchaus noch andere Urlaubshaltungen, z.B. diejenige des Freizeitkarrierismus. Dieser spielt sich überwiegend in den Ländern, Reiseberichten und der Aufrüstung ab.
Diese besagt, daß es in der Fremde möglichst nah an den Verhältnissen zu hause im XXL-Schwabenland sein soll, damit die für die Büro- und Internetgenossen sowie Verwandschaft benötigte Urlaubsreise nicht Verdauungseschwerden und Orientierungslosigkeit auslöst. Die Facebook- und Tellermotive möchten aber schon recht bunt sein.
Ich kenne da von außerhalb dieses Platzes noch ganz andere Fälle, wo man schon von Urlaubskolonialismus sprechen muss, so herrschen die Urlauber mit ihren Hundertern über die vorgefundenen Eingeborenen.
* Es gibt durchaus noch andere Urlaubshaltungen, z.B. diejenige des Freizeitkarrierismus. Dieser spielt sich überwiegend in den Ländern, Reiseberichten und der Aufrüstung ab.
Soweit d'accord. Schon fast ein Leib- und Magenthema für mich. Betrifft aber das Frühstücksgebaren in Hotels im Allgemeinen und des Radreisenden im Speziellen eher weniger. Der Radreisende leistet ja eine nicht unerhebliche körperliche Leistung und ist daran interessiert, morgens schon mal die energetische Grundlage zu legen. Als TdF-Fahrer hat man dazu seine Köche an Bord, das ist dann auch noch kein Kolonialismus, dürfte der Franzose denken. Als Radreisender stellt man seine Ansprüche halt an den Hotelier gemäß seinem Übernachtungspreis. Nicht umsonst gibt es im Alpenraum traditionell uppiges Frühstück, weil der umsorgte Wanderer mehr Energie für die strammen Waden und den Aufstieg zu Dreischusterpitze braucht als der Pariser Ministerialrat auf der Champs Elysées. Deswegen gibt es in Alpenhotels auch oft Lunchpakete zum Mitnehmen statt opulente Mittagstische im Hotel. So wächst das Angebot des Hoteliers am Bedarf seiner Gäste. Und Grubenarbeiter in Lothringen dürften übrigens auch spätestens beim zweiten Frühstück nicht weniger kräftig zugelangt haben als ihre Kollegen im Saarland beim ersten Frühstück. Es ist letztlich auch gefährlich, die nationalen Klischees des Reiselandes verhätscheln zu wollen. Die Zeiten des Plumpsklos sind in Frankreich auch dem Ende geweiht - und die Franzosen können es ertragen ohne das Gefühl zu haben von Deutschen kolonialisiert worden zu sein.
Das Hotelgewerbe im Allgemeinen ist ab einer gewissen Klasse überwiegend ein internationales Geschäftsmodell. In die Bettenburgen auf Kreta lockt man schwäbische Sparer an, um ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen, was ja nicht einfach ist. Dazu schmiert man ihnen gerne mal Honig ums Maul. Des Hoteliers eigene Villa mit Meerblick muss man ja von irgendwas bezahlen können, wenn der EU-Rettungsschirm Löcher bekommt. Das Geschäftsmodell und sein Erfolg hängt also unmittelbar damit zusammen, dass es seine internationalen Gästen glücklich macht - im BWL-Deutsch: Kundenorientierung, Kundenorientierung. Dabei ist es recht unerheblich, ob der Grieche im Straßencafe nebnan sich mit einer Tasse türkischen Kaffees (schon wieder Kulturimperialismus?) und seiner Lokalzeitung zufrieden gibt. Der Hotelier braucht je nach Kundschaft Bild, FAZ oder New York Times für den Gast. Das ist eben sein Geschäft.
Das Hotelgewerbe war übrigens schon von internationaler Gleichmacherei betroffen, noch bevor es McDonalds und Burger King über den amerikanischen Tellerand schafften, noch nicht mal gegründet waren. Rehrücken Baden-Baden gibt es eben eher im New Yorker Waldorf-Astoria als im Badener-Badener Russencafe.

